Rose Unterberger

Die Goethe-Chronik

Cover: Die Goethe-Chronik
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783458171003
Gebunden, 555 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Wann lernte Goethe Lotte in Wetzlar kennen? Wo traf er Napoleon? Wann hat er Christiane Vulpius geheiratet? Wann schrieb er den Faust, den West-östlichen Divan, und welche politischen Ereignisse beeinflussten seine Werke? Wie lange dauerte die Italienreise, und wann verfasste Goethe seinen Reisebericht? Welche Autoren waren damals populär, mit wem hat er korrespondiert, und wer besuchte ihn in Weimar? Diese und viele andere Fragen beantwortet die neue Goethe-Chronik. Detailliert, fast Tag für Tag, folgt sie Goethes Leben, seinem Werk und seiner Zeit. Übersichtlich gegliedert in parallele Rubriken zu Ort - Zeit - Leben - Werk, enthält die Chronik alle Daten zur Lebens- und Werkgeschichte; dazu auch Angaben zur Zeitgeschichte und zu den Publikationen der Zeitgenossen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.08.2002

Warum bloß nennt der Rezensent die Autorin immer "Frau Unterberger"? Schreibt doch auch niemand "Herr Walser", oder? Vor allem weil Kurt Wölfel eigentlich ganz glücklich ist mit dieser Goethe-Chronik "in einem Band". Letzteres ist allerdings von Bedeutung, liegt doch mit Robert Steigers "Goethes Leben von Tag zu Tag. Eine dokumentarische Chronik" ein allerdings achtbändiges Werk vor, das, so Wölfel ausdrücklich, an Gründlichkeit kaum zu toppen ist. Frau Unterbergers Chronik dagegen habe durchaus Lücken, das jedoch, wehrt unser Rezensent ab, seien nicht zuletzt wegen der "embarras de richesse", mit der zu tun bekomme, wer immer sich auf Goethe einlasse, "Quisquilien" und bedeutsamer allemal, "dass sie enthält, was selbst Steigers Werk mangelt: vier Register zu Personen, Orten und Ländern, Titeln, Institutionen etc. und Sachbegriffen, sowie zu Goethes Werken und Schriften." Bedauernswert dagegen findet Wölfel, dass der Autorin mit ihrer Quellen- und Sachtreue einiges weniger Authentische entgeht, "was Farbe und Nuancierung hätte geben können". Liegt etwa hier der Grund für die eigenartige Anrede? Obgleich das "verlagsüblich schön ausgestattete Buch" doch Farbe zeigt: "dunkelblauer Leinenband, Großoktav"?
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.08.2002

Rose Unterberger hat sich in ihrer Goethe-Chronik zwar auch auf das Private, aber nicht das Intime beschränkt, erklärt Rezensent Manfred Koch. In ihrem "vorzüglichen" Buch kann der Leser viel über Goethes Alltag erfahren, schwärmt der Rezensent. Nur "unschwer" lasse sich daraus ableiten, dass Goethe viel weniger mit seinen Liebeleien als vielmehr mit "mühseligen" und "letztlich ruinösen" Versuchen beschäftigt war, sich eine "höfische Verfassung" zu geben. In diesem Kontext muss man auch, meint Koch, die Beziehung Goethes zu Charlotte von Stein sehen, die sonst immer wieder mythologisiert werde.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.06.2002

Klaus Harpprecht will sich keine Gedanken machen, ob diese neue "Goethe Chronik" mit vergleichbaren Standardwerken mithalten kann: er zeigt sich erfreut über die Fast-Handlichkeit des immerhin 500-seitigen Kompendiums, das ihm - und das sei das Wichtigste - vor allem Lesevergnügen bereitet hat. Naturgemäß bietet es eine recht trockene Übersicht über die Vita und das Werk des Autors: das "Skelett einer Biografie" nennt es Harpprecht, das aber unsere Kenntnisse auffrischen hilft. Wer mehr wissen will, kann im Register nachschauen. Tag für Tag, Stichwort für Stichwort füllt sich nun dieses Skelett, freut sich der Rezensent, mit dem "Atem der Epoche", er vermag kaum der Versuchung widerstehen, die "geistigen Landschaften" der Goethe-Zeit zu durchstreifen. Viel will er über Goethes Verhältnis zur Musik erfahren haben, welche Bücher Goethe im hohen Alter gelesen hat (Stendhal, Balzac und Hugo), wie er die Politik aus seinem Verhältnis zu Georg Forster heraushielt. Eine geistreiche und zugleich unterhaltsame Lektüre, meint Harpprecht und unkt, dass es kein Wunder wäre, dass Walser den Alten aus Weimar nicht leiden kann.