Alba de Cespedes

Aus ihrer Sicht

Roman
Cover: Aus ihrer Sicht
Insel Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783458643661
Gebunden, 637 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Mit einem Nachwort von Barbara Vinken. Rom, 1939. Alessandra wächst in bescheidenen Verhältnissen auf. Ihre Mutter - ein außergewöhnliches Klaviertalent - wird vom Ehemann ständig in ihre Schranken verwiesen, und so wird Alessandra früh eingebläut, welche Rolle für Frauen vorgesehen ist. Nach dem plötzlichen Tod der Mutter wird sie vom Vater in ein Dorf in den Abruzzen geschickt, wo sie lernen soll, sich zu fügen. Doch Alessandra ist ein freier Geist, sie politisiert sich und fordert nichts weniger als die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Als sie zurück in Rom den antifaschistischen Philosophen Francesco kennenlernt, scheint sie endlich am richtigen Ort angelangt zu sein. Doch es wird ihr viel zu spät klar, was ihr für die ersehnte Freiheit abverlangt werden wird. Dieser radikal "aus ihrer Sicht" erzählte Roman ist die Geschichte einer großen Liebe und eines Verbrechens. In einem von Faschismus und dem Patriarchat beherrschten Italien entspinnt sich das intime und hochpolitische Schicksal einer Frau, die das Unmögliche möglich macht: Resignation in Rebellion zu verwandeln.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.10.2023

In dieser Neuauflage von Alba de Céspedes' Roman findet Rezensent Niklas Bender eine Vorgängerin zu Elena Ferrantes Neapel-Tetralogie: 1949 erschien das Buch im Original, im Mittelpunkt steht die Römerin Alessandra im Alter zwischen 16 und Anfang 20, zunächst während der Mussolini-Diktatur in Rom, später im Herkunftsdorf, wo vergeblich versucht wird, sie in eine Rolle als unterwürfige Hausfrau zu pressen. Besonders zentral ist Bender zufolge die Beziehung der Protagonistin zu Francesco, die romantisch beginnt, aber doch enttäuschend endet. Dieser Fokus sagt dem Kritiker allerdings eher weniger zu, er fragt sich, warum weibliche Emanzipation unbedingt an männliche Beachtung geknüpft sein muss. Auch mit der Begeisterung der Autorin für Fidel Castro tut er sich schwer. Und so fällt sein Urteil gemischt aus: Das Buch ist "politisch und existenziell heikel, ästhetisch meist lohnend", erklärt er.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.06.2023

"Meisterlich inszeniert" ist vor allem die erste Hälfte von Alba de Céspedes feministischem Roman, meint Rezensentin Christiane Lutz. Die 1949 im italienischen Original erschienene Geschichte dreht sich um Alessandra, eine junge Frau, die an den gesellschaftlichen Konventionen der Zeit verzweifelt, so die Rezensentin. "Schillernd und melancholisch" erzählt die Autorin, wie Alessandra in ihrer Ehe und dem beschränkten Frauenbild der Zeit gefangen ist und taucht dabei tief in die Seelenwelt ihrer Hauptfigur ein, so Lutz. De Céspedes ist unzweifelhaft eine Pionierin der feministischen Literatur, allerdings bemerkt die Kritikerin der Erzählung den Zeitkontext an: zumindest in der zweiten Hälfte wirken das Pathos und die Klischees, die der Roman zwar anprangert, aber auch selbst bedient, ein wenig ermüdend auf Lutz.
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