Paula Fox

Paul ohne Jacob

(Ab 10 Jahre)
Cover: Paul ohne Jacob
Fischer Sauerländer Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783794143757
Gebunden, 112 Seiten, 11,73 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Cornelia Krutz-Arnold. Jeden Tag übt Paul so zu tun, als gäbe es Jacob gar nicht. Und er wird immer besser darin. Denn sein kleiner Bruder hat einen Konstruktionsfehler, findet Paul. Und seine Eltern haben nur noch den Kleinen im Auge, jeden Rülpser beobachten sie besorgt. Paul ist einfach nur genervt. Morgens winkt Jacob ihm ewig hinterher, wenn Paul zur Schule geht; er bringt Pauls Spielsachen durcheinander und an Geburtstagen vergräbt er sein Gesicht in der Torte. Aber eines Tages ist Paul gezwungen seinen Bruder zum Arzt zu begleiten ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.05.2003

Die Wahl der Kinderperspektive oder jugendlicher Protagonisten macht ein Buch nicht automatisch zu einem Kinderbuch, behauptet Gerda Wurzenberger und fragt weiter, was denn nun ein Kinderbuch von einem für Erwachsene unterscheide? Eine begrenzte Problemstellung, lautet eine von Wurzenbergers selbsterteilten Antworten. In Paula Fox' Roman "Paul ohne Jacob" heißt das Problem zunächst Jacob, der kleine Bruder von Paul, der mit Down-Syndrom geboren wurde. Paul empfindet Scham und Eifersucht und wird deshalb zum "begnadeten Verdränger", fasst die Rezensentin die Handlung zusammen. Fox erzählt klar und schnörkellos und enthält sich einer überdeutlichen Kommentierung, lobt die Rezensentin. Klar wird, so Wurzenberger, dass nicht der behinderte Jacob, sondern Paul ein Problem hat. Alle anderen, Familie und Umwelt, reagierten äußerst verständnisvoll, geradezu vorbildlich. Was Wurzenberger zu einer weiteren allgemeinen Beobachtung bezüglich von Kinderbüchern veranlasst: Die Eltern, so meint sie, sind in den meisten Büchern heute durchweg starke und damit Identifikationsfiguren.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.11.2001

Keine bemühte Problemlösungsgeschichte, Gott sei Dank. Wir hören den Rezensenten aufatmen. Was Reinhard Osteroth in diesem Buch stattdessen begegnet ist, hat ihn offenbar überzeugt. Die Geschwistergeschichte um das Down-Syndrom, so gibt er uns zu verstehen, kreist beharrlich in kleinen Bewegungen, die zwar an der Sache nichts ändern, dafür aber "in faszinierender Dichte" und "ohne wohlfeile Passagen der Einfühlung" die Not des Helden protokollieren. Dem "untergründigen Spannungszustand" zwischen den Geschwistern, in dessen Mitte, wie der Rezensent erklärt, die Verweigerung einer Begegnung der beiden steht, kann Osteroth einiges abgewinnen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.10.2001

Faszinierend und literarisch herausragend findet Hilde Elisabeth Menzel die Geschichte über Paul und seinen fünf Jahre jüngeren geistig behinderten Bruder Jakob. Paula Fox erzähle schonungslos mit einer dichten und glasklaren Sprache von den Schwierigkeiten Pauls, Jakob anzuerkennen, und vor allem dessen Bevorzugung zu akzeptieren, denn wegen seines Down Syndroms erhält er von den Eltern und dem Großvater in Pauls Wahrnehmung mehr Aufmerksamkeit. So entwickelt Paul, berichtet die Rezensentin, einen regelrechten Hass auf Jakob. Am Ende steht die Hoffnung auf ein besseres Verhältnis der Brüder, eine Hoffnung, kein banales Happy End. Menzel hat das Buch betroffen und erschüttert zur Seite gelegt, denn Fox schildere ein Kinderleben ohne jegliche Beschönigung, mit einem unverstellten Blick auf die negativen Gefühle des Protagonisten. Das ist keine leichte Lektüre, so die Rezensentin, aber ein großes Stück Literatur.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de