Amor Towles

Lincoln Highway

Roman
Cover: Lincoln Highway
Carl Hanser Verlag, München 2022
ISBN 9783446274006
Gebunden, 576 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Susanne Höbel. Im Juni 1954 wird der achtzehnjährige Emmett aus dem Gefängnis entlassen. Zuhause in Nebraska wartet sein kleiner Bruder Billy auf ihn. Nach dem Tod des Vaters möchten sie einen Neuanfang in Kalifornien wagen, wo sie ihre verschwundene Mutter vermuten. Alles ist bereit für die Fahrt mit dem 48 Studebaker, doch plötzlich tauchen zwei Freunde aus dem Gefängnis auf. Sie haben allerdings ein anderes Ziel, New York City. So beginnt eine Reise mit den witzigsten und unglaublichsten Begegnungen - Clowns, Landstreicher, arbeitslose Schauspieler, Bettler und besonders gefährliche Pastoren. 'Lincoln Highway' erzählt die Odyssee von vier vaterlosen Jungen entlang der ersten Autobahn Amerikas.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.10.2022

Mit Amor Towles' Lincoln Highway nimmt die Rezensentin Susanne Klingenstein eine Geschichte in den Blick, die an nur zehn Tagen in den USA des Jahres 1954 spielt. Ihr gefällt, dass der Roman präzise durchkomponiert ist, sodass am Ende alle Ebenen aufeinandertreffen, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. Eine Gruppe Jugendlicher begibt sich auf dem titelgebenden Lincoln Highway auf den Weg in die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit. Lesen und Literatur spielen dabei eine wichtige Rolle: Der Roman zieht Parallelen zu Emerson und Faulkner, zu Homer und Melville, so Klingenstein, der das manchmal etwas zu viel ist. Dennoch findet sie, dass es sich bei der Übersetzung von Susanne Höbel um eine spannende und entspannende Lektüre handelt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.08.2022

Rezensent Fabian Wolff scheint ein bisschen enttäuscht zu sein von Amor Towles' Roman über den Neuanfang zweier Brüder im Amerika der 1950er Jahre. Die große American Novel gelingt dem Autor jedenfalls nicht, findet er, dafür bleibt sein Realismus allzu sehr an der Oberfläche, wird der Plot nicht auserzählt. Dass sämtliche Gefahren und Traumata im Buch nur angerissen werden und eine "redselige Melancholie" überwiegt, macht den Text laut Wolff zwar zu einer nicht immer gemeisterten Herausforderung für die Übersetzerin Susanne Höbel, der Leser aber bleibt etwas unbefriedigt zurück, vermittelt uns der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 23.07.2022

Rezensent Tobias Rüther laboriert an Amor Towles' Road Novel ohne Roadtrip - zumindest im klassischen Sinn. Denn in der 1954 spielenden Geschichte um vier Jungs, von denen sich zwei mit dem Auto auf die Suche nach ihrer Mutter begeben wollen, wobei ihnen das Auto gleich von den zwei anderen gestohlen wird, geht es mehr um Umwege und Pannen, stellt Rüther fest. Das sei zwar "stilistisch wie narrativ" sehr "sorgfältig" geschrieben, dennoch weiß der Kritiker anscheinend nicht recht, was er mit den unzähligen amerikanischen Mythen anfangen soll, die der Autor hier aufeinander häufe: der Lincoln-Mythos, der Mythos des Highways, des "aufrechten" amerikanischen Jungen, der Stadt New York, zählt Rüther auf - vielleicht auch noch der Mythos der Suche "um des Suchens Willen" überlegt er. Dass der Roman die Kapitel rückwärts herunterzählt, verspricht ihm eine Unausweichlichkeit, die sich dann nie einlöse - Drive findet er dann wiederum in einer "produktiven Unruhe", oder darin, dass der 8-jährige Billy von Romanfiguren und Sagenhelden auf echte Menschen schließe. Ein Autor von "eleganter Intelligenz" bleibt Towles bei Rüther trotzdem.