Thomas Hauschild

Weihnachtsmann

Die wahre Geschichte
Cover: Weihnachtsmann
S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2012
ISBN 9783100300638
Gebunden, 384 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

"Weihnachtmann", "Nikolaus", "Santa Claus" - um diese harmlosen Figuren gibt es oft Streit. Die einen glauben zu wissen, welcher der "Richtige" ist, andere kritisieren den Weihnachtskonsum als unchristlich. Alle reden vom Weihnachtsmann, aber nur eine kleine Minderheit glaubt an ihn - die Kinder. Schaut man jedoch die Rituale und Bilder der euroamerikanischen Weihnacht von außen an, überrascht die spektakuläre, für jeden schnell nachprüfbare Ähnlichkeit des Weihnachtsmannes zu verwandten Figuren in Asien wie der chinesische "Gott des langen Lebens" oder der mongolische "Weiße Alte". Der Religionsforscher Thomas Hauschild ist ihnen allen begegnet, hat sie gesammelt, vermessen und verglichen. Und er bringt uns bei, diese winterlichen ewigjungen Eremiten als Leitbilder eines weltweiten Klima- und Familienkultes der Zukunft zu begreifen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.12.2012

Uwe Justus Wenzel zitiert zu Beginn seiner Kritik ausgiebig aus einer tiefsinnigen Verteidigung des Weihnachtsmanns, die kein anderer als Claude Lévy-Strauss 1952 für Sartres Zeitschrift "Les temps modernes" verfasste. Der Anthropologe reagierte damit auf eine symbolische Hinrichtung des Weihnachtsmanns durch Kinder auf Geheiß von katholischen Funktionären, die damals in Frankreich von sich reden machte. Lévy-Strauss sah den Weihnachtsmann als Inbild "einer Generosität ohne Kontrolle, einer Freundlichkeit ohne Hintergedanken", von Eigenschaften also, die der katholischen Kirche fremd sein mögen. Hauschild, so Wenzel, knüpft an Lévy-Strauss an und verteidigt den Weihnachtsmann als einen "transkulturellen Gott der Gaben", der eine Art Feier des Diesseits trotz widriger Witterungsbedingungen ermöglicht. Zur Untermauerung seiner These und interreligiösen Versöhnungsbotschaft sucht Hauschild Vorläufer des Weihnachtmanns in christlichen, aber auch chinesischen und animistischen Mythen. Wenzel findet das Buch lesenswert und verzeiht ihm die Vernachlässigung des Christkinds.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.12.2012

Tolles, wildes Sachbuch, freut sich Johan Schloemann über Thomas Hauschilds synkretistischen Versuch einer Annäherung an den Weihnachtsmann. Nein, den hat nicht Coca Cola erfunden, lernt der Rezensent hier. Und auch, inwiefern Nikolaus und Weihnachtsmann einander ähneln, wie der alte Mann woanders auf der Welt ausschaut und was von all den Mythen zu halten ist, die um ihn herum gesponnen wurden. Ach so, als einen "Gott der Globalisierung", wie es der Autor mitunter macht, möchte Schloemann den Weihnachtsmann dann doch nicht bezeichnen. Besser gefällt ihm die im Band gleichfalls gepflegte Vorstellung von einem wohlwollenden Glanz, der von dem bärtigen Alten ausgeht und uns und den ganzen Konsumirrsinn verzaubert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.12.2012

Der Ethnologe Thomas Hauschild räumt in seinem Buch "Weihnachtsmann" mit den Irrtümern über eben jenen auf, berichtet Jürgen Kaube, der Hauschild gerne noch länger zugehört hätte. Weder hat Coca-Cola den Weihnachtsmann erfunden, noch steht er im Widerspruch zu den anderen christlichen Winterfiguren Christkind und Nikolaus - der Rezensent gibt Entwarnung für Christen und Konsumgegner. Die ersten Mythen über einen "Herrn Winter" kamen im neunzehnten Jahrhundert auf, sogar schon samt seines düsteren Begleiters Knecht Ruprecht beziehungsweise dessen sagenhaften Entsprechungen (Kohlenpitter, Pelzmunk, Krampus), erfährt Kaube vom Autor. Da Hauschild auch in anderen Weltteilen ähnliche Geschichten über eine "geschenkebringende, kinderermahnende Figur" gefunden hat, vermutet er den Ursprung dieses Mythos weiter in der Vergangenheit, erklärt Kaube. Der byzantinische Bischof Nikolaus aus Myra war eine ganze Weile eine Art Vorzeigeheiliger, bevor er wegen mangelnder Existenznachweise von der katholischen Kirche aus den liturgischen Beständen gelöscht wurde, berichtet der Rezensent. Für Kaube lässt der Autor in seinem Buch keinen Wunsch offen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.11.2012

Rezensent Adam Soboczynski folgt Thomas Hauschild willig auf seine ethnologischen Erkundungen der Genealogie des Weihnachtsmannes. Nicht nur findet der Rezensent es überzeugend, dass der Ahnherr der Cola-Werbefigur der Heilige Nikolaus gewesen sein muss, der einst einem armen Mann des Nachts drei Goldklumpen in die Stube warf. Genauso faszinieren lässt sich Soboczynski von Hauschilds Ausführungen über eine der weihnachtlichen Tradition sehr ähnlichen chinesischen Figur, Shou Xing, die nicht nur äußerliche Übereinstimmungen aufweist, sondern ebenfalls ein "grundlos" Schenkender ist.

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