Don Mee Choi

DMZ Kolonie

Cover: DMZ Kolonie
Spector Books, Leipzig 2023
ISBN 9783959057165
Kartoniert, 168 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Dorothee Elmiger, Mathias Zeiske und Jan Wenzel. Aus dem Koreanischen übersetzt von Uljana Wolf. Mit Illustrationen von Ina Kwon. Die demilitarisierte Zone (DMZ) Koreas, teilt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs Korea und ist heute eine der am stärksten militarisierten Grenzen der Welt. Zerrissen zwischen Orten und Sprachen, zwischen Erinnerungen und Vergangenheiten entwickelt die in Südkorea geborene Lyrikerin und Übersetzerin Don Mee Choi eine Form des Schreibens, die Erinnerungen an die eigene Kindheit und Familie, die politische Geschichte Südkoreas und Migrationserfahrungen in einen Zusammenhang bringt. Dabei bedient sie sich verschiedenster Genres und Formen: Memoir, Liste, Tagebuch, visuellePoesie, Essay, außerdem bezieht sie Fotos ihres Vaters, eines Kriegsfotografen, und andere visuelle und archivarische Materialien ein, um die sich überschneidenden Geschichten Koreas und der USA zu erforschen. Bewusst arbeitet Don Mee Choi in DMZ KOLONIE mit dem Weißraum der Buchseite und gruppiert Texte und Bilder zu ebenso spannungsreichen wie offenen Konstellationen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.10.2023

"Ein Buch, auf das man sich einlassen muss", liest Rezensentin Insa Wilke: Die Künstlerin Don Mee Choi bringt ihr Geschehnisse näher, an die man sich im Westen kaum erinnert. Der Krieg in ihrem Heimatland Korea und der Übergang in eine militarisierte Diktatur, gestützt von den USA, ist im historischen Gedächtnis kaum mehr präsent. Die USA, in die sie emigriert ist, wirken dabei als Kolonialmacht in der titelgebenden "demilitarisierten Zone" zwischen Nord- und Südkorea, mithin wird die englische Sprache Wilke von Choi auch als Sprache der Kolonialisierung und des Exils zugleich nähergebracht. Das Motiv der umherziehenden Schneegänse taucht dabei immer wieder auf und verwebt sich mit autobiografischen Elementen, Fotos und Gedichten zu einem anspruchsvollen Assoziationsnetz, das der Kritikerin einiges abverlangt, ihr aber auch die Kunst zeigt, sich der Sprache als Aggressor zu verweigern. Ob man dadurch Phänomene des K-Pop besser versteht, weiß Wilke nicht, aber ihr hat das Buch eine neue Form von bruchstellenreicher Sprach- und Kulturübersetzung gezeigt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 29.09.2023

Rezensent Nico Bleutge erkennt in den Texten der südkoreanischen Dichterin Don Mee Choi die Kunst der Übersetzung. In diesem besonderen Fall geht es laut Rezensent um das Übersetzen von kolonialen Strukturen ins dichterische Wort, aber auch in Bilder, Fotos und Zeichnungen. Indem sich die Autorin mit der eigenen, von der Teilung Koreas geprägten Familiengeschichte sowie mit genau recherchierten Fremderzählungen und den politischen Strukturen dahinter befasst, sie variiert, "überschreibt" und fantasievoll in Bildlichkeiten überführt, stellt sie laut Bleutge auch Fragen nach der Vereinbarkeit von Schönheit und Grausamkeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.07.2023

Das Akronym DMZ steht für die demilitarisierte Zone, einen vier Kilometer breiten Grenzstreifen zwischen Süd- von Nordkorea, erfährt Rezensent Tobias Lehmkuhl in diesem Buch von Don Mee Choi, das sich genretechnisch nicht so leicht einordnen lässt - von Lyrik über Prosa bis Fotografie ist vieles dabei. Aus einer DMZ kommt die Autorin und dorthin kehrt sie zurück, um über die schwierige Geschichte Südkoreas nach dem Koreakrieg zu schreiben, über Folter und Massaker, oft unterstützt durch Fotografien ihres Vaters, der als Pressefotograf viele wichtige historische Momente festgehalten hat, erklärt Lehmkuhl. Er hätte sich gewünscht, dass die Autorin diese auch mit Zweifeln behaftete Rolle des Vaters stärker in den Blick nimmt, wie auch die Geschichte ihrer neuen Heimat, den USA, die immerhin General Park Chung-hee nach seinem Militärputsch in Südkorea unterstützten. Das hätte ein gutes Buch noch besser gemacht, resümiert der Kritiker.
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