Kinski spricht Werke der Weltliteratur

Das vollständige Rezitationswerk. Gesprochen von Klaus Kinski. 20 CDs
Cover: Kinski spricht Werke der Weltliteratur
Universal Music, Berlin 2003
ISBN 9783829113663
CD, 149,00 EUR

Klappentext

1040 Minuten Laufzeit. Erstmals ist Klaus Kinskis vollständiges Rezitationswerk auf CD erhältlich. Das Box-Set umfasst 20 CDs und ist mit einem 48-seitigem Booklet ausgestattet. Die Liste der Autoren, deren Texte Klaus Kinski liest, ist lang: Villon, Goethe, Rimbaud, Strindberg, Baudelaire, Schiller, Hauptmann, Nietzsche, Büchner, Majakowskij, Dostojewskij, Oscar Wilde, Jack London, Stephane Mallarme, Kinski singt und spricht Brecht, er spricht aus der Amerikaballade und der Dichtung afrikanischer Völker, er spielt Shakespeares "Hamlet" und "Romeo & Julia" und "Wiedersehen mit Brideshead" von Evelyn Waugh. Als Bonus enthält die Box die beiden Hörspiele "Sechs Gramm Caratillo" und "Die Nacht allein".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.10.2003

Udo Feist ist begeistert von dieser CD-Box, die Klaus Kinskis Lesungen aus den Jahren 1957 bis 1962 dokumentiert. Damals brachte er ein Art von Rock'n'Roll in die Literatur und setzte sich mutig über Genregrenzen hinweg: von Shakespeare über Nietzsche bis zu afrikanischer Dichtung las es die unterschiedlichsten Sachen - der bekannte "Erdbeermund" von Francois Villon ist da nur eines von vielen Stücken. Die Rezeption dieses Stückes ist wohl aber symptomatisch für Kinskis Image: "Der bigotten Adenauerära war sie ein Dorn im welken Fleisch, doch ihre existenzialisierende Jugend hörte das wie eine Verheißung" - kein Wunder, verquickte Kinski doch "unverblümten Sex mit reiner Lyrik". Trotzdem drückt seine Stimme nach Feists Meinung eindeutig mehr aus, als den ewigen Provokateur, als der er in Erinnerung geblieben ist: "Allein gelassen mit seiner Stimme kann man sich aber trotzdem davon lösen und sieht plötzlich viel mehr als die Imagesumme aus Einzelgänger, Großmaul und Talkshowsprenger, die ihn bis zum Tod 1991 begleitete". Fast vollständig versammelt die 20-teilige CD-Box sein Rezitationswerk, nur Aufnahmen seiner letzten großen Sprecherrolle ("Jesus Christus - Erlöser") fehlen zum Bedauern des Rezensenten wegen einer einstweiligen Verfügung, die Kinskis Witwe 1999 verhängt hatte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.10.2003

"Lärmend", "textfremd", "naiv" - keine besonders schmeichelhaften Attribute für Klaus Kinskis Sprechtalent, die ihm Martin Z. Schröder verpasst. Auf zwanzig CDs liest Kinski "Werke der Weltliteratur", doch die von Kinski getroffene Textauswahl ist dem Rezensenten zu wahllos. Der habe sich scheinbar für so genial gehalten, dass er sich alles zugetraut habe - was mehrfach ziemlich schief gehe, wie Schröder gestehen muss. So treffe Kinski "kaum einen Ton", wenn er Brecht mit Melodien von Weill und Eisler singe, die Anklänge an den Pathos der Nazisprache kreische er "fast unverständlich" ins Mikrofon und aus Shakespeares Romeo mache er einen "brabbelnden, jammernden Greis". Also nicht immer ein Hörgenuss, so kann man Schröder getrost verstehen, wobei er an manchen Stellen doch auch wieder von Kinskis Kunst beeindruckt ist: In der Aufnahme von "Wiedersehen mit Brideshead" von Evelyn Waugh zum Beispiel scheine der nämlich ausnahmsweise mal "ganz bei sich selbst zu sein" und "tönt in allen Gemütslagen". Aber insgesamt ähnele sich vieles und er habe sich an manchen Stellen schlichtweg überschätzt, so Schröders Resümee - Kinskis Verwandlungsfähigkeit sei nämlich sehr begrenzt gewesen.
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