Asjadi

Tric-Trac

Roman
Cover: Tric-Trac
Faber und Faber, Leipzig 2022
ISBN 9783867302098
Gebunden, 600 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Mit zum Teil farbigen Abbildungen. Tric-Trac - das ist ein Entwicklungsroman ohne Entwicklung. Ein Mehrgenerationenportrait im Kaleidoskop. Einmal staunen wir im Iran über einen kurzen Frühling, dann wieder erleben wir ein Paris sondergleichen und auch in Deutschland wird nicht nur kurz getreten. Was kann man schon sagen über einen Roman, der mit zwei ermordeten Kinderleben beginnt und der diese Leben wieder auferstehen lässt und direkt ins Glück führt, und das alles veranstaltet, allein um die Schicksalsfestigkeit des Lebens zu testen. Neben Flucht und Exil geht es um eine gealterte Comtesse, die noch immer Lust auf Liebe hat und in jeder Minute die Auferstehung des Fleisches feiert. Aber es geht auch um Galeristen und die debile Kunst-Moderne. Es geht um Religionisten und Religionen, eine gehörige Portion Blasphemie also. Es geht um Islamisten-Geschrei und die melancholische Last der Selbstverbannung. Es geht um die Zotigkeit und Zärtlichkeit im Leben, auch um die trostlosen Seligkeiten des Strichermilieus. Und immer geht es um Backgammon - die Franzosen nennen es Tric-Trac, das heilige Spiel, das die Liebe zum Zufall preist. Und endlich geht es auch um die schönsten Ärsche der Welt. Kurz: esgeht um Leben und Tod und natürlich geht es immer um die Liebe.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 16.05.2022

Unschlüssig liest Rezensent Fabian Wolff den Debütroman des iranischen Filmemachers und Kurators, der unter dem Pseudonym Asjadi schreibt. Der Autor lässt einen mittelalten Mann die Geschichte dreier Iraner im Exil erzählen, erklärt Wolff. Eingebettet in die weite Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts sei die Erzählung regelrecht "überfrachtet" von Zitaten und Referenzen, stellt Wolff ein wenig genervt fest. Dank des beigefügten Apparates von Anmerkungen lernt er entsetzt, dass zwei junge Männer, die im Iran wegen vorgeworfener Vergewaltigung erhängt wurden, namensgebend für zwei der Romanfiguren sind, was der Rezensent mindestens "verantwortungslos" findet, da sie lediglich als leere Hüllen dienen, ohne dass sich näher mit den Hintergründen des Geschehens beschäftigt wird. Auch andere essentielle Punkte des Werkes können den Rezensenten, der einen Hang zur Körperlichkeit und "etwas miefigen politischen Unkorrektheit" feststellt, nicht überzeugen. Versöhnlicher stimmen ihn die Briefe, die teils "sehr schön" zu lesen seien und der ab und zu aufkommende "melancholische Charme", wenn der Rezensent durch Zitate auf die Schönheit anderer, wie er meint, "besserer" Kunst verwiesen wird. Welche Intention der Autor dabei hatte, bleibt dem Rezensent unklar.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2022

Rezensent Andreas Platthaus scheint Asjadis "roman trouvé" misslungen. Wie der Autor, die Geschichte dreier in Westeuropa lebender persischer Freunde erzählt, in Rückblenden, auf verschiedenen Ebenen, versehen mit Abbildungen, einer Menge Anmerkungen, eigenwilliger Typografie, Lyrikzitaten und literarischen Bezügen von Sterne bis Proust, überfordert den Rezensenten. Der Autor wird mehr Spaß beim Schreiben gehabt haben als der Leser beim Lesen, ahnt Platthaus. Die "Idee von Intertextualität" kann der Rezensent wohl erkennen, allein die Umsetzung überzeugt ihn nicht.
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