Georg Klein

Die Zukunft des Mars

Roman
Cover: Die Zukunft des Mars
Rowohlt Verlag, Reinbek 2013
ISBN 9783498035341
Gebunden, 384 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Die Mars-Kolonisten brauchen keine Atemgeräte mehr. Der Kontakt zur Mutterzivilisation und ihrer einstigen Hochtechnologie ist längst abgerissen. Sie, die Nachfahren der ersten Siedler, leben in einer kargen, analphabetischen Kultur von eigentümlicher Schönheit. Aber ganz ist die Schrift nicht verloren: ein junger Hilfsarzt studiert die als unlesbar geltenden heiligen Bücher des Sonnenhauses, beginnt gar, die leeren letzten Blätter mit eigenen Beobachtungen zu füllen. Auf der Erde, im Freigebiet Germania, am Westrand der chinesischen Protektorate, hat der alte Spirthoffer sein "Elektronisches Hospital" eröffnet. Er scheint alle Geräte, die den Großen Winter überdauert haben, reparieren zu können. Der freundliche Greis heuert die sibirische Zuwanderin Elussa an, angeblich um seine Russisch-Kenntnisse aufzufrischen. Elussas kleine Tochter Alide schließt den Tüftler sofort ins Herz. Mutter und Tochter ahnen nicht, wie weit der alte Mann tatsächlich in die Zukunft plant.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.11.2013

Wolfgang Schneiders Fantasie und Kombinatorik sind gefordert bei diesem Mars-Roman von Georg Klein, einem etwas anderen Sci-Fi-Text, wie Schneider zaghaft warnend betont. Denn: Auf Spannung erpichte Leser, so der Rezensent, kommen kaum auf ihre Kosten, zu verschachtelt die Handlung, zu überkonstruiert, zu blass auch mitunter. Wer jedoch das Rästelraten mag, den Blick auf eine archaische Zukunft mit Mars-Matriarchat und Mockmock-Kultur, wer in Kleins meisterlich "poliertem" Ton Ungeheuerliches präsentiert zu bekommen wünscht, dem empfiehlt Schneider das Buch rundweg.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2013

Mit viel Lob bespricht Rezensent Fritz Göttler Georg Kleins neuen Roman "Die Zukunft des Mars". Der Kritiker spürt nicht nur Kleins grenzenlose Erzähllust und Faszination, mit der er vom Leben einer kleinen Kolonie auf dem Mars berichtet, sondern entdeckt in diesem eindrucksvollen Roman auch Anleihen des ethnologischen Erzählens eines Claude Levi-Strauss'. Im gelassen-pragmatischen Ton der poetischen Sachlichkeit erzähle Klein, wie eine nahezu archaische Gesellschaft ganz unabhängig von Erinnerungen an das Leben auf der Erde ihr Dasein auf dem Mars in einem einfachen Herrschaftssystem, versorgt durch den kugeligen Planetenbewohner Mockmock organisiere. Der Kritiker hat während der Lektüre das Gefühl als stiller Beobachter Stück für Stück in die Abläufe der fremden Gesellschaft einzudringen; zugleich liest er gebannt, wie Klein in seiner Dystopie den gerechten Untergang der Menschheit durch eine Seuche und den "Dialogischen Terrorismus" beschreibt. Ein ironischer, unheimlicher und geheimnisvoller Roman, der eine bedrohliche Zukunftsvision schildert, die lange nachhallt, lobt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.10.2013

Wie aus dem All gefallen scheint Philipp Theisohn Georg Kleins neuer Roman, ein Text mit adventischer Verheißung, wie der Rezensent berichtet, und die lautet in etwa: galaktische Maschinen und Bücher machen die Literatur der Zukunft, eine marsianisch-irdische Koproduktion. Was Klein hier sozusagen vorab an Geschmacksproben bietet, gefällt Theisohn schon mal gut. Dieser "Roman von morgen" bezieht seinen Reiz für den Rezensenten vor allem aus der Vielzahl der Bezüge zu Kleins früheren Büchern und zur Vorgeschichte der in ihm verhandelten Realität. Laut Theisohn ergibt das eine meisterliche Reflexion des Schreibens in diesem Jahrhundert. Und so schöne Neologismen, wie "Mockmock" und "Warmstein", mit dem sich die Marsianer narkotisch vergnügen, gibt's obendrauf.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.09.2013

Das All ist in Mode, verkündet Ina Hartwig. Nach Ernst-Wilhelm Händler und Reinhard Jirgl schickt jetzt auch Georg Klein die Heldin seines neuen Romans "Die Zukunft des Mars" in den Weltraum, eben auf den Mars, berichtet die Rezensentin. "Die blaue Mutterkugel" Erde hat sich gehörig verändert, und das Mädchen, Alide, ist mit seiner Mutter aus dem zukünftigen, aber rückständigen Novonovosibirsk bis in die Westgebiete des chinesischen Protektorats gezogen, bis nach Germania, wo es etwas bequemer sein soll. Demokratie gibt es nicht mehr, geheizt wird mit knappem Brennmaterial, Kleins Zukunft wirkt reichlich altmodisch, findet Hartwig. Schließlich wird Alide von der Parodie eines degenerierten sowjetischen Ingenieurs, tarnungshalber "Opa" genannt, zur Kosmonautin auserkoren, berichtet die Rezensentin, die ein wenig das Gefühl hat, "einer gewissen kindlichen Bastelseligkeit" beizuwohnen. Hartwig fand nur schade, dass die liebevoll ausgemalten Welten erst am Ende zueinander finden, wenn Alide schließlich zurückkehrt, verrät die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.09.2013

Sehr angeregt referiert Judith von Sternburg die Grundkonstellation aus Georg Kleins Endzeit-Roman "Die Zukunft des Mars": die Erde ist verwüstet, das Leben primitiv und schwierig, aber nicht so primitiv und schwierig wie das Leben auf dem Mars, das parallel stattfindet. Dort leben die Menschen in einer analphabetischen Gesellschaft zusammen, in der nicht alles "von Wörtern angerührt, von Sätzen umtastet" wird, wie von Sternburg eine Romanfigur zitiert. In typischer Manier verzichtet Klein darauf, allzu viel zu erklären, und erzählt lieber, konstatiert die Rezensentin und stellt einige zentrale Figuren und Motive aus dem Roman vor, der sie an Kleins Romanvorgänger "Roman unserer Kindheit" erinnert (beide schildern eine Welt ohne Internet), aber auch an Reinhard Jirgls "Nichts von euch auf Erden" (beide spielen auf dem Mars) und, was die rudimentären Gesellschaftsstrukturen angeht, an William Goldings "Herr der Fliegen". Von Sternburgs Fazit: Mit "Die Zukunft des Mars" hat Georg Klein einen "verrückten, spannenden und friedfertig-pessimistischen Zukunfts-Thriller" vorgelegt.
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