Heute in den Feuilletons

Es hätte auch Schöneberg sein können

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
23.08.2008. In der Welt betrachtet Sonja Margolina im Stau auf der Rubljowka die entstehende russische Zivilgesellschaft. Die NZZ meint: Das Buch überlebt, wenn es ist wie ein Löffel. In der FR protestiert die Autorin Sherry Jones gegen den Verlag Randomhouse, der ihren neuesten Roman "The Jewel of Medina" mit Rücksicht auf den Islam nicht publizieren will. Rue89 wirft Bernard-Henri Levy vor, in seiner Georgien-Reportage geflunkert zu haben. Die Achse des Guten fand heraus: Israel plant einen Angriff auf das rechtschaffene Russland. Dazu beigetragen hat die einseitige Berichterstattung des Perlentauchers.

NZZ, 23.08.2008

Joachim Güntner schreibt über die plötzliche Wiederkehr des einst schon als Totgeburt verspotteten E-Books in Form attraktiver Lesegeräte, aber er zitiert auch einige Skeptiker: "Das herkömmliche Buch in seiner Verbindung aus Buchstaben und Papier sei aus unserer Kulturgeschichte nicht mehr wegzudenken, meint Rowohlts Verleger Alexander Fest. Es stehe für eine ideale Einheit von Form und Funktion: 'wie der Löffel'. Wenn das stimmt, darf auch der klassische Buchladen Hoffnung schöpfen, dass er, weiterhin mit Gedrucktem handelnd, überlebt. Diesen Trost hat er nötig. Denn wie es aussieht, wird das Geschäft mit E-Books, das über Online-Portale läuft, an ihm vorbeigehen." Und nebenbei die Anmerkung, dass die Preisbindung für digitale Bücher nicht gilt.

Weitere Artikel: Roman Bucheli sieht in der jüngsten Debatte um Alfred Andersch den "Moralismus von Erbsenzählern" am Werk. Georges Waser besucht die Sommerausstellung des British Museum in London über Kaiser Hadrian. Ulrich M. Schmid berichtet über Nabokovs letzten Roman, der nun doch noch veröffentlicht wird. Besprochen werden Uta Kalas Regiedebut "Heidizeit" in Berlin und Bücher, darunter Max Frischs New Yorker Poetikvorlesungen, erstmals auf deutsch.

In Literatur und Kunst schreibt der Kurator Jean-Christophe Ammann Über "Zeit und Dauer in Werken der bildenden Kunst". Navid Kermani betrachtet Caravaggios "Kreuzigung des Petrus" (Bild). Auch hier werden Bücher besprochen, darunter eine neue Übersetzung der Memoiren von Berlioz und Norbert Niemanns neuer Roman "Willkommen neue Träume".

Aus den Blogs, 23.08.2008

Richard Wagner macht sich in der Achse des Guten große Sorgen. Ein Bekannter hat ihm erzählt, dass Israel einen Großangriff auf das rechtschaffene Russland plane. "Dazu beigetragen habe auch die einseitige Berichterstattung des Medienkonzerns Perlentaucher, der immer dann in Erscheinung trete, wenn es um die Interessen Israels gehe, ohne diese aber beim Namen zu nennen. Auch seine Schutzmacht seien die Vereinigten Staaten. Ohne sie wären weder die Alleingänge Israels möglich, noch die Nachrichtenmanipulation durch den Perlentaucher und die aberwitzige Kommentierung der Ereignisse durch die Achse des Guten. Wenn das kleine Russland die von den USA und Israel instrumentalisierten Krisenherde in seiner Nachbarschaft in den Griff kriegen solle, müsse man zunächst einmal die beiden Internetportale schließen oder zumindest eine Portalblockade durchführen."

Perlentaucher, 23.08.2008

Thekla Dannenberg antwortet auf Patrick Bahners, der Henryk Broder in der FAZ Schwingen der Antisemitismuskeule vorwarf. Auf Bahners' Satz "Der Antisemitismusvorwurf eignet sich zum moralischen Totschlag" bringt sie in Erinnerung: "Die FAZ muss es wissen. Sie hat es praktiziert, wie wir uns erinnern, als sie mit großem öffentlichen Aplomb den Vorabdruck von Martin Walsers 'Tod eines Kritikers' stoppte, weil sie eine Romanfigur als antisemitische Karikatur Marcel Reich-Ranickis empfand. Aber vielleicht will der FAZ-Feuilletonchef auch nur festlegen, wer die Keule schwingen darf und zu welchem Zweck?"

