Dave Eggers

Zeitoun

Cover: Zeitoun
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2011
ISBN 9783462042993
Gebunden, 367 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen Klaus Timmermann und Ulrike Wasel. Dave Eggers erzählt in seinem jüngsten, vielfach ausgezeichneten Werk die wahre Geschichte der amerikanisch-syrischen Familie Zeitoun, die nach dem Hurrikan Katrina unschuldig ins Visier der amerikanischen Terrorismusfahnder gerät. Als der Hurrikan Katrina sich im August 2005 New Orleans nähert, beschließt Abdulrahman Zeitoun, Vater von vier Kindern, seine Familie Schutz in Arizona suchen zu lassen, selbst aber in der Stadt zu bleiben, um sein Haus und die Arbeitsstätten seines Malerbetriebes im Auge zu behalten. In den Tagen nach dem Sturm fährt er mit seinem Kanu durch die überflutete Nachbarschaft und hilft, wo er kann. Am 6. September wird Zeitoun ohne Angabe von Gründen von der Nationalgarde verhaftet und zunächst in ein provisorisches Gefängnis gesteckt, wo er unter unmenschlichen Bedingungen und ohne Kontaktmöglichkeit nach außen festgehalten wird. Für seine Familie bleibt Zeitoun spurlos verschwunden. Erst nach Wochen erreicht sie auf Umwegen ein Lebenszeichen und sie beginnen, um Zeitouns Freilassung zu kämpfen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.07.2011

Mit hohem Lob bedenkt Anja Hirsch diesen Roman über die syrisch-amerikanische Familie Zeitoun von Dave Eggers. Dem Autor gelingt in ihren Augen mit der auf einer wahren Begebenheit basierende Geschichte des Familienvaters Abdulrahman Zeitouns, der sich nach dem Hurrikan "Katrina" nützlich macht und dann wegen des Verdachts auf Terrorismus festgenommen wird, die eindrucksvolle Schilderung eines "beschämenden Kapitels" jüngster amerikanischer Geschichte. Die akribisch recherchierte, nüchterene Darstellung des Martyriums des freiheitsliebenden Zeitoun, dessen Welt aus den Fugen gerät, ist für sie geradezu ein Meisterstück. Das Besondere an diesem Werk scheint ihr die Vermittlung von Fiktion und Realität durch einen gekonnten Einsatz erzählerischer Mittel zur Aufdeckung von Missständen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.05.2011

Angela Schader erscheint zwar die Großzügigkeit, mit der Dave Eggers die Erlöse für seinen jüngsten Roman "Zeitoun" gleich dreizehn verschiedenen Hilfsorganisationen zukommen lassen will, etwas naiv. Sie kann sich offensichtlich nicht vorstellen, dass dabei viel herauskommen wird, denn einen Bestseller glaubt sie hier nicht vor sich zu haben. Dafür passt diese Geste gut zu der hier erzählten (wahren) Geschichte von Abdulrahman Zeitoun, der während des Hurrikans "Katrina" von 2005 in New Orleans zu helfen versuchte und dabei unter Missachtung aller rechtlicher Grundsätze als verdächtigter Al-Qaida-Terrorist festgehalten wurde. Der Rezensentin kommt die herausgestellte "Güte" Zeitouns und seine Standhaftigkeit, auch nachdem er solche Ungerechtigkeiten erlitten hat, zwar etwas überzeichnet vor. Doch kann sie sich vorstellen, dass die Zweifel, die sie dabei beschleichen, nicht unbedingt dem Buch, sondern vielleicht doch dem "Maß des Zynismus" des durchschnittlichen Lesers anzulasten sei.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.04.2011

Ulrich Sonnenschein hat mit Bestürzung und Faszination Dave Eggers auf wahren Begebenheiten gründenden Roman über den syrischen Einwanderer Abdulrahmen Zeitoun gelesen, der während der Hurrikankatastrophe in New Orleans als vermeintlicher al-Qaida-Terrorist inhaftiert wird. Besonders beeindruckt ihn, dass Eggers sich nicht zum "geifernden Ankläger" aufschwingt, sondern mit viel Einfühlungsvermögen zeigt, wie rasch sich eine "Kultur unter Druck" auflöst und von ihren Grundsätzen abrückt. Ebenfalls mit Hochachtung registriert der Rezensent, dass alle Einnahmen dieses in den USA sehr erfolgreichen Buches in die "Zeitoun-Stiftung" geht, die sich der Opfer des Hurrikans Katrina annimmt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.03.2011

Alex Rühles Resümee ist klar und ergriffen: Ein großer Text. Ein Text darüber, dass der Kampf für Freiheit in neue Unfreiheit führen kann, die Geschichte eines Amerikaners aus New Orleans, der bei Katrina helfen will und von paranoiden Truppen des unvergessenen George W. Bush aufgegriffen und ins Gefängnis gesteckt, weil er arabischen Ursprungs ist. Denn Bushs Truppen denken nicht etwa daran, denn Opfern des Hurrikans zu helfen, sie suchen nur nach angeblichen Terroristen, die die Naturkatstrophe ausnutzen, stecken sie ohne Prozess ins Gefängnis, misshandeln sie, lassen die Familie ohne Nachricht. Surreal wirkt das Buch auf Rühle auch in seiner Beschreibung der Katastrophe, die Eggers in großer Stille und Nüchternheit schildere. Rühle stellt diesen Reportageroman neben Capotes "Kaltblütig" und Mailers "Gnadenlos".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.02.2011

Mit angehaltenem Atem hat Heinrich Wefing diesen Bericht aus New Orleans gelesen, in dem Starautor Dave Eggers schildert, wie dort nach dem Hurrikan Katrina die Sicherungen des Rechtsstaat ebenso brachen wie die Dämme des Mississippi. Eggers erzählt so nüchtern wie packend die Geschichte des aus Syrien stammenden Abdulrahman Zeitoun, der im überfluteten New Orleans völlig unschuldig festgenommen wird und 24 Tage lang ohne Anklage, ohne Anwalt, ohne Grund weggesperrt wird. Besonders beeindruckt hat den Rezensenten, mit welcher Selbstdisziplin Eggers auf jede wohlfeile Empörung verzichtet und stattdessen Zeitouns Geschichte so genau wie möglich rekonstruiert. Umso einschlägiger die Wirkung, versichert Wefing: Mit fassungslosem Entsetzen haben die amerikanischen Kritiker auf diesen rechtsstaatlichen Katastrophenbericht reagiert.