Dorothea Dieckmann

Termini

Roman
Cover: Termini
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2009
ISBN 9783608936605
Gebunden, 315 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Ansgar Weber ist ein junger Journalist und für ein großes deutsches Nachrichtenmagazin tätig. Er reist nach Rom, um über die Verurteilung des Kriegsverbrechers Erich Priebke zu schreiben. Doch neben seinem offiziellen Auftrag folgt Ansgar einer viel sensationelleren Spur, von der er sich einen Coup und beruflichen Aufstieg erhofft: In der Stadt lebt eine berühmte, seit Jahren tot geglaubte deutsche Schriftstellerin. Als das Interview mit ihr gefährdet ist, beginnt Ansgar, Anzeichen wahrzunehmen, die ihn auf Schritt und Tritt verstören, als hätte die verwahrloste Ewige Stadt einen doppelten Boden. Und mit einem Mal schwebt er selbst in Lebensgefahr ...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.03.2010

Ulrich Baron ist dem Protagonisten in Dorothea Dieckmanns Rom-Roman "Termini" sehr fasziniert und, wie er schreibt, "gerne" durch seinen labyrinthischen Weg durch die ewige Stadt gefolgt. Der Journalist Ansgar soll über den Kriegsverbrecherprozess gegen NS-Offizier Erich Priebke berichten, begibt sich aber wesentlich engagierter auf die Suche nach einer tot geglaubten Schriftstellerin, weil er hier eine lukrative Titelgeschichte wittert, fasst der Rezensent zusammen. Das "politische und medienkritische" Potenzial des Romans droht allerdings in der immer surrealer und verworreneren Höllenfahrt durch die Stadt unterzugehen, glaubt der Rezensent zunächst, auch wenn er darin gerade den "Reiz" von Termini verankert. Und am Ende zwischen (Alb-)Traum und Wirklichkeit, in Andeutungen und Anspielungen und dem Gewirr von Spuren aus der antiken und der jüngeren Vergangenheit kristallisiert sich doch so etwas wie eine kritische "Moral" heraus, wenn sich der journalistische Coup, auf den Ansgar hoffte, in Luft auflöst, stellt Baron beeindruckt fest.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2009

Als Höllentrip durch das bild- und geschichtsträchtige Rom, bei dem einem mitunter "Hören und Sehen vergeht", beschreibt Beate Tröger Dorothea Dieckmanns Roman "Termini". Ein Journalist, der zum Prozess gegen den NS-Verbrecher Erich Priebke nach Rom geschickt wird, beschäftigt sich lieber mit einer totgeglaubten, deutlich an Ingeborg Bachmann erinnernden deutschen Schriftstellerin. Zusammen mit einem ebenfalls vor Jahren aus Deutschland nach Rom gekommenen Wahrsager bilden die beiden das "Dreigestirn", das sich im fünftägigen Verlauf des Romans wechselseitig spiegeln, beleuchten und revidieren wird, erklärt die Rezensentin. Vielfältig sind die architektonischen Bezüge, die Dieckmann als Referenzpunkte zu den Seelenzuständen ihrer Protagonisten setzt, und ausgiebig werden auch literarische und geschichtsphilosophische Reflexionen ausgebreitet. Mitunter geht dadurch die "Erzählerin" in Dieckmann etwas unter, findet Tröger, und sie sieht die Gefahr der Überfrachtung des Romans nicht immer ganz sicher gebannt. Und trotzdem registriert die Rezensentin mit Respekt, wie "ernst es der Autorin mit dem Schreiben ist", und außerdem bewundert sie in "Termini" eine sprachmächtige Hommage an die Ewige Stadt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2009

Dieser Roman ist ein Höllentrip, stellt Rezensentin Beatrix Langner fest. Dorothea Dieckmann rechnet mit der deutschen Öffentlichkeit ab, die über die Nazi-Mörder nur noch schweigen wolle. Vor allem die jüngere Generation, im Roman verkörpert durch einen 30-jährigen Spiegelreporter, einen "Schlappschwanz in Turnschuhen", so Langner, zeichne sich durch dezidiertes Desinteresse an der deutschen Vergangenheit aus. Der Reporter, lesen wir weiter, soll aus Rom über den Prozess gegen den NS-Verbrecher Erich Priebke berichten. Aber dieser Fall interessiert ihn im Grunde nicht, statt dessen hofft er, eine berühmte deutsche Schriftstellerin aufzuspüren, die für tot erklärt wurde, aber angeblich doch noch lebt (kann man durchaus an Ingeborg Bachmann denken, meint Langner). Am Ende gibt es einen Mord. Für Langner belegt "Termini" das Scheitern der politischen Aufklärung in Deutschland. Und angesichts der Realität - von deutschen Medien weitgehend unkommentiert verbreiteten rechtsradikale Webseiten seit diesem Sommer die Kampagne "Freiheit für Priebke" - gibt Langner ihr Recht.