Rachel Cusk

Outline

Roman
Cover: Outline
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783518425282
Gebunden, 235 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Eva Bonné. Eine Schriftstellerin reist im Hochsommer nach Athen, um dort einen Schreibkurs zu geben. Während ihre eigenen Verhältnisse vorerst im Dunkeln bleiben, wird sie zur Zuhörerin einer Reihe von Lebensgeschichten und -beichten. Beginnend mit dem Sitznachbarn auf dem Hinflug, seinen Schilderungen von schnellen Booten und gescheiterten Ehen, erzählen ihre Bekanntschaften von Ängsten, Begierden, Versäumnissen und Lieblingstheorien. In der erstickenden Hitze und dem Lärm der Stadt schaffen diese verschiedenen Stimmen ein komplexes Tableau menschlichen Lebens. Und dabei wird, zunächst in Umrissen, zugleich das Bild einer Frau - der Schriftstellerin - kenntlich, die zu lernen beginnt, einem einschneidenden Verlust zu begegnen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.06.2017

"Negative captivity" ist die Fähigkeit zur Passivität, zur absoluten Offenheit, auch für Schwebezustände, für Unsicherheiten und Zweifel, eine Fähigkeit, die in unserer westlichen Leistungsgesellschaft weitestgehend abhanden gekommen ist, die aber gerade für den Schriftsteller essentiell ist, weiß Rezensentin Angela Schader. Rachel Cusks Ich-Erzählerin besitzt diese Fähigkeit noch, erklärt sie. Sie bildet darüber hinaus das Grundprinzip von Cusks Erzähltechnik in "Outline" und "Transit", den ersten beiden Teilen eines als Trilogie geplanten Romanprojektes, so die beeindruckte Rezensentin. Es ist eine Technik des negativen Erzählens, der negativen Figurenzeichnung, lesen wir: erst durch das Aneinanderlegen fremder Geschichten entsteht der leere Raum, der das Zentrum der eigentlichen Geschichte bildet, das Ich, das erzählt, so Schader. Am Ende entsteht für sie ein hinreißendes, berührendes und sehr interessantes Psychogramm einer Frau, in der, wie in einer klingenden Schale, die Leben, die Geschichten anderer wider- und nachhallen, so die hingerissene Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.09.2016

Rachel Cusks wurde nach einem Roman über das Scheitern ihrer Ehe angeblich zur "meistgehassten" Autorin Englands, erzählt Hannes Vollmuth. So weit möchte der Kritiker nicht gehen, immerhin entnimmt er diesem Roman über seelisch gebrochene Menschen, die den Scherbenhaufen ihres Lebens in eine irgendwie zusammenhängende Erzählung überführen wollen, doch Sprachgewalt und bisweilen "hypnotisierende" tragische Reflexionen. Der Verzicht auf Handlung zu Gunsten einer Knausgaard'schen Aneinanderreihung kleiner Katastrophen erscheint dem Rezensenten schließlich aber zu "monoton", um von Cusks gnadenlos skeptischem Roman in den Bann gezogen werden zu können.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.06.2016

Rachel Cusk macht in ihrem Roman "Outline" die oft verpönte indirekte Rede urbar, freut sich Rezensent Burkhard Müller. Das hat mit der ungewöhnlichen Erzählperspektive zu tun, die sie gewählt hat, erklärt der Rezensent: eine Schriftstellerin reist herum und hört zu. Sie nimmt kaum mehr Raum ein als nötig ist, um ihr Umfeld in eine "übergriffige Bekenntniswut" zu stürzen. Dass Cusk dabei trotz all der Unaufrichtigkeiten, Heucheleien und Narzissmen den so naheliegenden "erfahrungsgesättigten Zynismus" vermeidet, indem sie hinter der Fassade ihrer redseligen Figuren echten Schmerz spüren lässt, macht dieses Buch so ungemein großartig, findet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.05.2016

Verena Lueken hat lange nicht so einen innovativen Roman gelesen wie Rachel Cusks "Outline". Während die Kritikerin von allen auftretenden Figuren intime und persönliche Einblicke, etwa in gescheiterte Träume, Abgründe oder Beziehungen erhält, tritt die Erzählerin fast ausschließlich als passive Zuhörerin in den Unterhaltungen auf, erklärt Lueken. Und dennoch gewinnt Cusks Heldin Faye, die das ihr Erzählte unkommentiert, monologisch und ohne Objektivierung wiedergibt, immer mehr an Konturen, berichtet die Rezensentin. Vor allem aber bewundert sie Cusks Vermögen, die zusammengefassten Monologe wie Unterhaltungen erscheinen zu lassen und dabei zugleich über das Schreiben zu reflektieren. Dieser Roman, der auch ganz ohne stringente Handlung fasziniert und bisweilen an Knausgards radikale Autobiografie erinnert, ist ein außergewöhnliches Stück Literatur, schließt die Kritikerin.
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