Kurt Oesterle
Der Fernsehgast. Oder Wie ich lernte die Welt zu sehen
Klöpfer und Meyer Verlag, Tübingen 2002
"Der Fernsehgast", das ist eine Art Heimat- und Dorfroman, die etwas andere "Beschreibung eines Dorfes" um 1960: Ein Junge im Alter von acht, neun Jahren erlebt den Einbruch des Fernsehens in die fast noch archaische, ganz bäuerlich-handwerkliche Welt seines Fleckens. Er, dem das Fernsehen von den Eltern streng verboten ist, muß sich, um trotzdem in den schwarz-weißen Genuß zu kommen, heimlich Zutritt zu den weit verstreuten "Fernsehhäusern" des Dorfes verschaffen. Und wie sich dieser altkluge, beherzte, neugierige, aber auch ganz und gar naive Junge, dieser Bildhausierer, nun hineinmogelt, hineinschwadroniert in die ersten "Fernsehgastgeberzimmer", was er nun an Eindrücken und Erlebnissen mitbringt von seinen Streifzügen auf der Spur der Antennen: das alles zusammen gibt ein faszinierendes Muster, ein starkes, auch witziges Beispiel kindlicher Weltaneignung und Welterfahrung.