Schreib das auf!

Egon Erwin Kisch-Preis 2000. Die besten deutschsprachigen Reportagen
Cover: Schreib das auf!
Aufbau Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783351026974
Gebunden, 348 Seiten, 20,40 EUR

Klappentext

36 Reportagen, die in die Endrunde des Egon-Erwin-Kisch-Preises 2000 gelangten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.11.2000

Hier sei nun versammelt und schön präsentiert, was die deutschen Medien - oder besser die Jury des Egon-Erwin-Kisch-Preises - so für die literarische Reportage halten mag. Völlig überzeugt hat den Rezensenten mit dem Kürzel "amo." diese Auswahl allerdings nicht. Der Rezensent vermisst das Alltägliche in den Texten und fragt sich, ob die Juroren das Literarische und atmosphärisch Dichte ausschließlich in der Beschreibung existenzieller Ausnahme- und Extremsituationen erwarten - eine etwas bequeme Auswahl, findet er, denn schon Kisch hätte gewusst, dass der Alltag viel schwerer zu erzählen ist. Den Beitrag, der den Hauptpreis bekam - Renate Flottaus "Spiegel"-Tagebuch von der Belgrader Front - findet er als journalistische Leistung zwar großartig, sprachlich aber recht dünn. Demgegenüber hebt er einen Text von Sabine Riedel für die "Frankfurter Rundschau" hervor, der den inneren Monolog einer abgeschobenen Bosnierin beschreibt - aber als freie Autorin hatte Riedel wohl kaum Chancen einen solchen hohen Preis zu bekommen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.10.2000

Ulrich Stock knöpft sich in einer Doppelrezension seine schreibenden Kollegen mit viel Witz und ohne Gnade vor.
1) "Schreib das auf! Egon Erwin Kisch-Preis 2000"
Stock beherrscht meisterlich die Kunst, das Schlechteste auszuwählen und das Beste wegzulassen: Er zitiert ausgiebig Reportageanfänge und kann gar nicht glauben, wieviel Banalität, Großmäuligkeit, hohle Phrasen und gähnend langweilige Reportagen in die Endrunde des großen Kisch-Preises gelangt sind und somit in dieses Buch. Zugegeben, Stocks Einstieg ist auch nicht bravourös, aber der Verriss ist preiswürdig!
2) Ryszard Kapuscinski: "Die Welt im Notizbuch"
Kapuscinskis Buch enthält zwar keine einzige Reportage, meint Ulrich, aber ihre besten Ingredienzen: "Es erklärt und führt vor, was beim Schreiben zählt, als Sammelsurium aus dem Nähkästlein". Nur leider bleibt es nach Stocks Ansicht nicht dabei, Kapuscinski will auch noch die Welt erklären - und zwar mit einem Satz wie "Was die aktuellen Tendenzen der globalen Politik angeht, kann man von drei großen Konfliktlinien sprechen", wie Stock gemeiner Weise und völlig aus dem Zusammenhang gerissen zitiert. Aber nicht zu Unrecht weist der Rezensent darauf hin, dass es für solch "sterbliche Übersätze" kein Kapuscinski-Buch braucht, ein Zeit-Leitartikel tut?s auch.
Stichwörter