Volker Ullrich

Deutschland 1923

Das Jahr am Abgrund
Cover: Deutschland 1923
C.H. Beck Verlag, München 2022
ISBN 9783406791031
Gebunden, 441 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

"Kein Volk der Welt hat erlebt, was dem deutschen '1923'-Erlebnis entspricht", schrieb Sebastian Haffner im englischen Exil, und Stefan Zweig befand, dass die Geschichte noch "nie eine ähnliche Tollhauszeit in solchen riesigen Proportionen produziert" habe. Volker Ullrich erzählt auf breiter Quellenbasis die Geschichte dieses Jahrs am Abgrund, das in manchem auf fatale Weise an die heutige Gegenwart erinnert. Nach der vielgerühmten Hitler-Biografie und dem Bestseller "Acht Tage im Mai" legt der renommierte Journalist und Historiker nun das Panorama einer aus den Fugen geratenen Zeit vor, die Chronik eines in jeder Hinsicht extremen Jahres. 1923 erlebt Deutschland einen Sturz ins Bodenlose. Französische und belgische Truppen marschieren ins Ruhrgebiet ein. Die Hyperinflation erreicht ihren bizarren Höhepunkt und stürzt breite Bevölkerungsschichten ins Elend. Während die Vergnügungsindustrie boomt, herrscht politisch der Ausnahmezustand. Separatistische Bewegungen bedrohen den Bestand des Reiches, rechte und linke Extremisten setzen zum Sturm auf die Republik an, und in München bereitet ein Mann einen Putschversuch vor, dessen Name sich der Welt noch einprägen wird: Adolf Hitler.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 14.01.2023

Rezensentin Melanie Longerich bespricht drei zeitgleich erschienene Veröffentlichungen zum deutschen Krisenjahr 1923. Neben Jutta Hoffritz' "Totentanz - 1923 und seine Folgen", das das Jahr anhand vier berühmter Zeitgenossen aufrollt, und Peter Reichels "Rettung der Republik? Deutschland im Krisenjahr 1923", das drei Fallstudien liefert, empfiehlt die Kritikerin Volker Ullrichs Buch besonders als Einstieg. Denn obwohl der Historiker, Journalist und Hitler-Biograf bewusst nicht chronologisch verfahre, weil das das Jahr mit seinen sich überschlagenden Ereignissen schlicht nicht hergebe, wie Longerich den Autor wiedergibt, biete Ullrich eine "detaillierte" Entwirrung aller damaligen Geschehnisse. Dabei orientiere er sich "eng" am aktuellen Forschungsstand, arbeite aber auch viel mit Zeitzeugenberichten, lobt Longerich. Neben den drei Hauptfaktoren Ruhrbesetzung, Hyperinflation und Hitler-Putsch, die das Jahr prägten und die bei Ullrich wie auch in den Publikationen der beiden anderen Autor*innen ausführlich beleuchtet werden, schätzt die Kritikerin an Ullrichs Buch auch ein Kapitel über die Kulturszene und eines über den "deutschen Oktober" als Phase, die dem Hitler-Putsch am 9. November den Boden lieferte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.01.2023

Zum Jahresauftakt stellt der Historiker Robert Gerwarth gleich drei Bücher vor, die sich mit Politik und Gesellschaft des Krisenjahrs 1923 in der deutschen Geschichte beschäftigen. Zu den einzelnen Büchern erfahren wir weniger als zu den Ereignissen dieses schicksalhaften Jahres, die von Hyperinflation über die Ruhrbesetzung bis zu Putschversuchen und dem Erstarken politischer Extreme reichen. Die Überblicksdarstellung Volker Ullrichs gefällt ihm dabei ganz besonders, nimmt er doch nicht nur die Schwierigkeiten dieser Zeit in den Blick, sondern auch "alternative Entwicklungsmöglichkeiten." Darüber hinaus zeigt sich der Kritiker begeistert von der Fähigkeit des Historikers, Zusammenhänge von Politik und Kultur multiperspektivisch, mit Zitaten gespickt, in Chancen wie Schwierigkeiten gut verständlich aufzubereiten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.2022

Gleich fünf neue Bücher zum Weimarer Krisenjahr 1923 nimmt sich der Historiker Alexander Gallus vor, auch wenn er nicht unbedingt ein Freund dieser Jahresschriften-Mode zu sein scheint. Der Historiker Volker Ullrich fängt in seinem Buch solide und übersichtlich den neuesten Wissensstand zu Ruhrbesetzung, Hyperinflation und Hitlerputsch ein, lobt Gallus, dem auch gefällt wie Ullrich Stimmen von Zeitzeugen in seine Darstellung einfließen lässt, etwa von Thomas Mann und Hedwig Pringsheim, von Viktor Klemperer und Thea Sternheim. Lebendig und anschaulich findet dies der Rezensent.
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