Karen Duve

Sisi

Roman
Cover: Sisi
Galiani Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783869712109
Gebunden, 416 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Als Elisabeth (Sisi) durch Heirat zur Kaiserin von Österreich wird, betritt sie eine streng geordnete Welt voll steifer Konventionen und langweiliger Empfänge. Ausbrechen kann sie nur auf ausgedehnten Reisen und bei Aufenthalten auf ihrem ungarischen Schloss Gödöllő. Dort kann sie ungezwungen leben und ihrer größten Leidenschaft nachgehen: wilden Reitjagden. Kein Wassergraben ist der Kaiserin zu breit, kein Hindernis zu gefährlich - Sisi gehört zu den besten und tollkühnsten Reiterinnen ihrer Zeit. Der legendäre Jagd- und Rennreiter Bay Middleton bewundert die Kaiserin nicht nur für ihr reiterliches Können. Bei einem Aufenthalt auf Gödöllő lädt Sisi ihre reit- und fechtkundige Nichte Marie Wallersee zu sich ein. Als Tochter einer Schauspielerin ist Marie eigentlich nicht standesgemäß, aber Sisi sieht in ihr ein freieres zweites Selbst und macht sie zur engen Vertrauten. Die 18-jährige Marie erliegt schnell dem Charme der kaiserlichen Tante und assistiert ihr nur allzu gerne, wenn diese die leidenschaftliche Reiterin und Femme fatale gibt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.10.2022

Rezensentin Katharina Granzin liest Karen Duves Roman über Kaiserin Elisabeth von Österreich, genannt "Sisi", vor dem Hintergrund der aktuellen Schwemme an Sisi-Content und findet in Marie Kreutzers aktuellem "Sisi"-Film "Corsage" in mancher Hinsicht einen Verbündeten des Romans im Geiste. Zu einer eindeutigen Aussage über die historische Kaiserin will sich die Autorin allerdings nicht hinreißen lassen, beobachtet Granzin: Duves Sisi ist "vielgesichtig, schillernd und ambivalent", was sich vor allem in Form verschiedener Außenperspektiven auf die Figur ergibt. Auch der für Duve typische lakonische Tonfall verhindert eine allzu schnelle Identifikation mit der Monarchistin - wie und ob der bemerkenswert häufig hoch zu Ross spielende Roman, der seine Gemachtheit und Fiktionalität stets spüren lässt, der Kritikerin allerdings gefallen hat, bleibt eher unklar.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2022

Ein umfassendes, detailreiches Porträt der österreichischen Kaiserin Sisi in den Jahren 1876/77 legt Karen Duve vor. Freut sich Rezensent Tilman Spreckelsen zunächst über den Perspektivenreichtum auf Sisi, vorgenommen von verschiedenen Figuren von Ehemann bis Hofdame, kippt ihm das Buch bald ins Klischeehafte. Der explizite Fokus auf den von der Kaiserin so geliebten Reitsport sei zudem auch eher etwas für Liebhaber, werden wir vorgewarnt. Spreckelsen lobt aber, dass sich hinter der vordergründigen Storyline noch eine zweite, schon auf den weiteren Verlauf der Geschichte hinausdeutende Handlung verbirgt. Zu einer wirklich enthusiastischen Empfehlung scheint sich der Rezensent dennoch nicht durchringen zu können.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.10.2022

Ein historischer Roman über Sisi? Grund genug für Rezensent Adam Soboczynski die Autorin Karen Duve auf dem Land in Brandenburg zu besuchen. Denn süß ist an ihrer Sisi gar nichts, so der Kritiker: Sie ist kalt, äußerst standesbewusst und eine todesmutige Parforce-Reiterin. Überwindung der Angst und Körperdrill - das sind gewissermaßen ihre Freiheiten, so Soboczynski, der wohl eher die dokumentarische Disziplin bewundert, mit der sich Duve "im pochenden Präsens" auf einige Tage im Leben der österreichischen Kaiserin konzentriert. Aber auch das Leben am Hof wird von Duve glänzend eingefangen, staunt der Rezensent, dessen Bewunderung für die "funkelnde Prosa" Duves steigt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.09.2022

Moderne Liebhaber der britischen Royals kommen mit diesem Buch offenbar voll auf ihre Kosten. Karen Duve erzählt die Geschichte der Sisi im Präsens, schildert ihre Frisuren, die Jagdrituale und Diäten wie moderne Klatschreporter, erklärt Rezensent Paul Jandl. Dass sie dabei versucht, bei der historischen Wahrheit zu bleiben, belegen ihm die zahlreichen Quellenangaben. Was dabei herauskommt, ist ein "großer Roman der Oberflächen", den man gewissermaßen gegen seine Intention lesen muss, empfiehlt Jandl. Faszinierend ist für ihn nicht die reale Welt der Sisi, sondern die surreale, die aus den realen Fakten entsteht.
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