Antonio Lobo Antunes
Welche Pferde sind das, die da werfen ihren Schatten aufs Meer?. Roman
Luchterhand Literaturverlag, München 2013
Aus dem Portugiesischen von Maralde Meyer-Minnemann. In seinem zweiundzwanzigsten Roman taucht António Lobo Antunes in den Alentejo ein, das große Herzstück Portugals zwischen der Algarveküste und dem Tal des Flusses Tejo. Hier singen die Bauern vom Meer, obwohl sie es selbst nie gesehen haben; hier züchtet eine Großgrundbesitzerfamilie seit Generationen Stiere für den Kampf, doch nun droht der Ruin. Dona Maria José Natércia liegt auf ihrem Landgut im Sterben. Einst wurden hier berühmte Stiere für den Kampf gezüchtet, doch ihr inzwischen verstorbener Mann hat die Familie durch seine Spielsucht in den Ruin getrieben, und die Kinder haben ganz eigene Interessen. Da ist Beatriz, die früh schwanger wurde und heiraten musste, da ist Anna, die immer als intelligenteste von allen galt und jetzt stiehlt, um ihre Drogensucht zu finanzieren. Da ist João, der Liebling der Mutter, der homosexuell ist und sich im Parque Eduardo VII in Lissabon, einer einschlägigen Adresse, herumtreibt. Und da ist Francisco, der seine Geschwister hasst und beabsichtigt, den Besitz nach dem Tode der Mutter ganz an sich zu reißen. Auch Rita, die früh an Krebs gestorben ist, sowie der tote Vater bekommen ihre Stimme in diesem faszinierenden Wechselgesang aus Bewusstseinsströmen, die Lebenden und die Toten vereinen sich, um Zeugnis abzulegen vom Zerfall.