Volker Reinhardt
Der unheimliche Papst. Alexander VI. Borgia 1431-1503
C.H. Beck Verlag, München 2005
Die Borgia gehörten nicht zu den mächtigen alten Familien Italiens, aber als Neffe von Papst Calixtus III. wurde Rodrigo Borgia zum Kardinal erhoben und mit reichen Einkünften ausgestattet. Diese Mittel nutzte er zu glänzender Selbstdarstellung, Hofhaltung, ja zur Gründung eines Familienhaushalts - und setzte sie schließlich 1492 dazu ein, selbst Papst zu werden. Der Vatikan wurde während seines elfjährigen Pontifikats zum Ort von ausgelassenen Festen und Giftmorden. Vor allem aber strebte der Papst als treusorgender Familienvater danach, seinen Kindern eine fürstliche Stellung in Italien zu verschaffen. Seine Tochter Lucrezia Borgia wurde mit italienischen Fürsten verheiratet und auch wieder geschieden oder durch Mord ihres Ehemanns entledigt, wenn sich eine noch bessere Partie anbot. Fast ununterbrochen führte der Papst Kriege oder ließ diese von seinem skrupellosen Sohn Cesare führen, im Namen der Kirche, doch im Interesse der Familie. Er schloß Allianzen mit europäischen Fürsten, am längsten und erfolgreichsten mit König Ludwig XII. von Frankreich, um kurz vor seinem Tod auch diesen zu verraten. Und parallel zu dieser machiavellistischen Machtpolitik amtierte der Papst als Haupt der Kirche: theologisch konservativ und in frommer Verehrung der Heiligen.