Augusten Burroughs

Krass!

Meine Geschichte
Cover: Krass!
Rowohlt Verlag, Reinbek 2004
ISBN 9783498006327
Gebunden, 365 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Volker Oldenburg. In "Krass" erzählt Augusten Burroughs die wahre Geschichte einer Kindheit, seiner eigenen. Als Augustens Mutter den gefühlskalten Vater verlässt, um eine große Dichterin zu werden, nimmt sie ihren Sohn zwar mit, aber der Kunst und ihrer gefährdeten Seelenruhe zuliebe schiebt sie ihn bald in die Obhut ihres Therapeuten ab. Dr. Finch ist nicht nur ein sehr unkonventioneller Psychologe, auch die neue Familie in der heruntergekommenen Villa hat es in sich. Jede Woche veranstaltet der Doktor Demonstrationen auf den Straßen der Stadt, gefolgt von seinen zahlreichen Kindern und Mündeln.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.10.2004

Peter Körte ist "genervt"! Ein Ich-Erzähler berichtet von "sexuellem Missbrauch, Drogenmissbrauch", einer "psychotischen Mutter" und einem Vater, der Alkoholiker ist, gibt der Rezensent einen Einblick in die "ziemlich farbige" Handlung. Das ganze spielt in den 70er Jahren, doch Körte findet, die haben "Böseres verdient" als diese wüste "Karikatur". Er moniert, dass der Erzähler aus allem lediglich "eine Pointe pressen" will und dass er eine richtige Geschichte gar nicht anzubieten hat. Er sieht sich mit "grellfarbig klischierten Abziehbildchen" konfrontiert, mit denen er nicht wirklich etwas anfangen kann. Dabei hätte es eine "ziemlich traurige, sehr böse und atemberaubende Geschichte" werden können, stellt Körte enttäuscht fest. Doch das hat der Ich-Erzähler mit seiner Sucht zur Pointe selbst erhindert und so ist aus dem Buch nichts anderes als "Kraftmeierei, Bildungsromanschutt und Bekennerdrang" geworden, dem der Rezensent nichts abgewinnen kann.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.08.2004

Rezensent Kolja Mensing findet Augusten Burroughs Buch "haarsträubend". Burroughs schildert in dieser Autobiografie seine völlig "kaputte Kindheit" in den siebziger Jahren. Rezensent Mensing gibt ausführlich und in drastischen Zitaten wieder, was Burroughs zu erdulden hatte. Bis ins Alter von acht Jahren war es der Ehekrieg zwischen den Eltern, der den kleinen Augusten quälte. Nach der Scheidung sollte er bei der Mutter bleiben, die jedoch wegen psychotischer Anfälle in "eine geschlossene Anstalt" eingeliefert wurde. Der Vater wollte mit seinem Sohn nichts mehr zu tun haben und so wurde Augusten bei dem "exzentrischen" Psychiater seiner Mutter untergebracht. In dieser "Pflegefamilie" erlebt er fünf Jahre lang "Verwahrlosung, Wahnsinn und sexuelle Übergriffe" unter dem Mantel der "antiautoritären Erziehung" und "sexuellen Freizügigkeit". Wie Mensing weiß, ist Burroughs Autobiografie in Amerika längst ein Bestseller, der Nachfolgeband ebenso. Allerdings werde die Echtheit der "wahnwitzigen Einzelheiten" von vielen Kritikern bereits in Zweifel gezogen. Rezensent Mensing hält diese Frage nicht für relevant; und auch Burroughs "individuelle Leidensgeschichte" sei nicht der Hauptpunkt. Die eigentliche "Tragödie", so verrät uns Mensing, liege nämlich in der Art, wie sich eine "ganze Generation auf Kosten ihrer Kinder selbst verwirklichte". Burroughs zeige dies exemplarisch, mit lakonischer "Eleganz", die an David Sedaris und David Foster Wallace "erinnert". In dieser Überführung vom "Familienterror" ins "Sitcom-Format" liegt laut Mensing "die literarische Größe" des Buchs.