Tina Uebel

Last Exit Volksdorf

Roman
Cover: Last Exit Volksdorf
C.H. Beck Verlag, München 2011
ISBN 9783406612695
Gebunden, 301 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Volksdorf ist ein gutbürgerlicher Stadtteil im Nordosten Hamburgs, idyllisch und grün. In schmucken Einfamilienhäusern leben die Gewinner unserer Gesellschaft und bereiten die Zukunft ihrer Kinder, der nächsten Siegergeneration, liebevoll, homöopathisch, ökologisch und ganzheitlich vor. Aber so ein Viertel kann man auch als "Spießerfreigelände" sehen, so wie Joshua, jugendlicher Punk und Anarchist. Die alternde Klara Voss hingegen, tapfer gegen ihre Demenz ankämpfend, liebt das dörfliche Ambiente dieses Vororts.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.09.2011

Mit diesem Buch hat sich Tina Uebel unbeliebt gemacht im wohlsituierten Hamburger Stadtteil Volksdorf, weiß Silke Burmester und hebt hervor, dass sogar der in juristischen Fragen profilierte Beck Verlag bereits nach der ersten Klage das Buch vom Markt genommen hatte. Tina Uebels Roman ist für Burmester eine Reise durch das "Volksdorfer Universum von Einsamkeit, Sinn- und Selbstsuche, Drogen und Missbrauch" und erzählt von der Hölle hinter der Idylle, wie sie Burmester an "American Beauty" oder Lynchs "Twin Peaks" erinnert. Uebel weiß, wovon sie schreibt, denn sie ist in Volksdorf aufgewachsen, und Burmeister genießt den Rhythmus und die Genauigkeit ihres Erzählens. Damit habe sie nicht nur das Schweigen gebrochen, findet Burmester, sondern auch ein sehr lesenswertes Buch geschrieben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.07.2011

Die schonungslose Untersuchung einer "Wohlstandsverwahrlosung" erblickt Till Briegleb in Tina Übels Roman "Last Exit Volksdorf". Er bescheinigt der Autorin, Themen, die Hubert Selby in seinen Skandalroman "Last Exit to Brooklyn" vor 50 Jahren bearbeitete, zu aktualisieren und auf deutsche Verhältnisse anzuwenden. Im Mittelpunkt sieht der Rezensent das Leben in Volksdorf, einer Hamburger Vorstadtsiedlung, hinter deren idyllischem Anstrich Heuchelei, Doppelmoral, Aggression, das Gegeneinander von Eltern und Kindern, sexueller Missbrauch, Selbstverletzung, Essstörungen, Drogen- und Alkohlmissbrauch, kurz: das gesamte Arsenal menschlicher Abgründe lauern. Die Beschreibung des Vorstadtlebens scheint Briegleb überaus authentisch. Damit erklärt sich für ihn auch, dass gegen das Buch geklagt wurde, weswegen Übel ein Kapitel umgeschrieben hat. Doch auch die überarbeitete Fassung hat es seines Erachtens in sich.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.02.2011

Oliver Jungen rät zum raschen Erwerb des jüngsten Romans von Tina Uebel, denn er wurde mit einer Unterlassungsaufforderung belegt und darf nicht mehr vertrieben werden, wie er mitteilt. Wer also noch einen Band ergattert, wird eine Vorortstudie finden, die hinter der Heile-Welt-Fassade eine veritable Hölle offenbart, verspricht der Rezensent. Trotz zeitgenössischer Marker wie iPods lässt sich der Rezensent nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier eine Autorin um die Vierzig einmal mehr das Niederdrückende einer 80er-Jahre-Jugend beschreibt. Wie sie das macht, aus wechselnden Perspektiven, mit Tempo und erzählerischer Brillanz, lobt Jungen sehr und ärgert sich deshalb auch nicht lange über den, wie er zugibt, auf Dauer etwas nervigen "hochnaiven Plapperton", der den Protagonisten zu eigen ist. Dafür findet er die lakonischen Bemerkungen, die manchmal unversehens hervorschießen, umso erfrischender. Dass Uebel bei aller "Bösartigkeit", mit der sie die Vorortidylle demontiert, aber dennoch einen "sympathischen Roman" geschrieben hat, lobt der Rezensent besonders.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.02.2011

Marie-Sophie Adeoso bescheinigt Tina Uebels jüngstem Roman, in dem sie hinter die scheinbar heile Vorort-Fassade von Hamburg-Volksdorf schaut, ein Gespür für Abgründe und ein Händchen für Dramaturgie. Die Rezensentin kann dem bösen Humor der Autorin und ihrem "norddeutschen Duktus" einiges abgewinnen, zumal sie beides mit Sensibilität verknüpft sieht. Insbesondere die Zeichnung der an ihrer fortschreitenden Demenz leidenden Klara lobt sie als anschaulich und einfühlsam. Andere Figuren dagegen enttäuschen sie als klischeehaft und wenig überzeugend. Auch den forcierten Jugendjargon ihrer jüngeren Protagonisten nimmt Adeoso der Autorin nicht recht ab, und sie findet zudem, dass es Uebel mit den Problemen, die sie ihren jugendlichen Figuren von Missbrauch bis Essstörung auflädt, übertreibt. Ein etwas subtileres Vorgehen bei der Zerschlagung der Vorort-Idylle hätte vollkommen ausgereicht, meint die Rezensentin etwas unzufrieden.
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