Volha Hapeyeva

Camel Travel

Roman
Cover: Camel Travel
Droschl Verlag, Graz 2021
ISBN 9783990590737
Gebunden, 128 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Belarusischen von Thomas Weiler. Aufzuwachsen in einem Land, in dem mit Belarusisch und Russisch zwei Sprachen gesprochen werden, kann in manchen Situationen gehörig für Verwirrung sorgen. Und den ganz gewöhnlichen Alltag zu meistern, auch da treten so einige Hindernisse zutage und es geschehen noch mehr besondere und ungewöhnliche Begebenheiten. Als da beispielsweise wären: Klavierlernen ohne Klavier zu Hause? Mit ein bisschen Fantasie und Einfallsreichtum lässt sich auch das lösen. In wie vielen Momenten man sich - und das alles nur für eine erfolgreiche Sportlerinnenkarriere - dehnen kann, davon weiß die Erzählerin Volha ein Lied und Leid zu singen.In kurzen Kapiteln nähert sich Volha Hapeyeva kleinen und großen Themen, die in Schule, Familie und öffentlich ausgefochten werden. Ihre Schilderungen zeigen so manche Tücken und Macken aus dem Minsk der (post)sowjetischen Zeit auf - aber auch ihre Entwicklung zu einer kritischen, feministisch-politischen Frau im heutigen Belarus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.06.2021

Als Roman würde Rezensent Jörg Plath das Buch von Volha Hapeya nicht bezeichnen, wie es der Verlag tut. Vielmehr liest er hier autobiografische Skizzen der belarussischen Übersetzerin, Linguistin und Lyrikerin, was für den Kritiker den Wert des Buches aber keineswegs schmälert. Er folgt der 1982 geborenen Autorin hier durch eine Kindheit und Jugend zwischen Minsk und Moskau, zwischen Sowjetrepublik und Belarus und zwischen Ideologie und den wenigen unberührten Kindheitsmomenten. Vor allem letzere muss Hapeya wie eine "Archäologin" erst freilegen, erkennt der Rezensent, der zudem staunt, wie leichthändig die Autorin außerdem von ihrer "education intellectuelle" zwischen Sozialismus und Judith Butler zur Individualistin erzählt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 23.03.2021

Rezensentin Lara Sielmann liest Volha Hapeyevas autobiografischen Debütroman mit Spannung. Vom Aufwachsen in Belarus in den achtzigern und neunziger Jahren erzählt die belarussische Autorin laut Sielmann subtil und ohne politisch allzu konkret zu werden. Die kindliche Perspektive wird nur manchmal mit dem Wissen der Erwachsenen angereichert, erklärt Sielmann. Dass die Stimme der Erzählerin zuweilen etwas altklug wirkt, findet Sielmann verzeihlich. Den Weg der in ihrer Heimat als feministische Lyrikerin bekannten Autorin skizziert der Text auch, so Sielmann.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.01.2021

Rezensentin Marlen Hobrack bewundert, wie subtil in diesem Buch "vom Aufwachsen im belarusischen Spätsozialismus" erzählt wird. Sie zweifelt, ob die vielen unzusammenhängenden, manchmal feministisch unterlegten Vignetten aus skurrilen Erinnerungen der Hauptfigur Volha an ihre Kindheit im Ganzen überhaupt einen Roman ergeben, kommt aber zu dem Schluss, dass sie heimlich einen roten Faden haben: die Sicht des Kindes auf die Familienmitglieder. Außerdem staunt die Kritikerin über das Talent der Autorin, manches radikal auszulassen, und damit umso deutlicher zu thematisieren, etwa die Strahlenverseuchung der Lebenswelt ihrer Figuren durch Tschernobyl.