Scholem Jankew Abramowitsch

Die Reisen Benjamins des Dritten

Roman
Cover: Die Reisen Benjamins des Dritten
Carl Hanser Verlag, München 2019
ISBN 9783446263956
Gebunden, 288 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben und aus dem Hebräischen übersetzt von Susanne Klingenstein. Benjamin lebt in einem ukrainischen Nest. Er hasst die Enge seines Dorfes und seiner Ehe, liebt alte Reiseberichte und träumt von einer eigenen triumphalen Reise auf den Spuren Alexanders des Großen, von der er berühmt und als Erlöser der russischen Juden zurückkehren wird. Er überredet seinen Freund Senderl, mit ihm auszubüxen, und zusammen reisen sie wie Don Quichote und Sancho Pansa, von Missgeschicken verfolgt, durch die jüdische Provinz. Als der Roman 1878 in Wilna erschien, erkannten jiddische Leser sofort, dass es sich hier um eine riskante politische Satire handelte. Das Nachwort von Susanne Klingenstein skizziert das historische und literarische Umfeld und zeigt, warum Abramowitsch zu den großen Autoren europäischer Literatur gehört.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.11.2019

Birthe Mühlhoff entdeckt in dem von Susanne Klingenstein neu übersetzten "jiddischen Klassiker" von Scholem J. Abramowitsch eine Art jüdischen Don Quijote als Held, den statt der Schelmenromane, jüdische Überlieferungen und die Heilige Schrift antreiben, die er gleichfalls für bare Münze nimmt. Die im 19. Jahrhundert in einem russischen Dorf spielende Geschichte über die "Roten Juden" gibt Mühlhoff das ein oder andere Rätsel auf - etwa zum damaligen Frauenbild - für dessen Lösung sie sich historische Anmerkungen gewünscht hätte. Der aus dem Mix aus Gossensprache und sakralem Hebräisch entspringende Humor im Buch, hat Mühlhoff auch in der Übersetzung angesprochen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.09.2019

In einer etwas ungelenken Besprechung wird uns von Rezensent Jakob Hessing zunächst mehr über den Autor verraten, der eine Zeit lang Lehrer in Odessa war, und über die Zeit des ersten Erscheinens seines Romans, 1937, als über den Roman selbst. Hessing ordnet dabei die Glanzzeit jiddischer Roman-Literatur in die der französischen, englischen und russischen Literatur des 19.Jahrhunderts ein, warnt vor deutscher Betroffenheit und preist vielmehr das Werk des Autors als melancholischen Nachzügler der Haskalah - nicht zuletzt, weil schon in den 1930er Jahren die Welt des ostjüdischen Schtetl durch Armut, geistige Enge und Auswanderung ihrem Ende entgegen ging; die Shoah habe sie dann vollständig vernichtet. Hessing zeigt die Nähe des Erzählers Mendele und seiner Abenteuer mit denen des Don Quijote, auf den sich der Autor ganz offensichtlich bezieht und freut sich am spät-aufklärerischen Gestus. Außerordentlich gelobt werden Übersetzung, Edition und Nachwort.
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