Pierre Michon

Körper des Königs

Cover: Körper des Königs
Suhrkamp Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783518224915
Gebunden, 101 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Anne Weber. September 2001, Pierre Michons Mutter liegt im Sterben, der Sohn "betet" für sie: ein Villon-Gedicht, die "Ballade der Gehenkten". Auch nach der Geburt seines Kindes hat er "gebetet": ein Gedicht von Victor Hugo, "Der Schlaf des Boas". Solche Verse, resümiert Michon in seinem autobiographisch erklärenden Essay "Der Himmel ist ein sehr großer Mann", "… beruhigen die Leiche, helfen dem Kind, auf seinen Beinen zu stehen. Wahrscheinlich ist das die Funktion der Poesie." Auch in den weiteren Essays des Bandes geht es um nichts anderes als die ebenso erhabene wie lächerliche Berufung der Kunst. Michon schreibt über Samuel Beckett, Gustave Flaubert, Ibn Magalî, William Faulkner und eben über sich selbst - so pathetisch und sarkastisch, resolut und poetisch, wie nur er das kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.06.2015

Pierre Michon wird einmal einer der bedeutendsten französischen Autoren der Gegenwart gewesen sein, vermutet Niklas Bender, Michons gegenwärtiger Unbekanntheit zum Trotz. Immerhin werden die großartigen Texte Michons mittlerweile ins Deutsche übersetzt, freut sich der Rezensent, und "Körper des Königs" bietet einen schönen Einstieg für alle, die anfangen wollen, ihn zu lesen. Formal enthält der Band Essays über andere Schriftsteller - Flaubert, Manglî, Villon und Hugo -, aber Michon schreibt darin auch über seine eigenen Ansichten über das Schreiben und die Literatur, die stark von den bildenden Künsten beeinflusst sind, verrät Bender. Besonders im letzten Aufsatz des Bandes finden sich - durchaus nicht nur sympathische - Bekenntnisse aus dem Leben des Schriftstellers, berichtet der Rezensent, wenn er etwa seinen Alkoholkonsum nach einer Konferenz schildert, bevor er seinen Blick philosophierend zu den Sternen schweifen lässt: "der Vollrausch gleitet ins Kosmische", so Bender.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.04.2015

Spätestens mit der nun übersetzten Essay-Sammlung "Körper des Königs" sollte Pierre Michon auch hierzulande den Geheimtipp-Status verlassen, meint Rezensent Tobias Schwartz, der nicht nur Michons Fähigkeit, Flaubert und Faulkner brillant zu verknüpfen, bewundert. Poesie, assoziativen Gedankenfluss, Sprachgewalt und philosophische Versiertheit attestiert der Kritiker dem französischen Schriftsteller, von dem er sich gern in den "Kosmos der Literatur" entführen lässt. Und so nähert er sich hier mit Michon behutsam Königen wie Shakespeare, Beckett, Joyce, Dante oder Hugo, lobt aber nicht zuletzt den autobiografischen Essay "Der Himmel ist ein sehr großer Mann", der vom Tod der Mutter und der Bedeutung der Poesie handelt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.03.2015

Pünktlich zu Pierre Michons siebzigstem Geburtstag erscheint eine wunderbare Übersetzung seines Essaybands "Körper des Königs", annonciert Rezensentin Ingeborg Waldinger und findet kaum genug Worte, um ihre Begeisterung auszudrücken: Als formidabler Kunstvermittler erscheint ihr der Autor hier, der es virtuos versteht, die meist fotografischen Porträts großer Schriftsteller fortzuschreiben. Etwa die Aufnahme Lüfti Özköks von Samuel Beckett aus dem Jahre 1961, die den Autor auf geniale Weise in einem an König Lear erinnernden Porträt in "sinnlich-körperlicher Hinfälligkeit" und zugleich literarischer Unsterblichkeit zeige, oder über William Faulkner und seine "Prosa in Bulldozer-Form". Neben seinem Loblied auf Gustave Flaubert lobt die Kritikerin insbesondere Michons in bestechender Intimität geschriebene Betrachtungen des eigenen Schriftstellerlebens. Affektiv, ironisch und von außergewöhnlicher lyrischer Kraft, schwärmt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.03.2015

Hymnisch bespricht Rezensent Joseph Hanimann Pierre Michons nun auch in exzellenter deutscher Übersetzung erschienenen Erzählband "Körper des Königs". Einmal mehr bewundert der Kritiker Michons Kunst der essayistischen Selbstreflexion, die ganz ohne die das eigene Ich feiernde Selbstbespiegelung auskommt, dafür aber mit umso mehr Detailfreude und Beobachtungsgabe den eigenen Weg durch Lektüren, Begegnungen und Erinnerungen nachzeichnet. Hanimann liest hier fünf aus Fotografien und Kommentaren bestehende Texte zu Beckett, Faulkner, Ibn Magali und Flaubert, die das doppelseitige Schriftsteller-Ich als Person und Funktion analysieren. Darüber hinaus entdeckt der Rezensent in diesem außergewöhnlichen Band brillante autobiografische Anekdoten, die Michon etwa beim Gebet zeigen. Ein Virtuose der französischen Gegenwartsliteratur, der noch "schärfer" als Handke schreibt, lobt der Kritiker.
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