Jossel Rakovers Wendung zu Gott. Jiddisch - Deutsch

Diogenes Verlag, Zürich 2004
Mit Faksimile des Erstdrucks in hebräischer Schrift. Aus dem Jiddischen übertragen, herausgegeben und kommentiert von Paul Badde. Mit Zeichnungen von Tomi Ungerer. Das Warschauer Ghetto steht in Flammen, nur noch wenige Juden sind am Leben. Einer der letzten Aufständischen, Jossel Rakover, hält sich in einem brennenden Haus versteckt. Neben seinen gefallenen Kameraden, den nahen Tod vor Augen, schreibt er nieder, was einer von Millionen Juden fühlt, dessen Familie im Holocaust ermordet, dessen Volk vernichtet werden sollte. Neben allem Schmerz, den er erleiden mußte, schildert er aber auch das Verlangen nach Rache und dessen süße Befriedigung angesichts der sterbenden Feinde. Ursprünglich eine Auftragsarbeit für die "Jiddische Zeitung" in Buenos Aires, verselbständigt sich "Jossel Rakovers Wendung zu Gott" nach seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1946 auf merkwürdige Weise. Der Text erscheint über Jahre als authentisches Dokument aus dem Holocaust, in unzählige Sprachen übersetzt, in Anthologien, Zeitungen und dem Rundfunk. Emmanuel Levinas widmet ihm 1962 eine eigene Studie, in Amerika fügt man die Schrift in jüdische Gebetbücher ein, in Deutschland hat sie Aufnahme in Schulbücher gefunden. Der Entstehungsmythos des Textes treibt immer weitere Blüten. Mal wird von einem anonymen Autor gesprochen, mal heißt es, der Text sei fiktiv, aber ein Jossel Rakover habe tatsächlich gelebt. Die Versuche Kolitz', seine Autorschaft, die er nie verleugnet hatte, in Erinnerung zu rufen, fruchten kaum, der Mythos ist unerschütterlich wie ein Fels. Als die Bibliothek in Buenos Aires, in der das Original wiederentdeckt wurde, 1994 nach einem Bombenattentat abbrennt, hat der fiktive Werdegang des Testaments von Jossel Rakover seine Entsprechung in der Wirklichkeit gefunden.

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