Dieter Hildebrandt

Das Berliner Schloss

Deutschlands leere Mitte
Cover: Das Berliner Schloss
Carl Hanser Verlag, München 2011
ISBN 9783446237681
Gebunden, 272 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Fünf Jahrzehnte konnte niemand das Berliner Schloss leiden. Voltaire, Friedrich der Große und die meisten anderen Schlossbewohner wollten ihm lieber entkommen denn es bewohnen. Dieter Hildebrandt stellt die Frage an uns Zeitgenossen: Warum wollen wir partout zurück in dieses Schloss, das tausend Zimmer, aber keine Seele hatte? Hatten nicht die Berliner schon 1448 ein besseres Gespür für Architektur, als sie den ersten Burgbau durch eine Wasserflut zu verhindern wussten? Dem Hype um die Rekonstruktion in der Mitte Berlins setzt Dieter Hildebrandt einen verblüffenden Rückbau entgegen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.01.2012

Das Buch kommt spät, zu spät, bedauert Jens Bisky, um die Berliner Schlossbauenthusiasten zu bekehren. Doch bekehren möchte Dieter Hildebrandt wohl auch nicht, nur ein bisschen Schloss-Geschichte erzählen, stets pointiert und leidenschaftlich, wie Bisky erfreut feststellt, und dokumentieren, was die Bewohner, die Friedrichs und Wilhelms, im Gemäuer so empfanden. Bisky hält das schlicht für so intelligent, dass er Regalmeter Anti-Schloss-Literatur dafür drangibt. Bedauerlich erscheint ihm allerdings nicht nur das späte Erscheinen des klugen Bandes, sondern auch Hildebrandts Siebenmeilenstiefelei bis zu Wilhelm II., ohne viel kunsthistorisches oder ästhetisches Aufhebens. Geradezu verstörend findet er, wie der Autor schließlich die Sprengung des Baus rechtfertigt. Den unterstellten Größenwahn, der sich angeblich in den Schlossmauern manifestierte, nimmt Bisky ihm nicht ab. Als Streitschrift gegen grassierende Preußen-Nostalgie taugt ihm Hildebrandts lichte Schrift aber vorzüglich.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2011

Überaus angetan zeigt sich Jürgen Tietz von Dieter Hildebrandts Geschichte des Berliner Schlosses. Das Buch führt für ihn das problematische Verhältnis sowohl der herrschaftlichen Bewohner als auch der Berliner zu "ihrem" Schloss über die Jahrhunderte hinweg prägnant vor Augen. Es bietet seines Erachtens einen interessanten Blick auf die Geschichte Preußens aus der Perspektive des Schlosses. Die Mühen des Schlossbaus auf morastigem Spreegrund kommen ebenso zur Sprache wie der Umstand, dass Friedrich II. das malerische Sanssouci bevorzugte. Deutlich wird für ihn, "wessen Geistes Kind Bauherr und Bewohner des Schlosses stets waren." So stellt sich dem Rezensenten abschließend doch die Frage, ob den Deutschen wirklich klar ist, was sie da in der Mitte Berlins wieder errichten wollen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.09.2011

Ob Andreas Kilb Dieter Hildebrandts Buch nun in die vom Autor intendierte Richtung deutet oder bloß, wie es ihm gefällt, wissen wir nicht. Dass Kilb das Buch begeistert, lässt sich indes nicht übersehen. Und dafür kommt es gar nicht darauf an, ob Hildebrandt einen Traktat gegen das Berliner Schloss hat schreiben wollen oder ob sich der Text am Ende tatsächlich gegen dieses Anliegen sträubt und einfach in die andere Richtung losmarschiert, wie Kilb meint. Ihm kommt es so vor. Vielleicht will er es auch so. Dass Hildebrandt hier dem Schloss mittels Anekdoten, Episoden und Histörchen ein Eigenleben zurückgibt, wie Kilb erläutert, dass er die barocken Mauern wiederbelebt und damit den Leser lehrreich und erfrischend bezaubert, ist doch schon genug.
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