Abdellah Taia

Der Tag des Königs

Roman
Cover: Der Tag des Königs
Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783518422953
Gebunden, 178 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Andreas Riehle. An der Straße von Rabat nach Salé wartet eine Menschenmenge auf die Ankunft Hassans II., des Königs von Marokko. Mitten darin zwei Jungen. Khalid stammt aus einem herrschaftlichen Haus im reichsten Viertel der Stadt, Omar aus der armen Vorstadt. Dennoch sind sie unzertrennlich. Omar liebt Khalid, den feingliedrigen Jungen mit der zarten Haut und den überspannten Ideen. Und Khalid Omar, der mit seinen vierzehn Jahren schon die Verantwortung für seinen Vater trägt. Der ist wie ein kleines Kind, seit Omars Mutter die Familie verlassen hat. Doch unter dieser Beziehung der beiden ungleichen Jungen lauern Abgründe. Und jetzt ist überdies Khalid ausgewählt, als reichster und bester Schüler der Klasse dem König die Hand zu küssen. Er hat Omar nichts davon gesagt. Dieser Verrat lässt die Kluft zwischen beiden aufbrechen und verlangt ein Opfer.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.08.2012

Die Auszeichnung mit dem Prix de Flore hat Abdellah Taias neuer Roman "Der Tag des Königs" sicher auch dem öffentlichen, mutigen Bekenntnis des marokkanischen Autors zu seiner Homosexualität zu verdanken, glaubt Rezensentin Angela Schader. Denn bei allem Lob, das die Kritikerin etwa über die "zwischen Expressivität und kunstvoller Patzigkeit" springenden Dialoge der jungen Protagonisten oder die "subtile" Schilderung dieser durch Träume und den Glauben an Magie fast surreal scheinenden Welt äußert, erscheint ihr der ohne Frage innovative Roman thematisch doch ein wenig zu überladen: Sie folgt hier nicht nur der konfliktreichen, obsessiven Liebesziehung zwischen dem armen, 14-jährigen Jungen Omar und seinem aus reichen Verhältnissen stammenden Schulfreund Khalid, sondern erfährt neben Hintergründen über das repressive Regime Hassans II, auch einiges - und doch zu wenig - über Omars Mutter, die die Familie verlassen hatte, nachdem der Vater sie zu einer "Hure gut abgerichtet" habe. Dennoch kann die Rezensentin dieses "vielversprechende" Buch nur bedingt empfehlen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.07.2012

Katharina Borchardt beschreibt Abdellah Taïas Roman "Der Tag des Königs", ohne ihn explizit zu bewerten. Es geht um die Freunde Omar und Khalid, die auch erotisch zueinander hingezogen sind, berichtet die Rezensentin. Sie gehören unterschiedlichen Schichten an, der hellhäutige Khalid ist reich und verbringt seine Ferien in Paris, der dunkelhäutige Omar lebt in prekären Verhältnissen. Es ist absehbar, befindet die Rezensentin, dass sich die Wege der beiden nach dem letzten Schultag, an dem dieser Roman spielt, trennen werden. Das Geschehen, das sich an diesem Tag um den Besuch von König Hassan II. (der Roman spielt im Jahr 1987) entfaltet, beleuchte die Brüche "zwischen den Schichten, den Geschlechtern und den Hautfarben", die die Marokkanische Gesellschaft durchziehen. Ihrer engagierten Schilderung ist zu entnehmen, dass die Rezensentin das Buch mit einigem Interesse gelesen hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.07.2012

Kersten Kipp stellt Abdellah Taias "Der Tag des Königs" vor. In seinem bislang einzigen auf Deutsch erschienenen Roman zeigt der Autor nicht zuletzt die soziale und politische "Stagnation" Marokkos in den 1980er Jahren auf. Eindrücklich gestaltet der marokkanische Autor, wie König Hassan II. sein Land in festem Griff hat und jegliche Veränderung im Keim zu ersticken weiß. Dabei sei der Stillstand sozial, politisch und mythisch begründet, meint der Rezensent, weil die absolutistische Macht des Königs und die Übermächtigkeit des Herrschers bis in die Psyche seiner Untertanen hinein wirkten. Taia enthält sich dabei allerdings jeglicher Anklage und bietet stattdessen eine "literarische Bestandsaufnahme", stellt der Rezensent fest. Während die Homosexualität in jedem Werk des Autors wie auch in diesem Roman eine Rolle spielt, hat er sich hier erstmals mit der Figur des Königs beschäftigt, so Knipp, der sich zwar expliziten Lobpreisungen enthält, den der Roman aber offensichtlich gefesselt hat.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.05.2012

In seinem Roman über zwei vierzehnjährige Jungen, die im Jahr 1987 an einer Straße auf den Durchzug von König Hassan II. warten, bricht der marokkanische Autor Abdellah Taïa ein Tabu, meint Astrid Kaminski. Denn die jugendlichen Protagonisten Omar und Khaled sind mehr als Freunde, und Taïa spare nicht mit "Schilderungen homosexueller Sinnlichkeit". Dabei gehe es dem Autor, der sich selbst offen zu seiner Homosexualität bekennt, jedoch nicht bloß um Tabubruch und Provokation, wie die Rezensentin klarstellt, sondern um ein präzises Bild der marokkanischen Gesellschaft mit ihren strengen Grenzen in Form von patriarchalen Strukturen und deterministischen Zwängen. Wenn diese Grenzen übertreten werden, sei der Weg zur Gewalt nicht mehr weit.
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