Billy Hutter

Karlheinz

Roman
Cover: Karlheinz
Metrolit Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783849301064
Gebunden, 240 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Ende der 1990er Jahre entdeckt Billy Hutter bei einer Haushaltsauflösung in Ludwigshafen den Nachlass von Karlheinz N., der kurz zuvor mit Mitte sechzig auf ungeklärte Weise im Rhein ertrank. Die Wohnung ist bis unter die Decke mit Gegenständen und unendlich vielen Papierstapeln vollgestellt, wobei alles mit größter Sorgfalt geordnet scheint. Und statt alles leer zu räumen, an Möbeln und Gegenständen das, was zu Geld zu machen ist, zu verwerten, und den Rest der Müllverbrennungsanlage zu übereignen, beginnt Hutter, sich mit dem Nachlass dieses Menschen zu beschäftigen. Denn Karlheinz, Sohn eines Chemikers bei der BASF, hat sein Leben akribisch dokumentiert: seine Schulzeit, die Bombardierung seiner Heimatstadt, seine Studienfachwahl nach dem Abitur. Die sonntäglichen Ausflüge mit den Eltern in die Pfalz, zu deren Zweck man eigens ein Auto kaufte. Jede Anschaffung, vom Hosenknopf bis zur Hotelrechnung, wird aufgelistet, auch die gelegentlichen Besuche bei Prostituierten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.11.2015

Dieser Roman, den der Künstler Billy Hutter zum Abschluss seines großen Kunstprojektes vorgelegt hat, hat Rezensent Oliver Jungen ausgesprochen gut gefallen. Der Künstler, der sein Geld mit Wohnungsentrümpelungen verdient, rekonstruiert hier anhand von Wohnungsfundstücken und Notaten das Leben des unscheinbaren Selbstmörders "Karlheinz", der bergeweise Sauerkraut im Schrank hortete und dessen Sexualleben sich auf gelegentliche Prostituiertenbesuche und die Lektüre von Pornoheften beschränkte, informiert der Kritiker. Großartig auch, wie Hutter mit viel Wärme das Leben in der gemeinsamen Heimatstadt Mannheim schildert, die industriekulturelle Prägung der deutschen Gesellschaft im 20. Jahrhundert porträtiert und die Ära Kohl noch einmal aufleben lässt, findet der Rezensent, der diese lakonisch erzählten, zugleich subjektiv gefärbte "Otto-Normal-Analyse" nur unbedingt empfehlen kann.
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