Weitere Medien, 23.08.2008

Bernard-Henri Levy hat bisher zwei Artikel über Georgien veröffentlicht, einen Appell, den er zusammen mit Andre Glucksmann verfasste (im Interesse der USA und Israels, wie die FAZ behauptet) und eine Reportage in Le Monde: "Choses vues dans la Georgie en guerre". Levy hat allerdings nicht alle Dinge gesehen, die er behauptet gesehen zu haben, schreibt jetzt rue89 in einem groß aufgemachten Artikel. So sei er nicht wirklich in Gori gewesen, und Gori habe auch nicht gebrannt. Levy schrieb: "Wir kommen in Gori an. Wir sind nicht in der Innenstadt. Aber dort, wo uns Lomaia (ein georgischer Politiker, d.Red.) abgesetzt hat, bervor er allein in seinem Audi weiterfuhr, um Verletzte zu bergen, auf dieser Kreuzung, die von einem riesigen Panzer kontrolliert wird, können wir bis ans Ende des Horizont Feuer sehen." Rue89 hat nachrecherchiert und die Europa-Abgeordnete Marie-Anne Isler-Beguin gefragt, die mit Levy unterwegs war: "'Aber nein, wir waren nicht in Gori, sagt sie zu den Journalisten, 'wir sind an einer Sperre 1,5 Kilometer vor der Stadt aufgehalten worden.' Sie kennt die Gegend seit acht Jahren. Nur die Felder haben gebrannt, sagt sie. Die Armeen verbrennen manchmal die Felder, um das Risiko von Heckenschützen zu reduzieren."

FR, 23.08.2008

Auf dringendes Anraten einer Islamwissenschaftlerin hat die amerikanische Bertelsmann-Tochter Random House die unmittelbar bevorstehende Veröffentlichung von Sherry Jones' Roman "The Jewel of Medina" über die Liebe des Propheten Mohammed zu seiner Lieblingsfrau Aischa unterbunden. Die Autorin selbst kann es nicht fassen und legt nun ihre Sicht der Dinge dar: "Ich bin nicht naiv. Selbstverständlich war davon auszugehen, dass 'The Jewel of Medina' für einiges Aufsehen sorgt. Der Roman handelt von einer selbstbewussten, zunehmend selbstbestimmten Frau - das hat Fundamentalisten, gleich welchen Glaubens, noch nie gefallen." Spekulativ aber sei ihr Roman auf gar keinen Fall. Jones fragt sich: "Will Random House in Zukunft keine Bücher mehr über den Islam veröffentlichen? Und was wird der nächste verbotene Text sein? Was das nächste Bild? Das nächste Musik-, Tanz- oder Theaterstück? Sind wir alle schon so eingeschüchtert?" (Hier das Statement des Verlags, hier als pdf der Prolog des Romans und hier eine sehr negative Kritik der Dichterin Marwa Elnaggar auf Islamonline.net, die trotzdem für die Veröffentlichung plädiert.)

Weitere Artikel: In ihrer US-Kolumne resümiert Marcia Pally jüngste Umfrageergebnisse: "McCains uramerikanische Anhänger bestehen aus älteren, weißen und ungebildeten Männern, Obamas quasi-europäische Wähler dagegen sind weiblich, vor allem aber jung und smart." Arno Widmann hat das Museum "Haus der Völker" mit Kunst aus Asien und Afrika in Schwaz im Tirol besucht und versichert, dass sich der Weg dorthin lohnt. In einer Times Mager erklärt Ina Hartwig mit Jacques Lacan, warum es sinnvoll ist, den Blick auf Courbets "Urspung der Welt" zu verstellen.

Besprochen werden ein Konzert des Schmolck-Trio in Frankfurt und Norbert Gstreins neuer Roman "Der Winter im Süden", der für Christoph Schröder starke Momente hat, aber auch ein Problem: "Es geschieht nichts." (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

TAZ, 23.08.2008

Weder auf die russische noch auf die georgische Seite, sondern auf die antivölkische stellt sich taz-Kulturchef Andreas Fanizadeh in einem Leitartikel auf der Meinungsseite: "Die georgische Seite handelt aus dem gleichen Machtdenken heraus wie die russische. Und beides sind ehemalige Sowjetstaaten mit einem postkommunistischen Typus von Gesellschaft. Aber wahrscheinlich ist der Stalinismus einmal genauso wundersam über die Georgier gekommen wie einst die Hitlerei über Österreich. Geschichtsvergessenheit und nationale Eiferei: vielleicht ist es das, was gut zu dieser Nato passt."

