David Chariandy

Francis

Roman
Cover: Francis
Claassen Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783546100168
Gebunden, 192 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Thomas Brovot. Francis und Michael sind Brüder. Sie werden in einem heruntergekommen Viertel am Stadtrand Torontos groß. Francis passt auf den jüngeren Michael auf, doch er kann ihn vor einem Messer, nicht aber vor den Vorurteilen beschützen, denen sie als junge schwarze Männer ausgesetzt sind. Die Realität freilich ist eine andere. Während Michael schüchtern erste Liebeserfahrungen macht, verfolgt Francis zusammen mit Freunden den Traum, im Hip-Hop-Business groß rauszukommen. Nach einem Konzert steht eines Nachts die Polizei im Desirea, dem Treffpunkt der Clique. Das passiert nicht zum ersten Mal. Aber diesmal eskaliert die Situation, es fallen Schüsse und den Schüssen nicht nur die Träume der jungen Menschen zum Opfer.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.01.2022

Dieser Roman ist wie "ein Lied von Nina Simone", seufzt Rezensent Ulrich Rüdenauer. Er kramt hier zunächst mit den beiden schwarzen Freunden Jelly und Francis in Plattenläden im Toronto der Achtziger, träumt mit ihnen in der Trostlosigkeit der Einwanderersiedlung von der großen DJ-Karriere und erlebt Armut und Gewalt. Bei einer Polizei-Razzia wird Francis erschossen, zehn Jahre nach seinem Tod kommen seine inzwischen gescheiterten Freunde und Angehörigen zusammen: Der drogensüchtige Jelly, Francis Bruder Michael samt Ex-Freundin und Mutter, um die sich Michael seit dem Tod von Francis kümmerte, resümiert der Rezensent. Wie Chariandy in seinem zweiten Roman vom Schicksal der Überlebenden erzählt, ohne "Sozialromantik" - und dabei zwischen den Zeiten switcht, findet Rüdenauer meisterlich. Und die "Sätze von poetischer Beiläufigkeit" in diesem Roman hallen bei ihm noch lange nach.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.12.2021

Rezensent Andreas Platthaus liest David Chariandys Roman um eine Bruderliebe im kanadischen Scarborough Ende der 1980er mit Interesse. Das Thema, es geht um Ausgrenzung Nicht-Weißer im melting pot und ihre von der Straße geklaubte Alltagsklugheit, passt laut Platthaus gut zu den Debatten der Gegenwart, auch wenn der Text im Original bereits 2017 erschien. Dennoch ist der Roman nicht aktivistisch motiviert, sondern moralisch, erkennt Platthaus. Das Bildungsthema und das soziale Milieu behandelt der Autor mit einer Lebendigkeit, die den Leser atemlos zurücklässt, versichert der Rezensent.
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