Madeleine Thien

Sag nicht, wir hätten gar nichts

Roman
Cover: Sag nicht, wir hätten gar nichts
Luchterhand Literaturverlag, München 2017
ISBN 9783630875200
Gebunden, 656 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Anette Grube. Ein Roman über China von den 1940ern bis heute, über zwei eng verbundene Musikerfamilien und ihr Schicksal. Die Lebensgeschichten der Musiker, ihrer Freunde, Familien und Geliebten, die in den Strudel der Politik geraten, in das Auf und Ab von Revolution, Gewalt und Unterdrückung, führen zu der universellsten und zugleich privatesten aller Fragen: Wie kann der Mensch sich selbst treu bleiben, lieben und kreativ sein, wenn er sich verstellen und verstecken muss, weil er um sein Leben fürchtet? Erzählerin dieses vielschichtigen Epos ist Marie, die mit ihrer Mutter in Kanada lebt und nicht versteht, warum ihr Vater nach China zurückgekehrt ist. Als sie zehn Jahre alt war, haben sie einen Gast bei sich aufgenommen, die junge Ai-ming, die nach dem Massaker am Platz des Himmlischen Friedens aus Peking geflohen ist. Marie ahnte bald, dass sie eine gemeinsame Geschichte haben, und nun versucht sie, Licht ins Dunkel der Vergangenheit zu bringen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.01.2018

Geradezu ergriffen und in fast atemlos wirkender Nacherzählung berichtet der große Kritiker Karl-Markus Gauß über diesen Roman, eine Familiensaga, in der die letzten hundert Jahre chinesischer Kultur und Geschichte schmerzvoll, aber nicht hoffnungslos aufscheinen. Die in Kanada lebende Tochter erzählt da die Geschichte ihres Vaters, einst ein gefeierter Musiker, der im China der Kulturrevolution derart gedemütigt und gequält wurde, dass er Jahre später, aus dem kanadischen Exil kommend, Selbstmord begeht. Gauß vergleicht Thien, die auf Englisch schreibt und im Exil manchmal schon zwischen den Eltern vermitteln musste - denn "mein Vater sprach Mandarin und meine Mutter Kantonesisch" - mit einigen der wichtigsten chinesischen Autoren der letzten Jahre, nämlich Liao Yiwu und Yiyun Li, berichtet aber auch am Anfang seiner Rezension, welche Rolle der Trost westlicher Musik für die Protagonisten spielt, so dass neben der tragisch chinesischen auch eine tröstlich kosmopolitische Dimension in dem Roman steckt.