Im taz mag denkt Robert Misik über Susan Sontag nach und damit aber auch über das große Ganze unserer Zeit. Er stellt fest: "Eie Generation der jungen Sontag (war) die letzte, die von einem vorbehaltlosen Bekenntnis zu ihrem Zeitalter geprägt war. Es ist, zumal für kulturell Moderne, eine Frage von eminenter Relevanz: Wie steht man zu seinem Zeitalter? Kann man modern sein ohne Zukunftspathos? Wie ist es um den Index der Zeit bestellt, wenn die Illusionen verbraucht sind und an den 'Fortschritt' nur mehr Arbeitgeberfunktionäre glauben, die mit diesem eine Mischung aus Globalisierung, Deregulierung der Arbeitsmärkte und Computerisierung meinen?" Und Misik schließt emphatisch: "Wir sollten wieder modern sein."

Auf den Kulturseiten: David Denk unterhält sich mit der Schauspielerin Julia Jentsch, die gerade in Jiri Menzels Hrabal-Verfilmung "Ich habe den englischen König bedient" zu sehen ist. Klaus Bittermann erinnert anlässlich des bevorstehenden Demokraten-Parteitags an jenen in Chicago vor vierzig Jahren.

Besprochen werden die DVD plus Buch "Beijing Bubbles" von Susanne Messmer und Georg Lindt und Bücher, darunter ein Band über den Fotografen "Jürgen Schadeberg" und Uwe Timms neuer Roman "Halbschatten" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Im taz mag gibt es einen melancholischen New-York-Schwerpunkt. Der Susan-Sontag-Biograf Daniel Schreiber verabschiedet sich von der Stadt, die er jetzt Richtung Deutschland verlässt. Peter Rehberg schreibt über die riesige "Outdoor-Mall" namens Manhattan. Und in einem von mehreren Beiträgen unter der Überschrift "Ich war noch niemals in New York" erinnert sich Pedram Shahyar daran, wie er am 11. September des Jahres 2001 einmal nicht in die USA fliegen konnte.

Und Tom.

Spiegel Online, 23.08.2008

Eigentlich hätte Michail Chodorkowski nach russischem Recht schon längst entlassen werden müssen, aber wegen der Falschaussagen eines (inzwischen reuigen) Mitgefangenen, verweigert man ihm die sonst übliche Begnadigung, berichtet Carmen Eller aus Moskau. Grund: "Um selbst frühzeitig entlassen zu werden, gab der ehemalige Autodieb auf Druck der Gefängnisverwaltung zu Protokoll, der Mit-Häftling habe seine Hände bei einem Ausgang einmal nicht vorschriftsmäßig hinter dem Rücken verschränkt."

Welt, 23.08.2008

In der Literarischen Welt erzählt Sonja Margolina vom Besuch bei einer reich gewordenen Freundin auf der Rubljowka, im Moskauer Beverley Hills. Schon die Fahrt dahin gibt ein Bild von der entstehenden russischen Zivilgesellschaft: "Unser Ford wird von rechts durch einen Jaguar mit getönten Scheiben bedrängt. Georgij, Mariannas Ehemann, will ihn partout nicht vorlassen. Mit einem hauchdünnen Abstand zwischen den Wagen und steigendem Adrenalin-Pegel wird das Kräftemessen über Kilometer ausgetragen. Im Volksmund heißt das gefährliche Spiel 'sich mit den Schwänzen messen'. Die Mächtigsten, im Besitz eines Martinshorns, gleiten auf der Gegenspur an dem Stau vorbei, was die Aggression in der Schlange nur noch steigert."

Weiter gibt es einen Auszug aus Alan Bennetts neuem Buch "Die souveräne Leserin". Ulrich Weinzierl porträtiert die Schriftstellerin Ruth Klüger. Besprochen werden unter anderem Klügers Buch "Unterwegs verloren", Norbert Gstreins Roman "Die Winter im Süden", Alina Bronskys Debütroman "Scherbenpark" (Leseprobe) und Uwe Timms Roman "Halbschatten".

