Rainer Borgemeister
Marcel Broodthaers. Lesen und Sehen
Weidle Verlag, Bonn 2003
Eigentlich haben wir es schon immer vermutet: Die Dinge um uns herum führen, unbemerkt und verborgen, ein Leben. Was wir tagtäglich in die Hand, ja zu uns nehmen, Eier, Pommes frites - aber auch der Schrank und der Tisch in der Küche - stehen in reger Verbindung miteinander, und wir erfahren dies im allgemeinen nicht. So philosophieren sie ungestört, über die Leere und den Raum zum Beispiel - der Küchenschrank mit den Gläsern in ihm, die Muschel- mit den Eierschalen. Der Künstler Marcel Broodthaers (1924-1976) hat in seinen Arbeiten diese geheime Existenz der Dinge aufgedeckt. Es gilt das "Theorem der Unsichtbarkeit der perfekten Form", mit der die Alltagsdinge unsere Aufmerksamkeit unterlaufen.