Zum einzigen Ergebnis weitergeleitet

Thomas Kunst

Gedichte
Cover: WÜ
Suhrkamp Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783518431733
Gebunden, 173 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Langgedichte, Kurzgedichte, Tanka und natürlich Sonette, diese Antriebsraketen für alle anderen Gedichtformen, umfasst Thomas Kunsts neuer Gedichtband. Und am Ende eines jeden Kapitels steht das Meistersonett, ein Brief an seine Katze WÜ. "WÜ ist mehr als nur eine Katze. WÜ ist Abholdienst von der Garage und abendliches Seelenheil. WÜ ist Bewegungsmelder und das erste Wesen, das mich morgens vor der Schlafzimmertür schon erwartet. WÜ ist eine Russisch-Blau. WÜ ist auch Wüste mit Wünschen. WÜ ist würdevolle Aufzählung: Eukalyptusbonbons auf der Autobahn.Die amerikanischen Fotos von Leuna im Vorbeifahren.Die Empfehlung der Bauern, sich vor dem ersten Frost einen Plattenspieler zu kaufen.Die Angst, durch hohes Gras zu gehen.Der Golf von Mexiko hinter Garagen.Vornamen im Schnee."

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 14.05.2024

Man könnte von dem der digitalen Moderne oft feindselig gegenüberstehenden Gestus dieses Gedichtbandes durchaus auch genervt sein, gesteht Rezensentin Beate Tröger ein. Sie selbst ist jedoch durchaus angetan davon, was der Dichter in seinen, teils in Formen wie Tanka und Sonett gegossenen, Versen leistet, zum Beispiel da, wo er mit ihnen die Wü des Titels adressiert, eine Katze. Auch Familie und Vergangenheit wird thematisiert in diesen Gedichten, erfahren wir, und außerdem sind diese schön melancholischen Gedichte, schließt die dem besprochenen Band gewogene Rezensentin, auch noch ziemlich musikalisch.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.04.2024

Beglückt bespricht Rezensent Carsten Otte Thomas Kunsts neuen Gedichtband. 5 Zyklen a 15 Gedichte sind enthalten, und am liebsten, so scheint es, würde Otte sie alle komplett zitieren. Kunsts neuer Band hat das Zeug zum Klassiker, legt Otte dar, auch weil der Dichter keineswegs davor zurückschreckt, klassische Formen wie etwa das Sonett oder das japanische Tanka in sein Repertoire aufzunehmen. Das Themenspektrum ist dabei breit, lernen wir, neben Naturbetrachtungen und Identitätsfragen tauchen vor allem immer wieder Geschichte auf, die sich problematischen familiären Beziehungen widmen. Die Wü des Titels ist wiederum eine Katze, die Kunst als "eine Wüste mit Wünschen" adressiert. Durchaus polemisch zieht Kunst hier und da, beobachtet Otte, gegen wohlfeile, sich politisch gebende Befindlichkeitslyrik zu Felde. Zurecht, findet der Rezensent, der sich in Kunsts gleichzeitig der dichterischen Tradition und "sprachlichen Reinlichkeits-Übertretungen" (Zitat Kunst) verpflichteten Versen spürbar wohl fühlt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.03.2024

Thomas Kunst weiß in seinen Gedichten auf jeden Fall, was er nicht will, hält Rezensent Björn Hayer fest, nämlich die seichte Verlogenheit, die er im gegenwärtigen Kulturbetrieb wahrnimmt, die Überzeugung, bloß nicht ästhetisch zu radikal sein zu wollen. Was einige "Alltagsbeschreibungen in Fünfzeilern" dem entgegensetzen sollen, ist allerdings Hayer auch nicht ganz klar. Auch sonst gibts ihm zu viel Dada. Die politischen Gedichte gefallen ihm am besten.
Stichwörter