Ottmar Ette

Alexander von Humboldt und die Globalisierung

Das Mobile des Wissens
Cover: Alexander von Humboldt und die Globalisierung
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783458174349
Gebunden, 476 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Lange Zeit wurde Alexander von Humboldt mißverstanden als nur historisch interessante Figur. Doch mittlerweile ist sowohl die herausragende Qualität seiner literarischen und wissenschaftlichen Schriften als auch seine Bedeutung als Vor-Denker der Globalisierung unbestritten. Ottmar Ette beschreibt die Entstehung des Humboldtschen Denkens, fragt nach den für Alexander von Humboldt so wichtigen revolutionären historischen und wissenschaftlichen Kontexten, beleuchtet die europäische Verankerung des Berliner Weltbürgers, zeigt den Denker an der Schnittstelle zwischen Romantik und Moderne und legt die Aktualität eines Denkers, Forschers und Schriftstellers dar, der keineswegs zufällig in der gegenwärtigen Phase beschleunigter Globalisierung von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Im Zentrum des Buches steht die grundlegende Verbindung von Reisen und Wissen, von Mobilität und Wissenschaft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.09.2019

Andreas Eckert fühlt sich durch die Wiederauflage von Ottmar Ettes intellektueller Biografie über Alexander von Humboldt zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Jahrhundertgelehrten angespornt. Dass der Autor sich mit Humboldt auskennt, steht für Eckert außer Zweifel, liest er Ettes Skizze zu einer Lebensgeschichte, die Humboldt als Vordenker der Globalisierung zeigt. Wie Humboldt das eurozentristische Denken überwand, bei seinen Forschungen transdiziplinär und interkulturell vorging, auf weltweite Vernetzung setzte und gesellschaftliche Verantwortung propagierte, vermag Ette laut Eckert zu vermitteln. Dass Humboldts Werk aus Fragmenten besteht, passt für den Autor in das Bild vom Wissenschaftler mit einem offenen Verständnis seiner Zunft. Lesenswert, meint Eckert, auch wenn ihm Ettes Eingenommensein für Humboldt doch etwas unkritisch erscheint.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.05.2009

Einen Zugang zum "ganzen" Humboldt bietet Ottmar Ettes Buch über den Naturforscher nach Ansicht von Uwe Justus Wenzel. Dabei zeigt sich der Rezensent des seit Jahren grassierenden Humboldt-Hypes ein wenig überdrüssig. Seines Erachtens existiert sogar eine Art "Humboldt-Kulturindustrie", die auch auf dem Buchmarkt ihren Niederschlag findet. Nichtsdestoweniger würdigt er den Romanisten Ette jedenfalls als einen der profundesten Kenner Humboldts und als einen der aktivsten Editoren seiner Schriften. Besonders geht er auf die Ausführungen über die Verwobenheit von Lebensstil und Denkstil bei Humboldt ein und hebt die neuen Dimensionen von dessen Wissenschaftskonzept hervor, die Ette herausarbeitet. Danach erscheine Humboldt als Pionier einer neuen Wissenschaft, die transdisziplinär, interkulturell, kosmopolitisch, transareal, weltweit vernetzt, publikumswirksam und öffentlichkeitsorientiert, sinnlich und schließlich in ihrer Methode experimentell ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.05.2009

Als einen der besten Kenner Alexander von Humboldts würdigt Jens Bisky den Romanisten Ottmar Ette, der nun zum 150. Todestag des Naturforschers die Summe seiner Studien zieht. Die Wertschätzung des Rezensenten für den Autor ändert allerdings nichts daran, dass er das Werk selbst insgesamt eher durchwachsen findet. Er sieht darin eine "intellektuelle Biografie" Humboldts, die vor allem dessen Wissenschaftsverständnis in den Mittelpunkt rückt. Dabei moniert er Ettes vehementes Plädoyer für eine an Humboldt orientierte Entprovinzialisierung der Wissenschaften, zum einen weil der Autor damit offene Türen einrenne, zum anderen weil die Aktualität Humboldts nicht automatisch durch Lobhudelei und Behauptung erwiesen werde. Mehr anfangen kann Bisky mit den Ausführungen über die Editionsgeschichte und die Kritik an ideologischer und geschäftlicher Instrumentalisierung Humboldts. Schließlich hält er dem Autor auch noch vor, dem "Kitsch unserer Tage" zu verfallen, wenn er von der "Humboldt'schen Kunst des Scheiterns", vom "Glück, keinen Gipfel zu erreichen, nirgendwo anzukommen" (Ette) spricht.
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