Im Feuilleton unterhält sich Peter Beddies mit Sven Regener über seinen mittlerweile dritten Lehmann-Roman: "Es hätte ja nicht Kreuzberg sein müssen! Es hätte auch Schöneberg sein können. Man darf dieses Kreuzberg nicht überschätzen. Es gibt das Klischeebild. Kreuzberg ist wie so ein röhrender Hirsch, der an der Wand hängt."

Weitere Artikel: Hendrik Werner schreibt zum Siebzigsten des Schriftstellers Frederick Forsyth. Außerdem ärgert er sich über die Auszeichnung Wikipedias mit dem Quadriga-Preis. Hanns-Georg Rodek beschreibt das Wettlaufen um die Neuverfilmung des "Seewolfs" durch ProSieben und das ZDF.

Im Forum erinnert Romanus Otte an eine Konferenz versprengter Liberaler in Paris vor siebzig Jahren, in der der Begriff des Neoliberalismus geboren wurde.

nachtkritik, 23.08.2008

Ein "toll gebautes Stück" hat Reinhard Kriechbaum im sonst eher mauen Theaterprogramm von Salzburg gesehen: Simon Stephens Stück "Harper Regan", inszeniert von Ramin Gray. "Harper Regan nächtigt in einem Hotel, mit einem fremden Mann, den sie über eine Anzeige im Internet kennen gelernt hat. Man hat Sex miteinander. Einen anderen, der sie in einem Pub anmachen will, attackiert sie mit dem Glas, klaut seine Lederjacke. Dieses Kleidungsstück wird Sinnbild für ein neues Leben, in dem sie sich 'fest vorgenommen hat, nicht mehr zu lügen - das tun zu viele'. Quasi im Nachfolgestück von Motortown, mit einem Ex-Soldaten als Hauptfigur, der sich zuhause nicht mehr zurecht findet, führt uns der Engländer Simon Stephens eine starke, vielschichtige Frauenpersönlichkeit vor. Martina Gedeck spielt Harper Regan, diese Mutter Courage im postliberalen Zeitalter."

SZ, 23.08.2008

Holger Liebs war im Tessin und hat das Archiv des vor drei Jahren verstorbenen genialen Kurators Harald Szeemann besucht. Eine einzigartige Sammlung, die aber dringend der Rettung bedarf: "Die Fabbrica ist eine Mischung aus Bibliothek, Privatmuseum, Devotionalienkammer, Zeitschriftenablage, Foto- und Plakatfundus, Faxarchiv - und, mittlerweile, großen Schimmelflecken an den durchfeuchteten Wänden... Von Künstlervideos über Broodthaers-, Beuys- und Duchamp-Bücher, Exponate etwa einer Ausstellung über Szeemanns Großvater, einen berühmten Friseur, der die Dauerwelle erfunden hat, bis zur Playboy-Sammlung ... reicht die Palette der Materialien und Ephemera."

Rainer Kuhlen, Professor für Informationswissenschaft, hält nichts von kommerzieller Verwertung von Wissen durch Wissenschaftsverlage und fragt: "Ist die freie Nutzung von Wissen wirklich eine Bedrohung von Eigentum oder ist vielmehr nicht eine umfassende private, dem kommerziellen Zweck dienende Aneignung von Wissen die eigentliche Bedrohung?" Und weiter prophezeit er: "Die fetten Jahre für die kommerziellen Verlage werden auch dann vorbei sein, wenn sie weiter darauf beharren, dass Wissenschaftler die Verwertungsrechte an den (nicht zuletzt mit öffentlichen Mitteln) erstellten Werken vollständig an sie abtreten. Sie reklamieren sogar für die daraus entstehenden Informationsprodukte neues geistiges Eigentum, obwohl zu dem Entstehen dessen, was das 'Geistige' in einem Informationsprodukt ausmacht, sie als Verleger nichts beigetragen haben."

Weitere Artikel: Über die Salzburger Festspiele als "Gesellschaftsereignis" schreibt Christine Dössel; außerdem meldet sie, dass die Performance-Gruppe "Nature Theater of Oklahoma" den Young Directors Award der Festspiele erhält. Thomas Steinfeld nähert sich Angela Merkels derzeitiger Reise zu Deutschlands Bildungseinrichtungen mit Wilhelm Meister. Tobias Kniebe porträtiert den Schauspieler David Kross, Darsteller in "Krabat" und "Der Vorleser". Martin Z. Schröder schreibt zum Tod des Schriftsetzers Walter Schiller.

