Bernd Buchner

Um nationale und republikanische Identität

Die deutsche Sozialdemokratie und der Kampf um die politischen Symbole in der Weimarer Republik
Cover: Um nationale und republikanische Identität
J. H. W. Dietz Nachf. Verlag, Bonn 2001
ISBN 9783801241179
Gebunden, 416 Seiten, 34,77 EUR

Klappentext

Politische Symbole waren in der Republik von Weimar ebenso allgegenwärtig wie umstritten, ja umkämpft. Vom Flaggenstreit zu den Kriegerdenkmalen, vom "Lied der Deutschen" zum antifaschistischen Dreipfeil ? Bernd Buchner schildert die Rolle der Sozialdemokratie in den Kämpfen um politische Symbole, in denen es immer auch um die Existenz der ersten demokratischen Republik auf deutschem Boden ging.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.10.2001

Die Sozialdemokraten der Weimarer Republik hatten es nicht leicht, meint Wolfram Pyta. Auf der linken Seite wollten die Kommunisten ihre Symbole vertreten sehen, auf der rechten Seite die Nationalsozialisten das Hakenkreuz und dann gab es auch noch Monarchisten, die an den Symbolen des Kaiserreichs hingen. Dem "verdienstvollen" Buch von Bernd Buchner hat der Rezensent entnommen, wie strategisch vorsichtig die SPD versuchte, dieser auch politisch stark fragmentierten Gesellschaft symbolisch - maßgeblich bei Flagge und Hymne - gerecht zu werden. Das Deutschlandlied, die republikanisch assoziierte schwarz-rot-goldene Flagge und die schwarz-weiß-rote Trikolore für den Handel schienen ihnen ein kluger Kompromiss zu sein, berichtet Pyta. Das hat Buchner nach Meinung des Rezenten gut herausgearbeitet. Doch hätte er, so Pyta, das Spannungsverhältnis zwischen der sozialistisch-marxistischen Arbeiterbewegung und der bürgerlichen Gesellschaftsordnung, in dem sich die SPD befand, noch differenzierter herausarbeiten können. Und auch eine "gesellschafts- und kulturgeschichtliche Unterfütterung" hätte noch deutlicher hervorgehoben, dass die SPD trotz symbolischer Brückenschläge es nicht geschafft hatte, symbolträchtige Felder republikanisch zu besetzen, findet der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.10.2001

Von wegen, die Deutschen hätten ihrer Symbole stets zu wenig gehabt und genossen. Bernd Buchner schreibt da ganz was anderes, hat Alexander Gallus gelesen. Die Zeit in der Weimarer Republik war eher "extrem symbolträchtig", was sich gerade in der Auseinandersetzung um die Länderflagge und die Nationalhymne gezeigt habe, so der Rezensent. Der Streit über die "Trikoloren" sei zeitweise in regelrechten "Flaggenschlachten" eskaliert. Insgesamt findet Gallus die Studie lehrreich und lesensweit, wenn gleich ihm doch ein Widerspruch bei Buchner aufgefallen ist: Auf der einen Seite betone der Autor, wie sehr die Sozialdemokraten mit der Zeit eine symbolische Nationalisierung erfahren hätten, streiche aber auf der anderen Seite heraus, wie sehr die Propaganda der "Roten" zunehmend klassenkämpferischen Charakter annahm. Und der hat ja nun auch seine Symbole.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.07.2001

Wolfgang Kruse erläutert, dass es dem Autor vor allem darum geht, die These genauer zu untersuchen, nach der die Schwäche der Weimarer Republik unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass es den Sozialdemokraten nicht gelungen sei, "integrationsfähige republikanische Symbole und Mythen hervorzubringen". Bei der Lektüre ist dem Rezensenten aufgefallen, welch enorme Bedeutung Mythen und Symbole in der damaligen Gesellschaft gehabt haben. Zu Recht weise der Autor die Behauptung zurück, die Sozialdemokraten hätte sich nicht ausreichend um die "symbolische Repräsentation und Legitimation der Weimarer Republik bemüht". Doch letztlich, so Kruse, seien es in den seltensten Fälle wirklich die sozialistischen Symbole gewesen, die durchgesetzt werden konnten. Welche Kompromisse die Sozialdemokraten dabei eingehen mussten, sieht Kruse in diesem Band offenbar deutlich zum Ausdruck gebracht. Doch dass diese Kompromissbereitschaft auch eine Schwäche war, sieht Kruse hier keineswegs ausreichend berücksichtigt. Überhaupt liest sich der Band seiner Ansicht nach summa summarum ein wenig wie eine "sozialdemokratische Hausgeschichtsschreibung".