Riku Onda

Die Aosawa-Morde

Roman
Cover: Die Aosawa-Morde
Atrium Verlag, Zürich 2022
ISBN 9783855351275
Gebunden, 400 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Japanischen von Nora Bartels. An einem stürmischen Sommertag veranstaltet die Familie Aosawa ein rauschendes Fest. Doch die Feier verwandelt sich in eine Tragödie, als siebzehn Menschen durch Zyanid in ihren Getränken sterben. Die einzige Unversehrte ist Hisako, die blinde Tochter des Hauses. Kurz darauf begeht der Mann, der die Getränke lieferte, Selbstmord und besiegelt damit scheinbar seine Schuld, während seine Motive im Dunkeln bleiben. Jahre später versuchen die Autorin eines Buches über das Verbrechen und ein Ermittler, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Doch die Wahrheit ist immer nur das, was wir aus unserer Perspektive sehen …

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.06.2022

Rezensentin Katharina Granzin imponiert die formale Herangehensweise, mit der Rika Onda in ihrem Buch einen Kriminalfall verhandelt. Es geht um den rätselhaften Massenmord an einer japanischen Familie bei einer Feier, deren einzige Überlebende, ein junges blindes Mädchen, vom Ermittler verdächtigt wird. Anders als in anderen Ermittlungsromanen wird dabei aber nicht das Geschehen Stück für Stück freigelegt, sondern immer mehr Schichten übereinandergelegt, staunt Granzin: Durch die Aneinanderreihung verschiedener Figurenperspektiven, die in Form von Interviews, Zeitungsartikeln oder Zitaten vorliegen, erscheine das Geschehene immer in einem anderen Licht - das findet Granzin "sehr großartig gemacht". Selbst ganz am Schluss bleibe es dem Leser und der Leserin überlassen, ob man den Fall als geklärt ansieht - für die Kritikerin einer der "außergewöhnlichsten Kriminalromane" im Frühjahr.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.05.2022

Rezensentin Katrin Doerksen fühlt sich an Inspector Columbo erinnert mit diesem Shin-Honkaku, der modernen Form des japanischen Rätselkrimis, in dem sich die japanische Autorin Riku Onda auf die Spur der Aosawa-Morde begibt. Spielerisch, unter Verwendung verschiedener Zeitebenen, Perspektiven, Interviews, Karten und Zeitungsausschnitten setzt die Autorin das Rätselraten um einen siebzehnfachen Mord in Gang, so Doerksen begeistert. Ein Glossar für japanische Ausdrücke hilft der Leserin dabei, erklärt Doerksen, die so "beiläufig" unter anderem mit japanischen Hierarchien und Machtstrukturen vertraut gemacht wird. Ansonsten aber funktioniert der Krimi laut Rezensentin nach der bestechenden Logik des Mannes im abgewetzten Trench und mit dem durchdringenden Blick.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 02.04.2022

Eine Auflösung sucht man in Rika Ondas Roman vergeblich, aber dafür stellen sich die Rätsel auf umso interessantere Weise, meint Rezensentin Sonja Hartl. Nachdem bei einer Familienfeier 17 Menschen vergiftet werden, sucht eine Person in Gesprächen mit Menschen aus dem Umfeld nach Antworten. Dabei bleibt, wie Hartl erklärt, erstens die fragende Instanz über den ganzen Roman hinweg anonym, zweitens werden die Fragen ausgelassen und nur die Antworten der Befragten gesammelt, und drittens wird auch erst gegen Ende der jeweiligen "Gespräche" deutlich, wer gerade befragt wird. Auch die Zuverlässigkeit der Aussagenden sei dabei natürlich anzuzweifeln - so werde etwa einmal die einzige Überlebende, eine blinde 12-Jährige, beschuldigt. Wie Onda derart die "rätselhaften Ebenen aufeinanderschichtet" und den Leser im Dunkeln lässt, findet die Kritikerin spannend; eine "mutige, innovative und überzeugende" narrative Struktur, lobt sie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.03.2022

Rezensentin Sylvia Staude kommt gut zurecht mit der sprachlich wie ein Protokoll gehaltenen Schnipselarbeit von Riku Onda. Wie die Autorin ihren Kriminalfall (Zyanidvergiftung im großen Stil) aus einer Vielzahl von Stimmen und Perspektiven, mitunter aus dritter Hand, zu rekonstruieren versucht, unterhält Staude auf spannende Weise. Das Rätseln und Mutmaßen im Text scheint sie anzustecken. Und wenn die mühsam zusammengetragenen Hinweise wie ein Haufen Papierschnipsel im Wind auffliegen, macht sich der Ermittler und mit ihm die Rezesentin eben erneut an die Arbeit. Ein paar Wahrscheinlichkeiten kommen am Ende heraus, Gewissheiten eher nicht, erklärt Staude.
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