Sandra Weihs

Das grenzenlose Und

Roman
Cover: Das grenzenlose Und
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2015
ISBN 9783627002206
Gebunden, 192 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Marie, achtzehn Jahre alt, von der Welt enttäuscht und Borderline-gestört, gehört nicht in dieses Leben. Sie hasst die Abende in der Wohngemeinschaft, an denen die Betreuerin die Mädchen an den Tisch der Gleichberechtigung lockt und mit ihnen über ihre Ängste sprechen möchte. Wann kapieren die bloß endlich, dass das Leben für WG-Mädchen kein Happy End bereit hält? Das nämlich, glaubt Marie, ist die bittere Wahrheit. Schlimmer noch als die WG-Sitzungen ist die Psychiatrie, dahin will sie auf keinen Fall zurück. Und so stimmt sie dem Kuhhandel zu, den ihr Therapeut Willi vorschlägt: Er sorgt dafür, dass sie nicht wieder in die Geschlossene kommt, sie dagegen verspricht, ihren Plan, sich das Leben zu nehmen, auf Eis zu legen - mindestens für ein Jahr.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.07.2016

Ganz nach Jugenbuch klingt Sandra Weihs Debütroman "Das grenzenlose Und" für Rezensent Oliver Pfohlmann und wäre deshalb in einem entsprechenden Verlag wohl besser aufgehoben gewesen. Vielleicht hätte er dann das etwas "seifige Ende" sowie die teilweise klischeehaften Figuren und Dialoge eher verschmerzen können. Neben diesen Schwächen erfrischt ihn dieser Coming-of-Age-Roman über eine junge Borderlinerin und ihren Wunsch zu sterben jedoch auch mit ein paar humorvollen, feinfühligen Dialogen, einem unkonventionellen Psychiater und stellenweise spannendem Handlungsverlauf.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 09.01.2016

Mutig findet Britta Heidemann die Wahl eines derart schwermütigen Stoffs, zumal für einen Debütroman. Doch Sandra Weihs gelinge es, in ihrer Geschichte um zwei todeswillige Jugendliche - sie Borderline-Patientin, er krebskrank - jegliche drohende Rührseligkeit zu vermeiden. Heidemann fühlt sich durch den schnoddrigen Tonfall des Buches an Herrndorfs "Tschick" erinnert, attestiert der Autorin aber auch einen starken eigenen Stil voller Ernsthaftigkeit. Sie lobt in diesem Zusammenhang Weihs' "starke Sätze - einfühlsam und doch rational -, die ungewohnte Perspektiven aufzeigen". Nicht zuletzt deshalb wünscht die Rezensentin dem Buch gerade auch viele jüngere Leser.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.12.2015

Moritz Scheper nimmt es Sandra Weihs richtig übel, dass sie ihrer Romanheldin ein gutes Ende gönnt. Didaktisch findet er das. Denn "Das grenzenlose Und" beginnt in seinen Augen als "veritabler Selbstmörder-Roman", wenn Weihs von der 18-jährigen Marie erzählt, die ihrem zutiefst beschädigten Leben ein Ende setzen will, voller Aggressionen gegen sich und die Welt. Klar und überzeugend findet Scheper, wie Weihs ihre Figuren zeichnet, ihre Pathologien moduliert und die ganze Kaputtheit einfängt. Leider bricht am Ende, meint der Rezensent bedauernd, die Sozialarbeiterin in der Autorin durch: dann gewinnt der Berufsoptimismus die Oberhand, und der Roman wendet sich zu einem Lehrstück mit Feelgood-Charakter, mit junger Liebe und neuer Perspektive im Airbrush-Painting.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.11.2015

Dass dieser Roman einen namhaften Preis für das beste Debüt erhalten hat, kann Rezensent Martin Halter nicht glauben. Vielleicht fallen Achtzehnjährige ja auf derartige "authentische Weltschmerzprosa" rein, meint er. Halter selbst hält Sandra Weihs und ihre Story über eine junge Borderlinerin eher für einen schlechten Abklatsch von Nick Hornby und seinen jugendlichen Schwerenötern. Dass die Autorin nicht so elegant, witzig und klischeefrei wie dieser schreiben kann, macht die Lektüre für Halter stellenweise recht qualvoll.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.11.2015

Rezensentin Christina Lenz freut sich zu früh auf das Abseitige in Sandra Weihs Debütroman über eine psychisch labile Jugendliche. Allzu bald schwenkt die Autorin von Weltverachtung und Suizidgedanken in Richtung Normalität. Nicht nur auf das klassische Rettungsmotiv der Liebe hätte die Autorin nach Meinung der Rezensentin verzichten dürfen, auch den auf Nähe abzielenden psychologischen Realismus im Buch findet Lenz schwierig, verbaut er dem Text und der Leserin doch jede Möglichkeit zur freien Assoziation, zur Distanz, wie sie findet.