Dante Alighieri

Commedia

Band 1: Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch. Band 2: Einladung, Dante zu lesen
Cover: Commedia
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783100153395
Gebunden, 672 Seiten, 98,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Kurt Flasch. Dantes "Commedia" ist wie der Dom, der zu seiner Zeit in Florenz entstand: Zahllose Ein- und Ausgänge führen unter eine große Kuppel, in der die Geschichten und Figuren, die Biografien und das Wissen ihrer Zeit unendlich nachhallen. Seine "Commedia" durchmisst den gesamten metaphysischen Kosmos der damaligen Zeit - Hölle, Fegefeuer und Paradies - und durcheilt gleichzeitig die dunklen Gassen und verschwiegenen Hintertreppen seiner Zeit. Das Buch war Vision wie Skandal.
Mit seiner Übertragung legt Kurt Flasch die Frucht seiner lebenslangen Dante-Beschäftigung vor. In seiner "Einladung, Dante zu lesen" führt er den Leser durch diese Welt der falschen Päpste und wahren Sünder, der antiken Liebenden und verfluchten Despoten. Hinter dem Meisterwerk und Meilenstein der europäischen Kunst entdeckte er ein Labyrinth der Geschichten und legt so die Kontur einer Epoche frei.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.03.2012

Franziska Meier begrüßt Kurt Flaschs Übersetzung von Dantes Göttlicher Komödie und den dazu gehörigen Begleitband "Einladung, Dante zu lesen". Entgegen den selbstbewussten Äußerungen des Philosophiehistorikers bezüglich der Sonderstellung seiner Übersetzung - diese zeichne sich durch ein geschliffenes, gegenwärtiges Deutsch aus - kann sie keine "weltbewegenden Unterschiede" etwa zu der Neuübersetzung der Göttlichen Komödie durch Hartmut Köhler feststellen. Die Unterschiede hält sie für eher graduell. Bisweilen scheint ihr Flaschs Übersetzung aufgrund seiner Ansichten zu Dante und zum Mittelalter zulasten des Originals zu gehen. Bisweilen aber findet sie sie auch sehr genau. Besonders gelungen sind in ihren Augen die Passagen zur Philosophiegeschichte, während sie die literarhistorischen für eher "unbedarft" hält. Dass Flasch dazu tendiert, im Beiband seine Interpretation des Werks besonders hervorzuheben, konstatiert die Rezensentin, stört sich aber nicht weiter daran, gelingt es dem Autor doch, den Leser zeitgemäß an Dante heranzuführen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.01.2012

Dirk Pilz liest diese Commedia-Übersetzung von Kurt Flasch zusammen mit der etwas früher vorgelegten Übersetzung des "Inferno" und des "Purgatorio" von Michael Köhler - und Köhler schneidet bei ihm zumindest als Übersetzer wesentlich besser ab. Die "innere Dramatik" Dantes sei bei ihm besser erfasst, schreibt Pilz und führt an einigen Beispielen vor, dass Köhler sprachlich überzeugender sei. Flaschs Übersetzung kommt ihm dagegen staubtrocken, akademisch, geheimnislos vor. Dennoch empfiehlt Pilz zumindest den zweiten Band von Flaschs doppelbändiger Commedia-Ausgabe, die "Einladung, Dante zu lesen", die für ihn eine denkbar anregende und lehrreiche Einführung in Dantes nicht immer leicht zu verstehendes Werk ist. Nebenbei bemerkt Pilz, dass die Flasch-Ausgabe prächtig gestaltet sei.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.12.2011

Ein Verriss, anders lässt es nicht sagen! Der Romanist Karlheinz Stierle lässt so gut wie kein gutes Haar an der neuen Dante-Übersetzung seines Kollegen Kurt Flasch. Flasch will Dante einfach machen, er wirbt um Dante, besonders auch in der Einleitung, auf die Stierle recht ausführlich eingeht. Aber für den rezensenten macht er ihn platt: "Flaschs Einladung, Dante zu lesen, ist vor allem die Einladung, Flaschs Dante zu lesen." Und Flaschs Dante ist sprachlich für Stierle nicht auf der Höhe. Mehrere Beispiele sollen zeigen, wie Flaschs Übersetzungen dem Original die dichterische Kraft nehmen, wenn sie es nicht gleich missverstehen. Einfach ist Dante für Stierle nicht zu haben. Es gibt viele Dante-Übersetzungen, merkt er noch an, unter anderem die von Hartmut Köhler, die 2010 bei Reclam erschien. Aber Stierles Lieblingsübersetzung bleibt die des Philalethes, die des König Johann von Sachsen aus den 1830er Jahren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.12.2011

Das unendliche Buch, hier in der Neuübertragung und Kommentierung vom großen Kurt Flasch, nimmt Rezensent Burkhard Müller zum Anlass, über die Hölle als Sujet nachzudenken. Schwierig sei es, dieses Thema in der Kunst zu verhandeln. Wenn Müller Flachs Danteübersetzung zur Hand nimmt, sind jedoch alle Zweifel verflogen. Ob die eingängige, drastische Sprache ("Scheiße", sagt Dante wirklich), die Kreisstruktur mit den herrlich ausgemalten Leidensstufen für die Sünder (Geizhälse ab auf Level 4) oder der Schlüsselcharakter des Werkes, der Müller allein fünf Päpste identifizieren lässt - dies Buch ist stark, meint Müller. Noch stärker wird es durch Flasch, Müllers Vergil, der den Rezensenten und ausdrücklich alle Nicht-Spezialisten an die Hand nimmt und ihnen den Text peu a peu und ohne die dicke Hose des Mittelalter-Kenners (der er zweifellos ist) historisch, mythologisch, theologisch und philosophisch erschließt. Dass Flaschs Commedia in Prosa kommt, kann Müller allerdings nur schwer verschmerzen, Klarheit gegen Schönheit lautet der Deal, mit dem er sich trösten muss.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.10.2011

Mit einer sehr ausführlichen, hymnischen Besprechung würdigt Frank Hertweck Kurt Flaschs Neuübersetzung von Dantes "Commedia" und die in einem zweiten Band erschienene Interpretation "Einladung, Dante zu lesen". Flaschs Übertragung setze, ganz im Sinne Dantes und noch mehr als Hartmut Köhlers Ausgabe, auf Klarheit, etwa wenn er "merda" mit "Scheiße" übersetze oder die "mesquite" der Satansstadt Dis nicht als "Türme", sondern Dantes antiislamischer Verbitterung entsprechend als "Moscheen" wiedergebe. In Flaschs "unendlich gelehrter" Interpretation hat der Rezensent darüber hinaus nicht nur Wissenswertes über die Biografie Dantes, die Sprache, Philosophie und Politik seiner Zeit erfahren, sondern auch manchmal durchaus streitbare Korrekturen der herkömmlichen Deutungen gelesen. Flasch gelinge es dabei, Texte ganz in ihrem historischen Kontext zu betrachten. Dem Kritiker erscheint der Philosophiehistoriker, der  sich jahrzehntelang mit Dante und der Philosophie des Mittelalters beschäftigt habe, hier wie Dantes Führer "Vergil", der mit Faszination, unbegrenztem Wissen und Genauigkeit die Entdeckung eines der größten Meisterwerke der Poesie ermögliche.
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