Burkhard Spinnen

Zacharias Katz

Roman
Cover: Zacharias Katz
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2014
ISBN 9783895610455
Gebunden, 344 Seiten, 21,95 EUR

Klappentext

Sommer 1914. Den jungen Deutschamerikaner Zacharias hat es auf die Präsident verschlagen, ein kleines deutsches Passagierschiff, das in der Karibik Reisende für die großen Ozeandampfer aufsammelt. Zacharias ist auf der Flucht, wovor genau, das weiß er nicht; vielleicht vor Gangstern aus New York, vielleicht vor seiner unentschiedenen Lebensgeschichte. Bislang war er Journalist ohne Leidenschaft und Textdichter ohne poetische Ader. An Bord der Präsident schreibt Zacharias auf, was ihm die Passagiere aus Deutschland erzählen. Es sind Geschichten vom Selbstzweifel, vom Verlust der Identität, Episoden aus einer Gesellschaft, die sich auflöst, weil sie nicht mehr an sich glaubt. Als in Europa der Krieg ausbricht, erreicht er auch die Präsident. Sie wird zuerst zum Flüchtlingsschiff, dann zum Hilfskreuzer, mit dem ihr Kapitän auf Kaperfahrt geht. Zacharias müsste entscheiden, wo er stehen und wer er sein will. Doch gerade weil er das nicht tut, zieht es ihn immer tiefer in den Krieg hinein. Burkhard Spinnen hat eine Parabel auf die Brüchigkeit geordneter Verhältnisse geschrieben. Was 1914 geschah, als das Jahrhundert in den Krieg stürzte, kann immer wieder passieren. Und gerade die, die sich am liebsten heraushalten würden, sind besonders anfällig.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 16.08.2014

Burkhard Spinnen entwirft für seinen Roman "Zacharias Katz" eine Ausgangssituation, die ihm wohl gelitten ist, weiß Rainer Moritz. Eine Gruppe eigenwilliger Gestalten findet sich, just während der Erste Weltkrieg ausbricht, auf einem Schiff in der Karibik wieder, unter ihnen der angehende Journalist und Liederschreiber Zach Katz, der es sich zur Aufgabe macht, eben jene "kauzigen Biografien und absonderlichen Episoden" in seinem Notizbuch aufzuzeichnen, die Spinnen so gerne schreibt, fasst der Rezensent zusammen. Dass bis zum Schluss nicht klar wird, wie aus Katz ein Kriegsreporter geworden ist, als der er, in einem Lazarett liegend, diese Geschichte erzählt, lässt Moritz unbefriedigt zurück. Trotz "einiger Perlen" hätte sich der Rezensent eine erzählerische Schließung gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.07.2014

Als eher durchwachsen stuft Dana Buchzik ihre Leseerfahrung mit Burkhard Spinnens neuem Roman ein. Das liegt an Spinnens Hang zur unplausiblen "Hyperinszenierung", einer Menge spurlos durch die "dahinplätschernde" Handlung huschenden Nebenfiguren und einem Romanhelden, der Buchzik weder sympathisch ist noch irgendwie mitreißend erscheint. Spinnens Rechercheleistung beschränkt sich laut Rezensentin auf die Literatur. Eine turbulente Schiffsreise vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs aber lässt sich für Buchzik auf die Art nicht plastisch inszenieren.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.07.2014

Mit Burkhard Spinnens neuem Roman "Zacharias Katz" begibt sich Rezensentin Judith von Sternburg auf eine komplizierte, verwirrende aber doch lesenswerte Lektüre- bzw. Schiffsreise, die sie nicht nur in die Karibik und zu den Anfängen des Ersten Weltkrieges im Sommer 1914 führt, sondern auch in die Probleme, Streitigkeiten und die politische Weltsituation im "Miniaturformat" widerspiegelnde Bordgesellschaft verwickelt. Dann ist der Roman auch noch aus der Retrospektive im Jahre 1945 geschrieben, stöhnt die Rezensentin, und zu allem Überdruss auch noch im erzählerischen Duktus' eines Diktats. Die Kritikerin muss sich während der Lektüre ganz schön anstrengen, findet aber auch, dass diese zwischen "Entwicklungsroman und Novellenzyklus" changierende Geschichte, nicht nur durch seine Offenherzigkeit besticht, sondern auch Anlass zum Nachdenken bietet.