Amanda Aizpuriete
Babylonischer Kiez. Gedichte
Rowohlt Verlag, Reinbek 2000
Aus dem Lettischen von Manfred Peter Hein. Seit dem Erscheinen ihres ersten Gedichtbandes "Die Untiefen des Verrats" (1993 auf Deutsch) hat sich die lettische Lyrikerin Amanda Aizpuriete einen festen Platz in der zeitgenössischen europäischen Lyrik erschrieben. In ihren gänzlich unhermetischen Gedichten wird die Verzweiflung einer Generation sichtbar, die ihre Kindheit und Jugend in den 50er, 60er Jahren unter dem Sowjetsystem erlebte. In den neuen Gedichten, geschrieben nach dem Aufbruch in die staatliche Unabhängigkeit, hat sich der fatalistische Blick eher noch verstärkt, aber "die Verse kommen auf anderem Kurs", wie die Dichterin schreibt, auf dem Kurs der schwierigen, unruhigen Liebe. Die Aura der Melancholie wird aufgehellt durch den Glauben an die Liebe - und an die Macht der Poesie.