Germar Grimsen, Sven Regener

Angulus Durus

Ein Katastrophenfilm
Cover: Angulus Durus
Eichborn Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783821807607
Kartoniert, 176 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

"Was wollen wir? - Nichts. Reden." 70er Jahre, Westdeutschland, eine Neue-Heimat-Siedlung, ein Baggersee und ein Einkaufszentrum. Und ein Straßenbahnfahrer und Vater, wie man ihn sich selbst gewünscht hätte, einer mit ausgezeichneten Kenntnissen in Sachen Ökonomie und Antike, einer, der auch noch seinen Sohn erzieht. Ehe, Beruf und geschichtsphilosophische Rätsel - an allem arbeitet der Vater siegreich sich ab: Allein an seinem Sohn scheitert er, denn der Sohn ist einer von uns und verkörpert vollendet die Lächerlichkeit aller Sehnsüchte. Die Karriere eines Ungeduldigen, eines internationalen Kämpfers, Kameradenschweins, All-Versöhners und Verliebten beginnt und wird für die Haustiere, Eltern, ermittelnden Beamten, ausgebildeten Psychologen und die, die sich gefallen lassen müssen, dass er sie seine Freunde nennt, zu einem klebrigen Alptraum - bis er, gestählt durch eine harte sprachphilosophische Schule, zu einer Wahrheit jenseits des Schwarzfahrens findet: Eckhart, Angulus Durus. In Standbildern und Dialogen, von dogmatischen Fotografien begleitet, verfolgen Germar Grimsen und Sven Regener die Lebensstationen des armen Eckhart zwischen Huchting, Roland-Center und Sodenmattsee. Ein Buch voller toter Tiere, erlesener Katastrophen und schrecklicher Aromen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.03.2007

Einen recht ambivalenten Eindruck hat Germar Grimsen und Sven Regeners Buch "Angulus Durus" bei Rezensent Wolfgang Lange hinterlassen. Jedenfalls sieht er damit die These vom Tod der Popliteratur widerlegt. Lange vergleicht das Buch mit einem Eintopf: "recht bunt, durchaus schmackhaft, aber nicht gerade delikat". Er sieht darin einen Mix aus Kunst und Müll, Genialität und Dilettantismus, skurrilem Humor und gequirltem Unsinn. Thematisch und motivisch von Dostojewskis "Traum eines lächerlichen Menschen" (1877) beeinflusst, handelt es sich um ein aus Adoleszenz- und Alltagserfahrungen der 70er Jahre konstruiertes Drama über die polizeilichen Ermittlungen nach einem Großbrand in einer Hippie-Kolonie. In Form von Spielszenen, Zeugenaussagen, Fotos und anderem werden nach Auskunft Langes die Ambitionen, Ticks und Machenschaften des Hauptverdächtigen Eckart beleuchtet, wobei sich die Autoren gehörig über das popkulturelle Milieu der siebziger Jahre lustig machen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.03.2006

Was es mit Sven Regeners Co-Autor dieses Buchs für eine Bewandnis hat, erklärt uns Rezensent Jörg Sundermeier folgendermaßen: Germar Grimsen ist der Herausgeber einer kleinen Literaturzeitschrift namens "Salmoxisbote", die einen heute selten "Obskurantismus" pflege. In eben dieser Zeitschrift veröffentlichte Sven Regener einen Text, in dem ein "Herr Lehmann" einem Hund begegnet. Nun hätten sich die beiden noch einmal zusammengetan, um gemeinsam ihrem Hang zur "schönen Spinnerei" nachzugehen. Herausgekommen ist dabei laut Sundermeier ein "schönes kleines Buch", angeblich ein Drehbuch für einen dezidiert spannungsarmen Katastrophenfilm, in dem es um einen lächerlichen Menschen gehtt, der alle anderen Menschen in seine Lächerlichkeit mitreißt. "Was wollen wir? - Nichts. Reden", zitiert der Rezensent vom Buchdeckel und hat zu seiner Zufriedenheit genau dies in dem Buch gefunden: "Das ist angenehm".
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