Christian Geissler

kamalatta

romatisches fragment
Cover: kamalatta
Verbrecher Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783957323439
Gebunden, 750 Seiten, 36,00 EUR

Klappentext

Eine bewaffnete Gruppe bereitet den Anschlag auf ein US-Hauptquartier in Bad Tölz vor. Der NDR-Mann Proff sympathisiert und zerstört dabei sein Familienleben. Werftarbeiter Tapp und seine Kollegen sabotieren die Waffengeschäfte der Oberen. Nina fährt mit Sponties und Arbeitslosen in die DDR; militante Gefangene kämpfen im Knast ums Leben. Tod oder Leben, diese Frage zerreißt auch Ahlers, dessen Kind krank ist. Lauter Genossen, die sich doch wenig kennen. Aber hat "Genossen" nicht auch mit "Genießen" zu tun? Überall geht es ums Ganze: um Liebe, Verrat, Zerstörung, Befreiung. Geisslers Romane "Wird Zeit, dass wir leben" und "Das Brotmit der Feile" erzählten mal übermütig, mal skeptisch vom Widerstand in den 1930er und in den 1960er Jahren. "kamalatta" fragt aus dem Blickwinkel der 70er Jahre, was es heißt, wenn es ums Leben geht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.01.2019

Jochen Schimmang führt durch diesen Roman und hat dabei die Fallstricke linker Geschichte, zu der der Autor gehört, immer im Blick. Und er versichert, dass der hochgebildete Geissler es in seinem vielstimmig angelegten RAF-Roman "Kamalatta" von 1988 auch tut. Schon dass er diesen sechshundertseitigen Roman, den dritten Band einer Trilogie, als "romantisches Fragment" bezeichnet, weise auf eine Offenheit hin, die Fortführung und Widerspruch durch den Leser verlange, das unterscheide ihn vom Agitprop. Wobei immer noch die "Romantik" bleibt. Es geht um eine Stadtguerilla, die einen Anschlag auf ein Arbeitstreffen von Antiterrorexperten plant, das unter Schirmherrschaft des Pentagon und dann auch noch in der ehemaligen SS-Junkerschule in Bad Tölz stattfinden soll. Der Anschlag gelingt, betont Schimmang, doch die Gruppe scheitert. Und zwar weil selbst die Ermordung des "Packs" dem "Leben", um das man angeblich kämpft, nicht die erwähnte Nestwärme gibt, ahnt Schimmang. Am Ende wirft die Frau einem der Aktivisten seine Vorstellung vom besseren Leben vor: "Lieber tot sein als einer wie jeder, ihr seid wirklich bloß ein sehr feines Pack, und das kotzt uns so an."
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