Alaa al-Aswani

Die Republik der Träumer

Roman
Cover: Die Republik der Träumer
Carl Hanser Verlag, München 2021
ISBN 9783446267497
Gebunden, 464 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Arabischen von Markus Lemke. Hoffnung, Aufbegehren, Scheinheiligkeit und Unterdrückung - Der große Roman über die ägyptische Revolution zum 10. Jahrestag des Arabischen Frühlings Kairo, 25. Januar 2011, 25.000 Menschen demonstrieren gegen Mubarak. Sie träumen von der großen Veränderung, doch während in der euphorischen Menge Liebesbeziehungen aufblühen, wird der Bürgerrechtler Khaled vor den Augen aller ermordet. Seine Freundin Dania will ihren Widerstand nicht aufgeben - und sei es gegen den eigenen Vater, den bigotten Geheimdienstchef, der islamische Werte predigt und heimlich Pornos schaut. Al-Aswanis Figuren verkörpern in diesem mitreißenden Buch, das in Ägypten verboten wurde, alle Facetten der Revolution, die für jede von ihnen einen Wendepunkt in ihrem Schicksal bedeutet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.02.2021

Rezensentin Andrea Pollmeier kommt mit dem Roman des ägyptischen Schriftstellers Alaa al-Aswani der arabischen Revolution von 2011 und ihrem Scheitern ganz nahe. Als Gegennarrativ zu den offiziellen, von der Zensur verfälschten Erzählungen über die Ereignisse in Kairo funktioniert der Text laut Pollmeier vorzüglich. Ermöglicht wird das nach Meinung der Rezensentin durch eine ausgeklügelte Schnittdramaturgie, die unterschiedliche Figuren, Lebensbereiche und parallel ablaufende Geschehnisse aus Sicht des allwissenden Erzählers darstellt. Das "revolutionäre Potenzial" der Gesellschaft und die Zusammenhänge von Familie, Religion und Politik werden dadurch für den Leser ebenso erkennbar wie die Machenschaften des Machtsystems, erklärt Pollmeier anerkennend.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 18.02.2021

Das Wort "bitter" benutzt Rezensent Cornelius Wüllenkemper gleich zweimal in seiner Besprechung zur Charakterisierung dessen, wie Aswani die Arabellion in Ägypten und ihre Protagonisten auffasst. Zum einen verweist der Autor mit "bitterer Ironie" auf die herrschende Klasse, die mit Bigotterie, Gehorsam gegen die Obrigkeit und brutaler Beherrschung der Untergebenen - auch der Familie und besonders der Frauen - gut durchs Leben kommt, so Wüllenkemper. Zum anderen folgt nach allem Romangeschehen, das über weite Strecken wie eine "Reportage" vom Tahir-Platz funktioniere, immer aber auch menschliche Geschichten erzähle, Aswanis "bittere Erkenntnis", so der beeindruckte Kritiker, dass die Angst großer Massen eine wirkliche gesellschaftliche Umwälzung leider immer verhindert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.02.2021

Rezensentin Christiane Müller-Lobeck befasst sich ausführlich mit den anti-israelischen Positionen, die dem ägyptischen Autor Alaa al-Aswani immer wieder vorgehalten wurden, zuletzt vom Schriftsteller Najem Wali. Ganz von der Hand weisen kann Müller-Lobeck nicht, dass al-Aswani, der lange schon im amerikanischen Exil lebt, immer wieder die unter Ägyptens Intellektuellen gepflegten Ressentiments bedient habe. Für die Rezensentin ist dies auch deshalb von Bedeutung, weil dieses Denken nicht nur al-Aswanis politische Positionen betreffe, sondern auch seine schreiberischen. In dem Roman "Die Republik der Träumer" zeichnet er ein Panorama der ägyptischen Gesellschaft in der Zeit des arabischen Frühlings. Das hätte Müller-Lobeck durchaus interessiert, aber die "säftelnde Prosa" und das permanente Rekurrieren auf "das ägyptische Volk", das entweder die einzige Hoffnung für die Zukunft des Landes oder "von außen" und durch Medien heillos verdorben ist, verderben der Rezensentin die Lust auf den Roman.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.02.2021

Rezensent Andreas Platthaus freut sich über die Veröffentlichung von Alaa al-Aswanis Roman bald drei Jahre nach seiner Publikation im Libanon in der ihn überzeugenden Übersetzung von Markus Lemke. Al-Aswanis Rückblick auf den "Arabischen Frühling" besticht für ihn vor allem durch die Lebendigkeit des Zeitzeugenberichts. Auch wenn der Autor nach Meinung des Rezensenten politisch "gescheitert" ist, literarisch zeigt er sich auf dem Höhepunkt, meint Platthaus. Die Schlaglichter auf die Revolution aus unterschiedlichen Perspektiven, in verschiedenen Sprachstilen, die "orientalische" Diktion und die in "pathetischen Szenen" spürbare Ergriffenheit des Autors machen das Buch für ihn zum Ereignis, auch wenn am Ende der Schmerz steht über eine vertane Chance.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.01.2021

Der ägyptische Autor Alaa al-Aswani gehörte zu den Aktivisten des Tahrir-Platzes und vorübergehend auch zu den Unterstützern der Muslimbrüder, nun legt er einen Roman im Gedenken an den arabischen Frühling vor. Rezensent Moritz Behrendt taucht hier ab in ein Figurenensemble, das offenbar halb Kairo versammelt, wie er schreibt: Er begegnet hier neben einer "karrieregeilen" Fernsehmoderatorin, einem armen Medizinstudenten und "bigotten" Islamgelehrten auch Geheimdienst, Militär und Polizei; im Mittelpunkt steht allerdings der alternde Komparse Ashraf, der vor allem sexuell für die Befreiung kämpft. Wie Aswani die verlogene ägyptische Elite, die Folter der Demonstranten durch das Militär und das Scheitern der Revolution schildert und dabei dennoch "unterhaltsam" schreibt und die "Schönheit" des Moments einfängt, hat den Kritiker tief beeindruckt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.01.2021

Seltsam enttäuschend findet Sonja Zekri den Roman über den Aufstand in Ägypten und meint, das Geschehen auf dem Tahrir-Platz werde merkwürdig nebenbei abgehandelt. Aufmerksam zeichnet sie Aswanis eigene politische Irrungen und Wirrungen nach und bemerkt, dass die Romanhandlung vor jenen Tagen und Monaten endet, die Aswanis kurzlebige Unterstützung der Muslimbrüder und auch al-Sisis berühren. Dass ein so wichtiger "öffentlicher Intellektueller" Ägyptens und weltberühmter Schriftsteller, der inzwischen im amerikanischen Exil lebt, so offensichtlich "scheitert", muss ihrer Ansich nach aber neugierig machen. Also sucht sie in Plot und Führung seiner nicht selten "stereotypen" Figuren nach Hinweisen auf seine Erklärung zur Tragödie des Landes. Am Ende zieht die Kritikerin den Schluss, dass er die Schuld des Scheiterns durch einen literarischen Trick in "Religion und Geheimdiensten" gefunden hat - was ihn selbst und seine Heldenfiguren des Aufstands freispricht, wie sie einigermaßen kühl bemerkt.
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