Felix Heidenreich

Nachhaltigkeit und Demokratie

Eine politische Theorie
Cover: Nachhaltigkeit und Demokratie
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518299883
Taschenbuch, 243 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Was bedeutet das Ziel der Nachhaltigkeit für unsere Demokratie? Angeblich besteht ein Gegensatz zwischen dem Anspruch auf individuelle Freiheit einerseits und der ökologischen Notwendigkeit der kollektiven Selbstbeschränkung andererseits. Um einen Weg aus diesem vermeintlichen Dilemma aufzuzeigen, greift Felix Heidenreich in seinem grundlegenden Buch auf die republikanische Tradition der Demokratietheorie zurück. Wo der Liberalismus die Freiheit als individuelle Ungebundenheit feiert, konzipiert der Republikanismus Freiheit als kollektive Selbstbindung. Demokratie besteht dann nicht darin, einem Minimum an Regelungen unterworfen zu sein, sondern sich selbst als Koautor:in kollektiver Selbstbindungen zu verstehen, die den Aufbau nachhaltiger Lebenswelten ermöglichen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2023

Der Klimawandel spannt einen apokalyptischen Horizont vor uns auf. Alles, was wir jetzt nicht tun, müssen wir im nächsten Jahr zusätzlich tun, und führt unausweichlich in die Katastrophe, falls wir es gar nicht tun, schreibt Christian Schwägerl in der Einleitung seiner Kritik. Vor diesem Horizont stellt sich die Frage, wie Demokratien mit dieser Herausforderung umgehen sollen. Schwägerl bespricht Felix Heidenreichs "Nachhaltigkeit und Demokratie - eine politische Theorie" zusammen mit dem Buch "Demokratie im Feuer" des Journalisten Jonas Schaible, der ähnliche Fragen stellt. Ausführlich referiert Schwägerl Heidenreichs Entgegensetzung von "Minneapolis 1956" - der Stadt mit der ersten Shoppingmall, die zum hemmungslosen Konsum einlud - mit "Kopenhagen 2025", der Stadt, die 2025 klimaneutral sein will und die schon mal raus ist, falls die Welt demnächst untergeht. Im einen Modell schreibt Schwägerl "Freiheit" in Anführungszeichen und weiß sich hier wohl mit Heidenreich einig, im andern Modell schreibt sich Freiheit ohne, funktioniert aber nicht ohne gemeinsam beschlossene Regeln und Verbote. Eine Konsultative aus Bürgerräten soll den Rest der Gesellschaft überwachen, erzählt Schwägerl weiter, der hier allerdings die Schwäche von Heidenreichs Buch sieht: Heidenreich, so seine Kritik, will sich auf das Getümmel der Meinungsschlachten in Demokratien gar nicht erst einlassen und bleibt im entscheidenden Punkt appellativ. Dennoch liest man aus Schwägerls Kritik heraus, dass Heidenreich in seinem Buch entscheidende Fragen stellt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.10.2023

Das Schlagwort Nachhaltigkeit ist in aller Munde, stellt Rezensentin Kira Meyer fest, seltener jedoch liegt der Fokus darauf, wie sich Nachhaltigkeit und Demokratie vereinbaren lassen. Den versucht Philosoph und Politikwissenschaftler Felix Heidenreich ihr in seinem neuen Buch zu liefern: Seiner zentralen These zufolge beeinflussen sich beide gegenseitig, dabei befasst er sich mit der Demokratie aber weit ausführlicher als mit der Nachhaltigkeit, wie Meyer ein wenig enttäuscht festhält. Ihr zufolge interessiert sich Heidenreich vor allem für die Diskussion über republikanische versus liberale Freiheit und Demokratie, sie hätte sich gewünscht, dass der Autor dabei auch berücksichtigt, dass es durchaus im Interesse der BürgerInnen liegen kann, freiheitlich zu mehr Nachhaltigkeit beizutragen. Dass Nachhaltigkeit aber insgesamt keine individuelle Frage ist, sondern eine vor allem um "kollektiv bindende Vorgaben", die nachhaltige Entscheidungsanreize setzen, vermittelt er ihr insgesamt überzeugend. Die Kritikerin schließt sich dem Anliegen des Buches durchaus an, hält sie doch fest: "Einen Absturz kann eigentlich niemand wollen."