Alois Hotschnig

Die Kinder beruhigte das nicht

Erzählungen
Cover: Die Kinder beruhigte das nicht
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Leipzig 2006
ISBN 9783462036855
Gebunden, 127 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Geschichten, die den Blick verändern: Alois Hotschnig spielt in seinem Erzählungsband auf subtile Weise mit der Wahrnehmung."Welcher Handlung ich hier beiwohnte, wusste ich nicht, und die Regeln, nach denen dies alles geschah, waren nicht zu erkennen, und doch war ich jeden Tag mit dabei, gegen meinen Willen und gierig danach, es zu sehen." Dieser Satz stammt aus einer Erzählung, in der das untätige und aufreizend selbstgenügsame Verhalten seiner Nachbarn den Erzähler dazu bringt, sein Leben vollständig nach ihrem Rhythmus auszurichten, um ihrem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Die große Kunst von Alois Hotschnig besteht darin, seine Leser mit unwiderstehlicher Macht zu teilnehmenden Beobachtern zu machen und sie hinter scheinbar alltäglichen Vorgängen das Besondere sehen zu lassen. Wir begegnen einer Familie, die über Jahre hinweg vergeblich auf den immer wieder angekündigten Besuch eines Onkels wartet, einer alten Dame, in deren Puppensammlung sich der Erzähler selbst vorfindet, oder einem Mann, der in der Wohnung seiner ehemaligen Geliebten auf eine fremde Gegenwart trifft. Und wir suchen unweigerlich nach verdeckten Motiven und unausgesprochenen Absichten, um am Ende zu fragen, wer hier eigentlich wen betrachtet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.05.2006

Leicht zwiespältig äußert sich Rezensentin Meike Fessmann über diesen Erzählband Alois Hotschnigs, den sie als herausragenden Vertreter seiner Generation würdigt. Die neun Erzählungen, Variationen zum Thema Abwesenheit, haben Fessmann durchaus beeindruckt. So bescheinigt sie den Erzählungen einen klassischen Aufbau, kombiniert mit einer modernen Anmutung, die sie an Franz Kafka und die "surrealen Spiegelgefechte" des frühen Peter Weiss erinnert. Andererseits lässt sie das streng durchgehaltene Muster der Erzählungen mit den fast idyllischen Anfängen und den stets folgenden alles zersetzenden Zweifeln unbefriedigt zurück, ja, sie fühlt sich sogar "betrogen". Sie führt das auch darauf zurück, dass Hotschnigs Erzählen sich so konsequent an den eigenen Stilregeln orientiert, dass der Leser dabei bisweilen auf der Strecke bleibt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.04.2006

Vollkommen begeistert ist Paul Jandl von diesem Band mit Erzählungen des österreichischen Autors Alois Hotschnig. In seinem "fulminanten Prosaband", in dem er sich durchaus als an Kafka geschult zeigt, ohne dass er ins Epigonenhafte gleiten würde, tun sich in "scheinbar harmlosen" Situationen "Abgründe" auf, meint der Rezensent. Er ist von der erzählerischen "Ökonomie" Hotschnigs begeistert und schwärmt, wie wenige Zeilen der Autor brauche, um zu demonstrieren, "was Literatur kann". War sein letzter Roman mitunter noch zu "überladen", sei es Hotschnig hier gelungen, die Anspielungsflut einzudämmen und mit wenigen Worten "virtuos Kippeffekte" einzusetzen, preist der hingerissene Rezensent. Er feiert die "literarische Präzision" dieser Erzählungen, von der er meint, dass sie heutzutage eine Seltenheit sei, und findet, dass die Geschichten meisterhaft darlegen, dass "Literatur auch eine Erfindung der Angst" ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.02.2006

Alois Hotschnigs Erzählungen, die in diesem Auswahlband versammelt sind, haben allesamt einen Zug ins Unwirkliche, so dass für die Leser immer unklar bleibt, ob darin die "Welt in Verwerfungen" dargestellt wird oder ob die Protagonisten schlicht verrückt werden, schreibt Martin Lhotzky. Anders als in den längeren Arbeiten des österreichischen Autors ist in den Erzählungen kein Raum dunkle Geheimnisse anzudeuten, und so spürt man in den "unspektakulären und ruhigen Geschichten" nur, wie etwas fast unmerklich "aus dem Lot gerät", referiert der Rezensent fasziniert. Ihn schlägt der "verstörende Grundton" der Texte, in denen das Alltägliche ins Irreale kippt, in den Bann.
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