Felwine Sarr

Die Orte, an denen meine Träume wohnen

Roman
Cover: Die Orte, an denen meine Träume wohnen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2023
ISBN 9783103971750
Gebunden, 192 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Doris Heinemann. Die Zwillingsbrüder Fodé und Bouhel wachsen im Senegal auf und sind auf der Suche nach ihrem Selbst. Fodé ist Schreiner, er führt ein traditionelles Leben in seiner Heimat und folgt seiner spirituellen Berufung. Bouhel entscheidet sich für die Literatur und die Musik. Er studiert in Frankreich und findet in der Liebe mit Ulga, einer polnischen Studentin, seine Erfüllung. Doch ein Unglück versperrt ihren gemeinsamen Weg in die Zukunft. Erst Jahre später finden die Brüder wieder zusammen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.08.2023

Rezensent Tobias Schweitzer ist von Felwine Sarrs zweitem Roman enttäuscht. Dagegen, dass Sarr sein "postkoloniales Interesse" nun auch in Romanform bringt, hat der Kritiker gar nichts einzuwenden. Und auch die Geschichte um ein ungleiches Zwillingspaar aus dem Senegal ist von der Grundidee her nicht schlecht, meint Schweitzer: Fodé bleibt in seinem afrikanischen Heimatdorf und widmet sich der Aufrechterhaltung spiritueller Traditionen, Bouhel studiert Semiotik in Frankreich und bringt in Notwehr den gewalttätigen Bruder seiner Freundin um. Fodé versucht daraufhin, seinen Bruder auch mit Hilfe spiritueller Riten aus der Haft zu befreien, resümiert der Rezensent. Eine überzeugende Verbindung der Handlungsstränge vermisst Schweitzer allerdings ebenso wie Pointen und sprachliche Abwechslung.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.07.2023

Rezensent Jörg Häntzschel ist ratlos angesichts von Felwine Sarrs neuem Roman, der ihn von fern an "Afrotopia" erinnert, aber dann den unterschiedlichen Lebenswege zweier Brüder aus dem Senegal folgt, um … Ja, um was? Häntzschel ist sich nicht so sicher, was der Autor eigentlich bezweckt mit seiner in kurzen Gegenschnitten erzählten Geschichte. Will er die spirituellen Traditionen Afrikas gegen das moderne Leben in Europa ausspielen? Die langwierigen Schilderungen von Riten verweisen darauf, glaubt Häntzschel. Was das kulturelle Erbe mit der Gegenwart zu tun hat, erklärt der oft "tonlosund anämisch" wirkende Text aber nicht, so der Rezensent. So richtig warm wird der Text für Häntzschel erst gegen Ende, als einer der Brüder sich verliebt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 06.06.2023

Rezensentin Sigrid Brinkmann spürt das Strömen in Felwine Sarrs zweitem Roman. Die Figuren im Text, namentlich ein senegalesisches Zwillingspaar, vollziehen große Bewegungen selbst dann, wenn sie sich nicht rühren, stellt sie erstaunt fest. Das innere Nomadentum setzt der Autor laut Brinkmann poetisch in Szene, als zurückschauenden Erzählfluss seiner Figuren. Stark findet Brinkmann, dass der Autor auf ethnologische Sichtweisen verzichtet, wenn er die teils mystische Glaubenskultur der Figuren beschreibt. Weniger gelungen scheint ihr die Liebesgeschichte zwischen einem der Zwillinge und einer frommen Polin. Ein Roman wie ein lebensphilosophischer Wachtraum, so Brinkmann.