Penelope Mortimer

Bevor der letzte Zug fährt

Roman
Cover: Bevor der letzte Zug fährt
Dörlemann Verlag, Zürich 2023
ISBN 9783038201205
Gebunden, 304 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Kristine Kress. Ruth Whiting, 37, müsste eigentlich glücklich sein. Sie lebt im idyllischen Londoner Umland, hat drei gesunde Kinder, und ihr Zahnarztgatte kommt an den meisten Wochenenden heim.In Wahrheit langweilt sie sich zu Tode, ihr Leben ist eine endlose Aneinanderreihung von Verabredungen mit anderen Vorortfrauen, und bei Kuchen, Sherry und geistlosen Gesprächen verrinnt ihre Zeit. Als ihre 18-jährige Tochter ungewollt schwanger wird, erinnert sich Ruth daran, wie sie jung Mutter wurde, bevor sie überhaupt wusste, wer sie war. Jetzt will sie alles dafür tun, ihrer Tochter eine freie Entscheidung zu ermöglichen.In ihrem 1958 erstmals veröffentlichten Roman seziert Penelope Mortimer mit sarkastischem Humor die Abgründe eines unfreien Frauenlebens und zeigt zugleich den Schmerz ungewollter Mutterschaft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.06.2023

Rezensent Tobias Schweitzer blickt durch die Augen der Protagonistin in Penelope Mortimers Roman auf eine in Konventionen erstarrte Welt im England der fünfziger Jahre. Ruth Withing ist in ihrem drögen Alltag als Hausfrau gefangen, ohne Aussicht auf Veränderung, lesen wir. Das eingeschränkte Leben, in das sie von der Gesellschaft hineingedrängt wurde, entspricht ihr nicht und führt zu dauernden Nervositätszuständen, erzählt der Kritiker. Die große Stärke des erstmals 1958 erschienenen Romans sieht Schweitzer in Ruths distanziertem Blick auf die Umgebung, mit dem sie all die Versteckspiele, derer die Gesellschaft um sie herum bedarf, um zu funktionieren, in "beinahe ethnografischer Weise" analysiert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.04.2023

Rezensent Rainer Moritz freut sich über eine weitere wiederzuentdeckende Frauenstimme aus der englischsprachigen Literatur: Penelope Mortimers im Original schon 1958 erschienene Geschichte einer Frau, die ein tristes häusliches und familiäres Leben führt, kann er nun in einer leider nicht immer geglückten deutschen Übersetzung lesen. Dass Ruths Ehe mit Rex keine Liebeshochzeit war, sondern wegen einer ungewollten Schwangerschaft zustande kam, lernt Moritz schnell, das Muster droht sich bei ihrer kaum erwachsenen Tochter Angela zu wiederholen. Die Suche nach einer Lösung für diese Situation, die die Mutter ihrem Kind unbedingt ersparen möchte, verfolgt der Kritiker mit großem Interesse - gerade, wenn es um den zu der Zeit illegalen Schwangerschaftsabbruch geht. Die feministische, schonungslos ehrliche und mutige Sichtweise der Autorin nimmt er gerne an; für ihn ist sie ihrer Zeit voraus, und er ist gespannt auf weitere Bücher der Autorin.