Gerhard Henschel

Schelmenroman

Roman
Cover: Schelmenroman
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2024
ISBN 9783455016642
Gebunden, 608 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Kurz vor der WM 1994 kettet Martin Schlosser sich im Rahmen einer Titanic-Mahnwache vor der Frankfurter DFB-Zentrale an, um die Nominierung des Fußballstars Bernd Schuster zu erzwingen, was jedoch misslingt. Aber Martin Schlosser bleibt dem Leben gegenüber aufgeschlossen. Er unternimmt Lese- und Lustreisen, experimentiert mit Drogen, schreibt mit dem Kollegen Günther Willen auf Spiekeroog ein Buch über das dritte Tor von Wembley, übersteht einen katastrophalen Umzug von Frankfurt nach Göttingen, löst gemeinsam mit Wiglaf Droste ohne allzu böse Absicht einen Literaturskandal aus. Und zugleich sind es die Jahre, in denen Martin Schlosser sich auf den Abschied von seiner geliebten "Oma Jever" einstellen muss.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.03.2024

Aufs Witzigste kann man in diesem "Schelmenoman", Band 10 in einer monumentalen Reihe, nochmal die inzwischen leicht angestaubten Neunziger durchkauen, beteuert Rezensent Andreas Rüttenauer. Seine Rezension hat etwas Insiderhaftes, denn der Roman spielt teilweise in der taz, in der Redaktion der für ihren mäßigen Witz bekannten "Wahrheitsseite", und teilweise in der Redaktion der Satirezeitschrift Titanic. Ach, wie war es herrlich, als Henschel zusammen mit dem "Brachialsatiriker" Wiglaf Droste sich ausmalte, wie man DDR- Bürgerrechtler grillt. Selbst Rüttenauer ist am Ende vom vielen autobiografischen Namedropping in dem Roman ermüdet. Aber alles in allem findet er ihn schon sehr lustig.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.02.2024

Eine "Comédie humaine der linken Bohème" liest Rezensent Paul Jandl im mittlerweile zehnten Band der autobiografischen Romanreihe von Gerhard Henschel und fühlt sich an die gute, alte Zeit erinnert, in der linke Sprachkritik sich selbst noch nicht so ernst genommen hat. Henschels dem Autor nicht unähnlicher Protagonist arbeitet mitte der Neunziger beim Satiremagazin "Titanic" und wehrt sich abends bei ein paar Bier gerne gegen die "Humorzensur", die verhindern will, dass Worte wie "Betroffenheit" verlacht werden, erfahren wir. Dem Kritiker gefällt auch, wie Henschel die Frage stellt, welche Kämpfe ausgefochten werden und welche lieber in der Kneipe enden sollten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 03.02.2024

Schon den zehnten Teil einer autofiktionalen Reihe legt der Satiriker und frühere Titanic-Redakteur Gerhard Henschel hier vor, berichtet Kritikerin Katharina Teutsch: Es geht um die besondere Atmosphäre der neunziger Jahre in Westdeutschland, "die Zukunft konnte kommen", wie Henschel es formuliert. In dieser Zeit veröffentlichte der Autor gemeinsam mit Klaus Bittermann das "Wörterbuch des Gutmenschen", weiß Teutsch, das ist nicht nur positiv rezipiert worden. Die Netzwerke, in denen sich Henschel bewegt, sind ebenso Teil des Buches wie der Fußball, und verraten einiges nicht nur über die intellektuelle Atmosphäre dieser Zeit, sondern auch über den weitgehenden Ausschluss von Frauen aus den Titanic-Männerbünden, resümiert die mit dem Buch durchaus zufriedene Rezensentin.