Teresa Präauer

Kochen im falschen Jahrhundert

Roman
Cover: Kochen im falschen Jahrhundert
Wallstein Verlag, Göttingen 2023
ISBN 9783835354296
Gebunden, 198 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Gastgeberin sein zu können heißt letztlich: erwachsen geworden zu sein. Der Roman eines Abends und einer Einladung zum Essen. Voll mit Rezepten für ein gelungenes Leben und einen misslingenden Abend, der immer wieder neu ansetzt, schlau, witzig, heiter, gleichzeitig begleitet von den unterschwelligen oder ganz offen artikulierten Aggressionen der Beteiligten. In ihren Gesprächen verhandeln sie die ganz großen und kleinen Themen, von den 'Foodporn'-Bildern im Internet über Kochen, Einkaufen und Wohnen als soziale Praktiken. Zunehmend wird der Abend komischer, tragischer, erotischer - dabei werden einzelne 'heutige' Begriffe diskutiert, während die Gastgeberin keine besonders talentierte Gastgeberin ist und sich immer wieder ins falsche Jahrhundert versetzt fühlt. Nebenbei wird in Anekdoten eine Geschichte der Waren, Speisen und des Kochens erzählt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.05.2023

"Heruntergedimmte Eleganz" zeichnet diesen Roman von Theresa Präauer aus, findet Rezensent Paul Jandl. Es geht um eine Abendgesellschaft: die Gastgeberin hat gekocht, im Hintergrund läuft Jazz von der Spotify-Playlist und die Gäste debattieren über Gegenwartsphänomene und fehlende Utopien, während sie Fotos auf Instagram posten. Die Handlung ist überschaubar, so der Kritiker, viel passiert nicht, aber dafür haben die "gruppendynamischen Spannungen" eine Intensität, die den Rezensenten an Filme von Eric Rohmer denken lässt. Er schätzt den Humor und die Selbstironie, mit der Präauer diese Mittvierziger-Runde schildert, ohne dabei in Hohn zu verfallen. Auch freut er sich an den "kleinen Verschiebungen", mit denen der gute Geschmack, den die Gäste durchgehend zu beweisen versuchen, in Frage gestellt wird. Selten hat der Rezensent ein "intellektuell so präzises" Buch über Geschmack gelesen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.04.2023

Rezensentin Birthe Mühlhoff empfiehlt ein so brillantes wie vergnügliches "Kammerspiel" mit dem neuen Roman von Teresa Präauer. Mühlhoff begleitet hier eine Gruppe um die Vierzigjährige bei einer Dinnerparty, die Gastgeberin müht sich ab, während die gut situierten Gäste am dänischen Esstisch über feministische Pornos, regionale Küche und Traumata plaudern - natürlich stets "selbstkritisch hinterfragt und ironisch gebrochen". Der Text ist durchzogen von Erinnerungen und Reflexionen der namenlosen Gastgeberin, fährt die Kritikerin fort, die einmal mehr Präauers exakte Beobachtungsgabe bewundert. Und die Schärfe, mit der die Wiener Autorin Klischees einfängt, ohne gehässig zu werden, ringt Mühlhoff ohnehin große Anerkennung ab.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.04.2023

Rezensentin Daniela Strigl möchte Teresa Präauers Roman erneut eine "subversive Mustergültigkeit" attestieren, die sie auch in ihren vorigen Romanen fand. Dieses Mal sei es der Pop-Roman, der quasi ausgeführt und gleichzeitig ironisch verzerrt würde: Es geht um ein bürgerliches Paar, das in seiner "sympathisch versnobten" Wiener Wohnung lebt und befreundete Paare zum Quiche-Lorraine-Essen einlädt, weil man das so macht, resümiert Strigl; und dabei würden Rezeptauszüge und haargenau zur Konversation passende Songtexte eingebaut. Gleichzeitig schleichen sich dann aber doch kleine Störungen dieses "trauten Heims" ein, die an der bequemen Freiheit kratzen, analysiert die Kritikerin; und wie Präauers rhythmisierte Prosa mit "Wiederholungen, Variationen und Zitaten" ein lustvolles Leseerlebnis schaffe und gleichzeitig zum "Kern der Sache" vorstoße, findet die Kritikerin einnehmend. Dass es dabei eher nostalgisch als in popliterarischer Manier zynisch zugehe, scheint sie nicht zu stören.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 08.04.2023

Bei einem Roman, der in weiten Teilen vom Distinktionsgewinn durch exquisiten Geschmack im kulinarischen und kulturellen Bereich handelt, denkt Rezensentin Beate Tröger ganz klar sofort an Pierre Bourdieu, der eindrucksvoll aufgezeigt hat, wie sozialer Stand und Geschmack miteinander verbunden sind. Ausführlich zitiert Tröger Passagen von der Dinnerparty, die die Protagonistin mit ihrem Mittvierziger-Freundeskreis veranstaltet und in denen es weniger um das Essen und die Gemeinschaft an sich geht als um die moralische Selbsterhöhung durch Debatten "mit wenig Ahnung und viel Geschmack." Die Stimmung muss kippen, weiß die Rezensentin, hin zu der Frage, warum man sich das - also Kochen, Dinnerpartys und aufgesetzte und angekratzte Fassaden - überhaupt noch antut. Das Thema mag zwar keine Weltneuheit mehr sein, aber in wahnsinnig lustiges Buch kommt dabei dennoch heraus, freut sie sich.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2023

Für den Rezensenten Ijoma Mangold ist Teresa Präauers neuer Roman nicht weniger als die "literarische Spielanleitung zu einem soziologischen Distinktionswettbewerb". Vergnügt lässt er sich von der österreichischen Autorin zum Ottolenghi-Abend mit ein paar arrivierten Vierzigjährigen laden, dänischer Esstisch samt Alvar-Aalto-Vase mit Wiesenblumen inklusive. Die Figuren, darunter "die Amerikaner" oder das "Ehepaar" bleiben namenlos, werden von Präauer aber mit psychologischer Präzision gestaltet, versichert der Kritiker. Vor allem aber ist es die tänzerische "Avantgarde" und "Sprachbewusstheit" der Autorin, die Mangold einmal mehr bewundert: Wie sie ihr Personal, das bei allem Hedonismus angestrengt versucht, jeden Zynismus zu vermeiden, aufeinanderprallen lässt, macht dem Kritiker viel Spaß.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.03.2023

Eine Dinnerparty unter Freunden ist der Ausgangspunkt von Teresa Präauers neuem Roman, der den Kritiker Frank Schäfer leider nicht ganz überzeugen kann. Dass sie keine Personen, sondern Typen beschreibt, kann er ihr verzeihen, balanciert sie doch zwischen Millieudiagnose und satirischem Witz und webt das ganze in eine spannende, variationsreiche Erzählform ein. Die Überlegungen zur Soziologie des Kochens sind ihm aber zu viel und rauben dem Buch den Humor, beklagt er.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 04.03.2023

Rezensent Marc Reichwein freut sich über einen kurzen, aber dennoch reichhaltigen Roman von Teresa Präauer, die er als eine herausragende literarische Stimme Österreichs charakterisiert. Ausgang der Handlung sei eine Dinnerparty unter Freunden, bei der es schnell nicht nur um Fragen des Essens und des Haushalts gehe. Stattdessen wird die soziale Situation (und ihr Ausschlachten in sozialen Medien) zur Gelegenheit, eine solche Zusammenkunft soziologisch zu sezieren, was Reichwein ausgiebig lobt. Essen wird hier zum sozialen Identitätsfaktor, geschrieben ist das mit Witz und Klugheit, schließt er.