Besprochen werden Gianni Zanasis Filmkomödie "Nicht dran drenken" und Bücher, darunter Thomas O. Höllmanns Kulturgeschichte "Das alte China" und Ruth Klügers zweiter Erinnerungen-Band "unterwegs verloren" (den ein ungnädiger Lothar Müller ungnädig findet) (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Im Aufmacher der SZ am Wochenende erinnert sich Oliver Storz an Erotik im Sommer 1945. Andrian Kreye porträtiert den Fotografen Barry Feinstein, zu dessen Bildern der junge Bob Dylan einst ein paar jetzt erst veröffentlichte Prosagedichte verfasste. Maxi Leinkauf hat den schottischen Künstler Douglas Gordon getroffen. Vorabgedruckt wird die Erzählung "Die Lehre des Maulwurfs" von Aris Fioretos. Im Interview spricht der als Bond-Bösewicht "Le Chiffre" weltberühmt gewordene Schauspieler Mads Mikkelsen über Dänemark, seine kommunistischen Eltern und den Ruhm.

FAZ, 23.08.2008

Christian Geyer stellt die Psychologin Friederike Janofske vor, die eine Sportlerin durch "mentales Training" bis zur Goldmedaille brachte. Joachim Müller-Jung stellt eine Nummer der Zeitschrift Journal of Physiology vor, die fragt, welche Grenzen durch mentales Training erreicht und überschritten werden können. In der Leitglosse berichtet Kerstin Holm vom Konzert des "bekanntesten Osseten" Valeri Gergiew mit dem Orchester des Petersburger Mariinsky Theaters in der südossetischen Hauptstadt Zchinwali, die er nach dem fatalen Angriff der georgischen Armee mit Stalingrad verglich. Jürgen Dollase holte sich sein mentales Training beim Koch Bernd Stollenwerk vom "Gut Lärchenhof" in Pulheim bei Köln, der ihm prompt "das Spektrum des Vokabulars" erweiterte. Frank Schirrmacher kündigt an, dass im Lesesaal der FAZ jetzt über Hans-Ulrich Wehlers deutsche Gesellschaftsgeschichte mit dem Titel "Bundesrepublik Deutschland und DDR 1949-1990" diskutiert werden soll.

Auf der Medienseite resümiert Jürg Altwegg französische Medienreaktionen auf den Tod von zehn Soldaten in Afghanistan. Der Journalistikprofessor Gerd K. Kopper behauptet, dass sich die westlichen Medien von der russischen Kriegsführung in Georgien hätten manipulieren lassen - in Wirklichkeit sei es Russland darum gegangen, Georgiens wirtschaftliche Erstarkung zu stoppen. Für die letzte Seite reist Jan Grossarth mit einem Schiff der russisch-orthodoxen Kirche auf der Wolga.

Auf der Schallplatten-und-Phono-Seite schreibt Alexander Müller über die Freuden des Musiksuchens im Internet. Jürgen Kesting hört sich die Reedition von Rudolf Kempes "Ring"-Produktion an. Jonathan Fischer stellt eine Box mit "Sweet Soul Music" aus den Jahren 1961-1965 vor. Besprochen wird außerdem eine Ausstellung mit Bronzen aus der Stauferzeit in Hildesheim.

Für Bilder- und Zeiten untersucht der Verleger Andre Thiele das Verhältnis von Peter Hacks zu Thomas Mann und findet unerwartete Berührungspunkte. Angelika Heinick besucht einige Pariser Fotolabors, wo im Auftrag berühmter Fotografen noch ganz traditionell gearbeitet wird. Oliver Kucharski schildert sein Leben mit Twitter. Matthias Hannemann unterhält sich mit dem Rocksänger und Schriftsteller Sven Regener, der gerade ein neues Buch herausbringt. Auf der Literaturseite geht's um Amitav Ghoshs neuen Roman "Das mohnrote Meer" und Martin Klugers Roman "Der Vogel, der spazieren ging".

In der Frankfurter Anthologie stellt Ludwig Harig ein Gedicht von Novalis vor: "Nicht lange wird der schöne Fremde säumen".