Amanda Aizpuriete

Babylonischer Kiez

Gedichte
Cover: Babylonischer Kiez
Rowohlt Verlag, Reinbek 2000
ISBN 9783498000585
Gebunden, 72 Seiten, 19,43 EUR

Klappentext

Aus dem Lettischen von Manfred Peter Hein. Seit dem Erscheinen ihres ersten Gedichtbandes "Die Untiefen des Verrats" (1993 auf Deutsch) hat sich die lettische Lyrikerin Amanda Aizpuriete einen festen Platz in der zeitgenössischen europäischen Lyrik erschrieben. In ihren gänzlich unhermetischen Gedichten wird die Verzweiflung einer Generation sichtbar, die ihre Kindheit und Jugend in den 50er, 60er Jahren unter dem Sowjetsystem erlebte. In den neuen Gedichten, geschrieben nach dem Aufbruch in die staatliche Unabhängigkeit, hat sich der fatalistische Blick eher noch verstärkt, aber "die Verse kommen auf anderem Kurs", wie die Dichterin schreibt, auf dem Kurs der schwierigen, unruhigen Liebe. Die Aura der Melancholie wird aufgehellt durch den Glauben an die Liebe - und an die Macht der Poesie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.07.2001

Der mit U.Sm. zeichnende Rezensent meint, dass die lettische Lyrikerin auch hierzulande längst kein "Geheimtipp" mehr ist und sieht ihren "eminenten Rang" durch ihren dritten Gedichtband bestätigt. Als zentrales Thema macht er die "problematische Sprachwerdung der Liebe" aus, wobei er dankbar bemerkt, dass niemals Pathos in den Gedichte aufkommt, das Tragische sich aber "durch die Hintertür" durchaus in den Versen artikuliert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.04.2001

Die früheren Bücher der Lyrikerin Amanda Aizpuriete müssen beeindruckend gewesen sein, das jedenfalls legen die einführenden Worte des Rezensenten nahe. Von diesem neuen Band nun aber ist Harald Hartung enttäuscht. Anstatt, wie vormals, mit Doppelsinn, Zeitgeschichte und Sarkasmus arbeite die Autorin nun "privatistisch". In dieser geschrumpften Welt hat Hartung allenfalls Variationen der bekannten Motive und nur selten die "alte Kraft und illusionslose Härte" entdecken können, für die er die Autorin einmal bewundert hatte. Hölzern und manieriert, schreibt er, klingen die Verse im Deutschen. - Poesie? Laut Hartung, kaum.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.12.2000

Guido Graf findet in seiner Rezension von Amanda Aizpurietes neuem Gedichtband, dass hier vor allem das Motiv einer authentischen Fremdheit und Verlorenheit, auch sich selbst gegenüber, spürbar wird: es "öffnet sich eine Gefühlswelt, die ihr und allem um sie herum in der vermeintlichen Realität verschlossen bleibt". Die Übersetzung aus dem Lettischen stammt von dem Lyriker Manfred Peter Hein und dessen Arbeit ist Graf einige Kommentare wert. Den Vorwurf von "zu großer Nähe", der gegen Hein bisweilen im Raum steht, findet Graf unberechtigt, er hält Heins Arbeit einfach für einen Beweis von "großer Kompetenz", auch wenn gelegentlich "Fügungen, im Deutschen, zu verunglücken scheinen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.11.2000

Man muss sie einmal gesehen und vor allem gehört haben, schwärmt Claudia Kramatschek von der lettischen Lyrikerin Amanda Aizpuriete, die bereits mit ihrem ersten Lyrikband auf verschiedenen Poesiefestivals die Runde gemacht hat. Eine sphynxhafte Erscheinung sagt Kramatschek der 1956 geborenen Autorin nach, spricht von ihrer "Raubtierseele", die auch noch in ihrem dritten Gedichtband umhertigert. War das erste Buch dem Alltag und der schwierigen Geschichte ihrer Heimat gewidmet, versenkte sich das zweite in die Liebe - diese Zwiesprache hält an, schreibt Kramatschek, aber sie fällt düsterer, pessimistischer aus. In allen Gedichten sei der Tod zu spüren, nicht bedrohlich, sondern ganz natürlich, selbstverständlich wie das Schreiben, das für die Dichterin eins sei mit Leben. Ein mühseliges Leben. Aizpuriete schenkt ihm laut Kramatschek schlichte und doch widerborstige Worte, ohne Pathos und ohne Beschaulichkeit.
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