Bachtyar Ali

Die Stadt der weißen Musiker

Roman
Cover: Die Stadt der weißen Musiker
Unionsverlag, Zürich 2017
ISBN 9783293005204
Gebunden, 440 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Kurdischen von Peschawa Fatah und Hans-Ulrich Müller-Schwefe. Als man dem kleinen Dschaladat die Flöte zum ersten Mal in die Hand drückt, entlockt er ihr sofort Klänge, die alle verzaubern. Der alte Sufi Ishaki Lewzerin nimmt ihn und seinen Freund in die Berge mit, um sein geheimes Wissen weiterzugeben. Als der Krieg und die Bombardements beginnen, wandern die drei Flötisten von Dorf zu Dorf. In einer riesigen, namenlosen Stadt der Bordelle muss Dschaladat in einer Tanzkapelle seine ganze Kunst des Flötenspiels wieder verlernen, um nicht aufzufallen. Das rätselhafte Mädchen Dalia beschützt ihn, weiht ihn ein in ihre Geheimnisse und führt ihn auf einen Weg in die Tiefen seines Landes, der unsere Vorstellungskraft übersteigt. Der monumentale Roman einer Welt, in der der Tod allgegenwärtig ist und die Künste ungeahnte Rettung bringen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.12.2017

Was für eine Entdeckung, jubelt Rezensent Stefan Weidner über den aus Kurdistan stammenden Autor Bachtyar Aly, der seine Romane in einer wenig gesprochenen Variante des Kurdischen verfasst und die nur dank begeisterter kurdischer Leser und einem sorgfältigen Lektorat auf Deutsch vorliegen, wie der Kritiker betont. Der nun erschienene zweite Roman Alys schließt an die Qualitäten des Vorgängerromans "Der letzte Granatapfel" an, schwärmt der Rezensent, der hier einem kurdischen Adrian-Leverkühn-Wiedergänger, dem Flötenspieler Dschaladati Kotr folgt. Gebannt liest Weidner, wie Aly seinen Helden mit einem Schriftsteller über Literatur und Musik, Dichtung und Wahrheit streiten lässt, ihn vor den Häschern Saddam Husseins rettet und ihn wie "Phönix und Pan" zwischen Diesseits und Jenseits pendeln lässt. Eine Abhandlung über die (Un-)Möglichkeit der Versöhnung von "weltliterarischem Rang", schließt der Rezensent, dem diese Erzählung den Glauben an die Fantasie zurückgegeben hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.10.2017

Angela Schader muss nicht jeder Emphase folgen, mit der Bachtyar Ali in seiner Geschichte um einen begnadeten Flötenspieler in Zeiten des Krieges die Macht der Kunst beschwört. Das Faszinosum des Textes liegt für sie ohnehin eher in der harschen, lakonischen Bildlichkeit, mit der der Autor die Katastrophen in seiner irakischen Heimat (Golfkriege, Saddams Vergeltungsaktionen gegen die Schiiten, Konflikt mit den Kurden) heraufbeschwört. Kein Showeffekt, sondern das Transzendieren des Traumas steht laut Rezensentin für den Autor im Vordergrund. Die Grenze zwischen dem Faktischen und dem Imaginären ist in diesem im Original bereits 2005 erschienenen Roman ebenso fließend wie die zwischen Leben und Tod, meint Schader.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.10.2017

Insa Wilke nimmt den Erlösungsroman des irakisch-kurdischen Autors Bachtyar Ali zum Anlass, sich mit jüngeren Autoren aus dem Nahen Osten zu befassen. Der Magische Realismus, wie Ali ihn in seinem neuen Buch pflegt, ist nur eine Art des Erzählens aus diesem Kulturraum, meint Wilke. Erlösung, Hoffnung auf Trost und der Glaube an die Macht des Erzählens scheinen ihr trotz aller Vorbehalte durchaus legitime Motive für einen Roman. Problematisch findet sie an Alis Epos um die Suche nach einem flötenspielenden Jungen die thematische Überfrachtung. Es geht um Gerechtigkeit, Schönheit, Wahrheit und die Kraft der Kunst, außerdem um Ehre, Opferbereitschaft und Fantasie.
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